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Sport: Der Traum wird wahr
Bayern München besiegt Real Madrid und steht im heimischen Champions-League-Finale.
Zum Schluss also Bastian Schweinsteiger. Um 23.25 Uhr, kurz vor dem Ende eines denkwürdigen Tages und eines Fußballspiels von einer Offensivwucht, wie es in der Champions League nur ganz selten zu bestaunen ist. Nach 90 Minuten hatte Real Madrid den Münchner 2:1-Sieg aus dem Halbfinal-Hinspiel egalisiert, nach torloser Verlängerung jetzt also das Elfmeterschießen. Schweinsteiger läuft an, schießt, das Netz beult aus und auf einmal ist es ganz leise unter den 80 000 Zuschauern im Estadio Santiago Bernabeu. Schweinsteiger verwandelt zum 3:1 im Elfmeterschießen, es ist der goldene Schuss ins Finale der Champions League gegen den FC Chelsea am 19. Mai daheim in München. Dabei müssen die Münchner allerdings auf Holger Badstuber, David Alaba und Luiz Gustavo verzichten. Sie alle sahen ihre jeweils dritte Gelbe Karte und sind damit automatisch gesperrt.
Es war ein Triumph des Charakters. Mit der Willenskraft eines Champions hatten sich die Bayern zurück gekämpft in ein Spiel, das schon früh verloren schien. Nach einer Anfangsphase, wie sie wuchtiger kaum sein konnte. Das drohende Unheil zog schon nach fünf Minuten herauf, als Angel di Maria am rechten Strafraumeck zum Schuss kam. David Alaba flog zur Rettung heran, mit viel Leidenschaft und ein wenig Ungeschick, denn sein linker Arm war doch arg weit abgewinkelt, so dass er kaum auf eine natürliche Bewegung plädieren konnte, als er den Ball abblockte. Schiedsrichter Viktor Kassai stand gut, er pfiff sofort und wohl auch zu Recht.
Zur Ausführung des Strafstoßes schritt Cristiano Ronaldo, und er nahm einen so gewaltigen Anlauf, als wolle er das frühe Torglück mit aller Kraft erzwingen. Und schob den Ball dann ganz zärtlich in die rechte Ecke zum 1:0 für Real Madrid.
Im Bernabeu brach ein Orkan des Jubels los, und auch auf dem Rasen tobte der weiße Sturm, unterbrochen allerdings durch eine Münchner Großchance. Arjen Robben gelang nach Alabas Eingabe das Kunststück, den Ball aus vier Metern über das leere Tor zu zirkeln. Kurz darauf aber schien das Spiel schon seiner Entscheidung nahe. Nach einem Zuordnungsdurcheinander in der Münchner Abwehr fand ein zauberhaftes Zuspiel von Mesut Özil den freistehenden Ronaldo, diesmal wählte er die linke Ecke. Dass er dabei ein paar Zentimeter im Abseits stand, merkten die konsternierten Münchner gar nicht und verzichteten auf jeden Protest.
0:2 nach nicht einmal einer Viertelstunde – es sah böse aus für die Bayern. Es war Toni Kroos, der auffälligste, weil furchtloseste Münchner, der seine Mannschaft schnell zurück ins Spiel brachte. Seine Flanke brachte Reals Innenverteidiger Pepe in die Verlegenheit, in die Füße von Mario Gomez zu stolpern. Wieder pfiff Kassai sofort, und obwohl alles mit Gomez als Schützen rechnete, griff sich Arjen Robben den Ball. Und das zwei Wochen nach seinem folgenschweren Fehlschuss von Dortmund, der die Bayern vorzeitig die Meisterschaft gekostet hatte. Wieder wurde es knapp. Iker Casillas sprang gut und schnell in die rechte Ecke, er bekam die Hand sogar an den Ball, konnte ihn aber nur noch an den Innenpfosten lenken, von wo er ins Tor flog. 1:2, das Finale war wieder in Schussweite.
Es gab kein Durchatmen. Auf der einen Seite wuchtete Benzema den Ball knapp am Tor vorbei, auf der anderen vergaben zunächst Gomez und dann an Ribéry den möglichen Ausgleich. Casillas parierte einen großartig von Robben getretenen Freistoß Sekunden vor der Pause und hatte Sekunden danach Glück, dass Gomez' Kopfball knapp am Tor vorbei flog. Real blieb überlegen, aber die Fehlerquote wuchs und Cristiano Ronalo kam immer seltener zu seinen gefürchteten Tempodribblings. Das Spiel lief in eine Bahn, wie sie den Bayern behagte, und hätte Robben bei seinem Solo nicht den freistehenden Gomez ignoriert, wäre es vielleicht schon frühzeitig um Real geschehen gewesen. Kurz vor Schluss, als Robben dann doch Gomez bediente, zögerte dieser und verschluderte die Riesenchance zum Schuss ins Finale.
Real, physisch längst am Ende, rettete sich in die Verlängerung, in der beide Mannschaften das Risiko scheuten. Was folgte, war das Elfmeterschießen. Nach Neuers Paraden gegen Ronaldo und Kaka war der FC Bayern schon so gut wie durch, aber dann parierte Casillas gegen Kroos und Lahm. Sergio Ramos schoss über das Tor, und dann kam der große Augenblick des Bastian Schweinsteiger.