
© IMAGO/Zoonar
Deutschland blamiert sich schon wieder : Lasst es bitte bleiben mit Olympia!
Olympia in Deutschland? Für manche ein Traum! Doch wieder einmal läuft im Vorfeld einer Bewerbung alles schief.

Stand:
Mit Deutschland und den Olympischen Spielen verhält es sich wie mit einem Kleinkind nach den ersten Gehversuchen, das auf dem Spielplatz direkt ein Klettergerüst in Angriff nimmt: Die Naivität ist auf eine Art putzig, aber die Unternehmung hat nahezu null Aussichten auf Erfolg.
Die letzten sieben Male scheiterte eine deutsche Bewerbung teils kläglich. Besonders in Erinnerung geblieben ist die Berliner Bewerbung im Jahr 1993 für die Sommerspiele 2000.
Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Die Berliner Bewerber überlegten schon, Dossiers über die sexuellen Präferenzen der IOC-Mitglieder anzulegen. Und der Bewerberchef Axel Nawrocki war sich noch wenige Monate vor der Wahl sicher: „Berlin liegt gut im Rennen um Platz eins!“ Knapp vorbei: Berlin wurde Vorletzter, erhielt neun von 88 Stimmen.
Trotz dieser und weiterer Fehlversuche gibt Deutschland nicht auf. Nächstes Vorhaben: 2036, 2040 oder 2044 sollen die Spiele hierzulande gerne stattfinden. Doch – um im Bild zu bleiben – klettern kann Deutschland immer noch nicht.
Der Parcours sei hier skizziert: Um ihn zu bewältigen, erfordert es ein klares Konzept und bestens vernetzte Sportfunktionäre. Und wenn möglich: Der Widerstand in der Gesellschaft sollte nicht allzu groß sein.
Deutschland erfüllt keines dieser Kriterien. Die Bevölkerung steht gerade in Zeiten, in denen viele Budgets gekürzt werden, den Spielen missmutig entgegen. Die Sportdiplomatie ist im Vergleich zu anderen Nationen – trotz des scheidenden IOC-Präsidenten Thomas Bach – wenig bis gar nicht vorhanden. In den Hinterzimmern, in denen unverblümt über die Vergabe entschieden wird, sind die Deutschen nicht dabei.
Die größte Baustelle ist aber das fehlende Konzept. Deutschland weiß immer noch nicht, mit welcher Stadt/Region (als Austragungsorte stünden Berlin, München, Hamburg, Leipzig und die Rhein-Ruhr-Region bereit) und wann man sich bewerben will.
Wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nun bekannt gab, möchte man die Entscheidung darüber nicht in diesem Jahr, sondern erst im nächsten Jahr fällen. Ein Grund: Es sollen auch die Sportfachverbände stärker in die Entscheidung einbezogen werden.
Die möglichen Bewerberstädte sind entsetzt. Der verzögerte Prozess mindert die Chancen auf eine ohnehin schon wenig aussichtsreiche Bewerbung. Zudem arbeiten die Städte weiter gegeneinander.
Vor allem aber: Die Vorbereitung auf eine mögliche Bewerbung kostet Geld. Der Eindruck verstärkt sich, dass den Städten jetzt schon die Lust auf die Spiele vergangen ist. Man würde allen Kräften hierzulande, die sich für Olympia bewerben möchten, am liebsten auf die Schulter klopfen und sagen: „Lasst es doch bleiben.“ Lernt erst einmal richtig laufen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: