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Hanball-EM in Serbien: Deutsche Handballer in der Hauptrunde

Die deutschen Handballer haben bei der EM in Serbien die Hauptrunde erreicht. Die Mannschaft besiegte Rekord-Europameister Schweden im abschließenden Vorrundenspiel. Nun hoffen sie auf mehr.

Uwe Gensheimer pulte sich das Wachs von der Hand, das für die Ballhaftung sorgt, er war dabei so abgeklärt wie in den 60 Minuten auf dem Feld der Cair Hall. Neun Tore hatte der Linksaußen von den Rhein Neckar-Löwen erzielt, kalt bis ans Herz, er war der beste Schütze in der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) bei dem 29:24 (20:15)-Sieg gegen Schweden.

Aber Gensheimer redete nicht von sich, sondern nur von der Mannschaft. „Wir haben so viel Selbstvertrauen geschöpft gegen Mazedonien, dieser Sieg hat den Kopf frei gemacht für diese Aufgabe.“ Bundestrainer Martin Heuberger wirkte fast ungläubig nach der Wiedergeburt des deutschen Angriffhandballs. „Dass wir so eine Leistung abrufen können, freut mich sehr“, sagte der 47-Jährige. „Die Mannschaft hat mich wirklich überrascht, wir haben uns selbst aus dem Schlamassel gezogen.“ Die deutschen Handballer haben also die Hauptrunde der EM in Serbien erreicht.

Weil im weiteren Spiel der Gruppe B Tschechien gegen Mazedonien mit 21:27 verlor, nimmt Deutschland als Gruppensieger 4:0 Punkte mit in die Hauptrunde. Erster Gegner am Samstag ist Gastgeber Serbien. „Die gute Startphase war sehr wichtig. Wenn es darauf ankam, haben die big points gemacht“, sagte Patrick Groetzki (Löwen), der mit fünf Treffern ebenfalls zu den besten Deutschen gezählt hatte.

Zu Beginn rieben sich alle Beobachter die Augen. In den ersten zehn Minuten überrannte die DHB-Auswahl die Schweden förmlich, führte deren gerühmte 6:0-Auswahl regelrecht vor mit ihrem blitzschnellem, modernen Angriffshandball. Die deutschen Profis trafen, wie sie wollten, aus dem Rückraum Lars Kaufmann mit seinen monströsen Sprungwürfen, auch Linkshänder Holger Glandorf (beide SG Flensburg), der bisher gehemmt wirkte, und vor allem die Mannheimer Flügelzange Gensheimer-Groetzki traf: Beim 8:3 (10. Minute) führte der Weltmeister von 2007 erstmals mit fünf Toren, dann beim 11:5 (15.) und 15:9 (21.) gar mit sechs Treffern.

„Ich denke, die Schweden haben unseren Angriff etwas unterschätzt“, sagte Heuberger. Und auch Spielmacher Michael Haaß war stolz auf die Leistung jenes Mannschaftsteils, der seit langem als das größte Problem dieser Mannschaft gilt. „In den ersten 30 Minuten lief fast alles, es war so flüssig, wie wir uns das vorstellen, das war die beste Leistung seit der WM vor einem Jahr“, sagte der Regisseur.

Auch als Haaß eine Pause brauchte und der Berliner Sven-Sören Christophersen kam, blieb das Team den Vorsprung cool und hielt den Vorsprung. Nach einer Angriffsleistung auf Weltklasse-Niveau führte Deutschland zur Pause 20:15. Nach der Pause geriet das Team unter Druck, durch Zeitstrafen, aber auch durch die spektakulären Paraden des schwedischen Keeper Mattias Andersson (Flensburg).

Doch nun zog auch die deutsche 6:0-Deckung das Tempo an, hatte den schwedischen Rückraumstar Kim Andersson weiterhin im Griff. Und den Rest besorgte der Berliner Torwart Silvio Heinevetter, der den schwedischen Schützen wichtige Bälle wegnahm. „Silvio war heute in großer Form“, lobte Abwehrchef Oliver Roggisch (Rhein Neckar-Löwen), und auch Heuberger war froh, dass er wieder auf Heinevetter gesetzt hatte: „Auf ihn kann man sich in solchen Spielen, in denen es um alles geht, immer verlassen.“

So verteidigte die deutsche Mannschaft den einmal erarbeiten Vorsprung zäh, mit großem Kampfgeist, aber auch mit einer erstaunlichen Abgebrühtheit in diesen 60 Minuten, in denen bei einer Niederlage das EM-Aus gedroht hätte. So ließ die deutsche Abwehr in der letzten Viertelstunde nur noch vier Treffer zu. Damit war der Weg für die Deutschen nach Belgrad frei, wo Samstag das erste Spiel der Hauptrunde ansteht, und wo nach dieser spektakulären Leistungssteigerung auf einmal alles möglich scheint. Sogar der Einzug in das Halbfinale.

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