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Hexenmeister

© afp

Fußball in Afrika: Der Voodoo-Priester verhilft zum Sieg

Fußball ist in Afrika immer noch eng mit Aberglauben und Voodoo-Zauberei verbunden. Die Zunft der Hexenmeister ist zwar offiziell ausgebremst worden, hat aber noch großen Einfluss und verdient viel Geld.

Fußballer sind abergläubisch. Von der Kreisliga bis zur Bundesliga pflegen die Spieler ihre Marotten, im Glauben, den Ausgang der Partie zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Da wird ein Glückspfennig hinter den Schienbeinschützer gesteckt oder im Rasen verbuddelt. Da zieht der Akteur den linken vor dem rechten Schuh an, oder der Trainer rasiert sich erst, wenn sein Team wieder verliert. Das sind harmlose kleine Spinnereien im Vergleich zu Afrika, wo Voodoo-Zauber nach wie vor ein nicht zu unterschätzendes Element des Fußballs ist.

Geköpfte Hühner am Spielfeldrand

Geschlachtete Schafe in der Kabine, geköpfte Hühner am Spielfeldrand oder vergossene teuflische Tinkturen auf dem Platz: In Afrika wird die Beschwörung von übernatürlichen Kräften und wunderbarem Zauber aktiv angewandt. Beim laufenden Afrika-Cup, vergleichbar mit der Fußball-Europameisterschaft, hoffen die Fans nicht nur auf ein erfolgreiches Abschneiden ihres Teams. Sie helfen in Form von Zeremonien, Flüchen und Tieropfern.

Fast jedes Team in Afrika hat einen jener Hexenmeister in seinen Reihen, die vor dem Spiel gerne mal ein Huhn im Strafraum vergraben, um die gegnerischen Spieler zu verzaubern - oder den Zugang zum Stadion zu verwünschen. So soll in Ghana ein Erstliga-Team nicht den direkten Weg in die Arena genommen haben, weil das Eingangs-Tor verhext gewesen sei. Die Spieler sind dann, so wird überliefert, mühsam über die Stadionmauer geklettert. Berti Vogts, Trainer der nigerianischen Nationalmannschaft weiß von ähnlichen Beispielen zu berichten. "Man steigt nicht in einen Bus, weil vorher ein Voodoo-Häuptling durchgelaufen ist", sagte der frühere Bundestrainer im Interview mit dem Tagesspiegel.

Voodoo-Priester verdienen Geld

Die selbst ernannten Hexenmeister oder auch so genannte Witchdoctors, die Kräuter, Wurzeln und Schlangenhäute zu geheimen Flüssigkeiten zusammenrühren, können in Afrika gutes Geld verdienen, denn viele Klubs lassen sich die Dienste dieser Voodoo-Priester einiges kosten. "Die gibt es so, wie es bei jedem deutschen Klub einen Masseur gibt", sagt Anthony Baffoe, langjähriger ghanaischer Nationalspieler und Mitorganisator des diesjährigen Afrika-Cups.

Jener Baffoe verschoss den entscheidenden Elfmeter im Finale von 1992, als die Elfenbeinküste Ghana besiegte. Dieses Endspiel soll unter dem Einfluss der Hexenmeister auf Seiten der Elfenbeinküste gestanden haben. Nach dem Sieg sahen diese ihre Arbeit allerdings nicht ausreichend finanziell gewürdigt, so dass sie das Team mit einem Fluch belegte. Das westafrikanische Land blieb dann tatsächlich lange Zeit ohne Erfolg, so dass sich die Regierung genötigt sah, den Hexenmeister nachträglich 2000 US-Dollar zu zahlen.

Polizei verhindert Massenschlägerei

Beim Turnier 2002 wurde der Kameruns Torwarttrainer Thomas Nkono vor dem Halbfinale gegen Gastgeber Mali von der Polizei aus dem Innenraum des Stadions geholt. Gegnerische Spieler hatten behauptet, er habe bei der Platzinspektion ein Elixier auf den Rasen geträufelt. Die Beamten konnten nur mit Mühe eine Massenschlägerei verhindern. Der afrikanische Fußball-Verband nahm dieses Ereignis zum Anlass, seine Statuten zu ändern. Hexenmeister dürfen offiziell nicht mehr zur Mannschaft gehören. Hokuspokus aller Art ist innerhalb des Stadions verboten.

Die besten Spieler Afrikas verdienen ihr Geld ohnehin in den europäischen Top-Ligen und halten sich von den Zauberern fern. Mit Blick auf die WM 2010 in Südafrika ist dem Kontinent daran gelegen, ein besseres Bild als zuletzt abzugeben. Nach der Absage der Rallye Dakar wegen Terrorgefahr und der Ermordung des Österreichers Peter Burgstaller vor der Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen will Afrika dem Rest der Welt beweisen, dass es fähig ist ein sportliches Großereignis zu veranstalten.

Der 26. Afrika-Cup, der mit einem 2:1-Sieg von Gastgeber Ghana gegen Guinea startete, ist demnach als Testlauf zur Fußball-Weltmeisterschaft in zwei Jahren zu sehen. Dann schlägt auch wieder die Stunde - wenn auch nicht mehr offiziell - der Hexenmeister und Voodoo-Priester.

Matthias Bossaller

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