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Deutschland Cup in Landshut: Wo steht das deutsche Eishockey?
Beim Deutschland Cup spielen die Frauen und die Männer das einzige Mal im Jahr um einen Titel in Deutschland. Drei Experten geben Auskunft, wo das Eishockey anderthalb Jahre vor Olympia steht.
Stand:
Bis zum Sonntag spielen die deutschen Teams beim Deutschland Cup. Während die Frauen ein Jahr nach der Premiere vor allem um Aufmerksamkeit kämpfen, gehen die Männer als Favorit in das Heimturnier, das bereits ein Wegweiser in Richtung Olympia 2026 in Mailand sein soll.
Wir haben drei Experten gefragt: Wo steht das deutsche Eishockey aktuell? Alle Folgen unserer Serie „3 auf 1“ finden Sie hier.
Eine Olympia-Medaille wäre ein positiver Schock
Das deutsche Eishockey befindet sich in einer sehr guten Phase. Wir gehören konstant zu den Top-8-Nationen und es überrascht niemanden mehr, wenn wir um Medaillen mitspielen. In der NHL spielen zudem Ausnahmespieler von Weltformat, die alles andere als Mitläufer sind. Wir haben in den vergangenen Jahren einiges in den Nachwuchs investiert, das zahlt sich aus. Die U18- und die U20-Auswahl spielen in der A-Gruppe.
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Ders Deutschland Cup ist die einzige Gelegenheit im Jahr, um sich dem deutschen Publikum zu präsentieren. Es ist unser Turnier und wir sollten zeigen, dass wir es auf jeden Fall gewinnen wollen. Für Bundestrainer Harold Kreis sind die kommenden Tage eine wichtige Gelegenheit, um festzustellen, wie weit die einzelnen Spieler derzeit sind. Die Olympischen Spiele 2026 in Mailand sind gar nicht mehr so fern.
Wir hoffen alle sehr, dass die NHL-Spieler alle dabei sind, und ich freue mich schon jetzt darauf, die bestmögliche deutsche Auswahl zu sehen. Dennoch wäre es ein positiver Schock, wenn es dann zu einer Medaille reicht. Top-Nationen wie Kanada, Schweden oder Finnland sind mit ihren NHL-Spielern immer noch besser aufgestellt.
Ronja Jenike
Die Männer haben zuletzt einen großen Schritt gemacht, das lässt sich ja an den Erfolgen messen. Das deutsche Team spielt inzwischen bei großen Turnieren um Medaillen mit und das ist sehr erfreulich. Wir haben mit der DEL eine Liga auf einem sehr guten Niveau und natürlich in der NHL einige deutsche Stars, also würde ich sagen, weltweit steht das deutsche Eishockey besser denn je da.
Bei den Frauen sind wir davon noch ein Stück weit entfernt, immerhin sind wir aber im europäischen Mittelfeld und da haben wir uns inzwischen etabliert.
Ich sehe das deutsche Eishockey auf dem Weg nach oben, da ist der Deutschland Cup Beleg dafür. So ein gemeinsames Turnier mit acht Teams, das gibt es auf der ganzen Welt nicht noch mal. Eishockey in Deutschland wird über zwei Geschlechter gelebt und das finde ich enorm. Für das Frauenteam ist es in Landshut eine enorm große Bühne, das wird die Spielerinnen sicher motivieren. Hoffen wir dann, dass es bei der Olympia-Qualifikation dann in Bremerhaven, immerhin ein DEL-Standort, auch wieder so voll wird im Stadion. Das wäre dann ein weiterer großer Fortschritt für das deutsche Eishockey.
Gegenwart gut, Zukunft fraglich
Die Antwort lässt sich sicher nicht am Deutschland Cup festmachen, zumindest was die Männer betrifft. Denn da fehlt mindestens die Hälfte der Spieler, die bei der WM 2025 in Dänemark für Deutschland auf dem Eis stehen werden und fast das gesamte Team, das bei den Olympischen Spielen 2026 für Deutschland auf Medaillenjagd gehen wird. Dazu ist die Gegnerschaft auch nicht erstklassig oder erstklassig besetzt. Es ist eine Chance für Spieler aus der zweiten Reihe und eine Chance für das Team, sich in der Heimat zu präsentieren.
Gut ist es, dass der Deutsche Eishockey-Bund auch Emanzipation lebt und dem Nationalteam der Frauen diese Bühne gibt, die allerdings mit dem Spielort Landshut viel zu klein ausfällt, um wirklich außerhalb der Eishockeyblase Wellen zu schlagen.
Bei den Männern war die Entwicklung in den jüngsten Jahren nicht nur aufgrund der großen Erfolge (Silber bei Olympia 2018 und bei der WM 2023) erstaunlich, auch gibt es zurzeit sieben deutsche Spieler in der besten Eishockey-Liga, von denen einige Topstars in der NHL sind.
Doch sollte man sich nicht blenden lassen, hinter Leon Draisaitl, Moritz Seider, John Jason Peterka oder Tim Stützle kam in den jüngsten zwei, drei Jahren viel zu wenig bis gar nichts nach an deutschen Talenten. Wenn da nicht mehr passiert und vor allem in der Deutschen Eishockey Liga nicht weiter munter eingebürgert wird, kann es einen Knick geben.
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