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Sport: Der reichste Fan

Eisbären-Eigner Anschutz besucht Berlin und forciert den Bau der Arena am Ostbahnhof

Berlin. Begeistert sprang er auf, der kleine Herr im dunklen Pullover. Hurra! Philip Anschutz klatschte in die Hände. Die Eisbären hatten gerade das Tor zum 3:0 gegen die Frankfurt Lions erzielt. Seine Eisbären, einer der vielen Klubs des amerikanischen Milliardärs aus Denver, zu dessen Unternehmen viele Vereine, Veranstaltungsorte und Firmen gehören. Und trotzdem, das Eishockey-Team aus dem Osten Berlins liegt Anschutz am Herzen. Er ist Eisbären-Fan, dass illustrierte er beim Spiel am Freitag, zumindest für sich. Am Kragen hatte Anschutz einen Sticker der Los Angeles Kings, seines Klubs aus der nordamerikanischen Profiliga NHL, unter seinem Pullover trug er ein T-Shirt mit dem Eisbären-Emblem.

Der Anschutz-Verein gewann das Spitzenspiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) 4:1 gegen Frankfurt, und der Eigner, der nur alle Jubeljahre im Sportforum vorbeischaut, war begeistert. „Das Team möchte ich am liebsten mit den Kings austauschen“, sagte er zu Detlef Kornett, dem europäischen Chef der Anschutz Entertainment Group. „Und die tollen Fans müssen wir auch nach Amerika holen.“ Auch die Frau von Anschutz, erstmals bei einem Eisbären-Spiel dabei, war angetan vom Spiel im Sportforum, berichtete Kornett später, als Anschutz und Tross den Vip-Raum der Eisbären verlassen hatten. Zurück am Tisch des hohen Besuchs blieben ein nicht angerührter Obstkorb und eine Schale mit ein paar Krümeln von Kartoffelchips und bei Kornett eine große Portion Erleichterung: Der anstrengende Arbeitstag mit Anschutz war überstanden.

Denn natürlich war der Chef nicht zum Chips-Essen und Eishockeyschauen nach Berlin gekommen. Er hatte viele Fragen an Kornett. Schließlich geht es Anschutz ums ganz große Geschäft, um die geplante Großarena am Ostbahnhof, um die Entwicklung des Areals dort, das Anschutz vor längerem gekauft hat. Dem Milliardär scheint es alles ein wenig zu langsam in Berlin voranzugehen. Dabei hat er Klaus Wowereit, dem Regierenden Bürgermeister, am Freitag gesagt: „So ein perfektes Umfeld, so eine gute Zusammenarbeit wie in Berlin habe ich noch nie erlebt.“

Tatsächlich scheint der jüngste Besuch des Eisbären-Eigners Schwung in die Sache mit der Halle gebracht zu haben. Kornett redete davon, dass im Februar „alles so weit klar sein sollte“. Der Baubeginn der Arena, die bei Spielen der Eisbären 16 500 Zuschauer beherbergen soll, ist nicht mehr weit entfernt, das letzte Problem bald gelöst: die Vergabe der Namensrechte für die Arena – ganz nach dem Muster Hamburg, wo die Multifunktionshalle den Namen der norwegischen Schifffahrtsgesellschaft Color Line trägt.

Lange gab es keinen Mäzen, der für Berlin den von Anschutz gewünschten Preis zahlen wollte. Nun gibt es mindestens zwei Großunternehmen, die an der Halle am Ostbahnhof ihren Firmennamen sehen wollen. Im Februar werden Vertreter der interessierten Großkonzerne zur Entscheidung über die Vergabe der Namensrechte von Anschutz eingeladen, nach Las Vegas und Los Angeles und mit allem erdenklichen Pomp: Die Damen und Herren sollen sogar mal dem Politik machenden Schauspieler Arnold Schwarzenegger die Hand schütteln dürfen. Die Reise, an der rund 30 Personen teilnehmen sollen, kostet Anschutz eine sechsstellige Summe. Doch das ist es Anschutz wert, denn dass er auf Berlin setzt, ist nun klar: Bei den Hamburg Freezers hat er zuletzt nicht vorbeigeschaut, obwohl ihm der Klub auch gehört – allerdings nicht seine Halle. Die Color Line Arena hat seit Jahresbeginn Harry Harkimo zum alleinigen Eigner; der finnische Unternehmer hat die 50-Prozent-Anteile, die ihm noch nicht gehörten, einer Hamburger Kaufmannsfamilie abgekauft. Nun verdient allein Harkimo an Burgern und Bieren, die er in der Arena verkauft, während sie bei Anschutz bei Spielen der Freezers nach Vip-Karten fragen müssen.

In Hamburg lässt sich für Anschutz momentan kein Geld verdienen. Vielleicht bewegt auch das den Milliardär dazu, als Fan mit dem Klub aus Hohenschönhausen mitzufiebern, sind nicht nur tolle Stimmung und tolle Eishockeyspiele dafür verantwortlich, dass Anschutz Eisbären-Fan ist.

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