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Auch Stabhochspringerin Lisa Ryzih hat sich für den Playboy ausgezogen.

© dpa

Deutsche Olympiastars zeigen sich nackt: Performt lieber im Wettkampf als im „Playboy“!

Traditionell lichtet der „Playboy“ vor Olympia deutsche Sportlerinnen ab. Auch dieses Jahr wieder. Das ist aus der Zeit gefallen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Wow, der nackte Hintern von Niklas Kaul sieht toll aus. Und erst diese Brustmuskeln! Doch der unbedeckte Körper des Zehnkampf-Weltmeisters existiert in der Öffentlichkeit nur in der Phantasie. Kaul definiert sich über seine Leistung, nicht über die bloße Ästhetik seines Körpers. Überhaupt gibt es recht wenige Männer im Sport, die die Hüllen fallen lassen. Mit den Frauen verhält es sich anders.

Es ist unschöne Tradition, dass das Männermagazin „Playboy“ pünktlich zu den Olympischen Spielen auch deutsche Athletinnen nackt ablichtet. Dieses Mal sind es die makellosen Körper von Stabhochspringerin Lisa Ryzih, Schwimmerin Marie Pietruschka sowie Degenfechterin Alexandra Ndolo. Und jede dieser Frauen hat nicht nur ihren Körper, sondern auch eine Botschaft zu bieten. „Ich will zeigen, dass Frauen sowohl schön als auch intelligent sein können“, sagt etwa Ndolo. Darauf wäre nun wirklich kein Mensch gekommen.

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Grundsätzlich sollte gelten, dass jede und jeder im gesetzlichen Rahmen tun und lassen kann, was sie oder er möchte. Und da das Auskommen zum Beispiel als Stabhochspringerin bescheiden ist, kann das hübsche Sümmchen für die Fotos helfen. Dennoch wirken diese Fotos im Jahr 2021 aus der Zeit gefallen.

Die MeToo-Bewegung hat längst den Sport erreicht. Die Frauen kämpfen gegen Sexismus und Benachteiligung. Kleiderordnungen und Kameraeinstellungen werden hinterfragt, Preisgelder ebenso. Die Frauen wollen für ihre Leistungen gewürdigt werden, für den Sport, den sie betreiben, aber nicht für ihren Körper.

Insofern laufen die Playboy-Bilder diesem Verlangen nach Gleichberechtigung und letztlich auch dem Kampf gegen Sexismus zuwider. Die drei Athletinnen senden mit den Fotos die Botschaft, dass ihr Sport allein nicht reicht. Dass sie dem (vorwiegend männlichen) Publikum mehr geben müssen. Dabei ist es im Einverständnis fast aller Athletinnen, dass die Leistung zählt – und nicht die nackte Haut. Im Sinne des modernen Frauenbildes wäre es gut, Ryzih, Pietruschka und Ndolo würden im Wettkampf überzeugen – und nicht im „Playboy“.

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