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Sport: Die Berliner treffen auf das Schlusslicht, und Trainer Röber weiß noch nicht, ob Roy oder Hartmann spielt

Jürgen Röber beugte sich zum Mikrofon; ein ganz klares Alarmzeichen. Sensible ziehen in solchen Momenten automatisch den Kopf ein.

Jürgen Röber beugte sich zum Mikrofon; ein ganz klares Alarmzeichen. Sensible ziehen in solchen Momenten automatisch den Kopf ein. Dann wirds nämlich ernst. Nicht immer, das nicht, aber man weiß ja nie. Wenn sich Röber langsam zum Mikrofon beugt, kann es sein, dass seine Stimme schneidend scharf wird. So wie bei einem Fahrlehrer, der seinem Prüfling mitteilt, dass der gerade zum achten Mal durchgefallen ist. Jedenfalls werden in dem Ton normalerweise besondere Mitteilungen gemacht. Röbers Botschaften lauten üblicherweise: "Wir müssen unbedingt gewinnen" oder "Wir müssen stark kämpfen". Wie gestern. Kämpfen, gewinnen - nein, wirklich?

Natürlich muss Hertha heute (Beginn 20 Uhr, Olympiastadion) gewinnen. Arminia Bielefeld ist schließlich Tabellenletzter. Natürlich muss Hertha heute Abend kämpfen. Die Bielefelder sind ja nicht auf Urlaub hier. "Die drei Punkte von Rostock nützen uns nur etwas, wenn wir hier gegen Bielefeld nachlegen", erklärt Manager Dieter Hoeneß. "Wir müssen uns bis März ein gutes Polster zulegen." Im März steckt Hertha wieder im Champions-League-Stress, dann geht die Doppelbelastung wieder los. In der Vorrunde hat sie Hertha erkennbar überfordert und Richtung Tabellenende gespült.

Bielefeld also, der Tabellenletzte. Aber was heißt schon: Tabellenletzter. Arminia gehört eigentlich auf einen Rang in der Nähe der Europapokal-Plätze, man muss nur Röber lange genug zuhören. "Die haben einige Punkte in der Vorrunde verschenkt. Die waren oft genug spielbestimmend, aber haben dann wirklich dumm Punkte noch abgegeben." Gegen Hertha etwa. 1:1 zu Hause, trotz klarerÜberlegenheit. Eigentlich nicht zu fassen, dass Arminia trotzdem bisher die wenigsten Tore (14) geschossen und die meisten (33) kassiert hat. Und natürlich ist diese Truppe auch brandgefährlich für ein Team, das vor dieser Saison für 20 Millionen Mark neue Spieler gekauft hat und einen Europacup-Platz anpeilt. Und, Achtung Gefahrenherd: im eigenen Stadion spielt.

Aber so ist Röber. Der Gegner wird stark geredet, damit die Erwartungen nicht allzu sehr steigen. Das machen viele Trainer, und ganz falsch ist es ja nicht. Doch für Hertha kann natürlich nur ein Sieg in Frage kommen, zu Hause, gegen den Tabellenletzten. Die Mannschaft wird gegenüber dem Rostock-Spiel kaum geändert. Nur für die linke Seite hat sich der Coach noch nicht entschieden. Michael Hartmann oder Bryan Roy. Roy, sagt Röber, "hat ganz gut gespielt. Mit ihm konnte man in Rostock zufrieden sein". Sebastian Deisler ist wieder im Kader, aber er wird nicht von Beginn an spielen.

In Bielefeld herrscht wieder Ruhe. Verdächtige Ruhe möglicherweise. Der jüngste Spieleraufstand gegen Trainer Hermann Gerland kam schließlich auch ohne Vorankündigung. Aber gestern legte der Verwaltungsrat noch mal die Linie fest: "Wir halten am Trainer fest. Wir können ja nicht alle sechs Wochen unsere Entscheidung korrigieren." Und die Spieler reden jetzt von "zusammenhalten" und "gemeinsamem Kampf" und "alles geben für den Erfolg"; es hört sich an wie bei den Pfadfindern. Klingt auch sehr überzeugend aus dem Munde von Profis, die gerade eben noch den Trainer kippen wollten.

Röber war bei der 1:2-Heimniederlage von Bielefeld gegen Schalke. Und dort klingelten ihm die Ohren. Die Arminia-Fans pfiffen Gerland in Grund und Boden. "Das ganze Stadion war gegen einen Mann. Ich kann nur den Hut vor Hermann ziehen." Röber selber hatte so etwas "als Spieler nie erlebt und als Trainer sowieso nicht". "Ich hatte, als Trainer, immer die Fans hinter mir." Und Dieter Hoeneß klopfte dem Arminia-Coach verbal auf die Schultern. "Ich hoffe, dass es in Bielefeld ruhig bleibt. Gerland macht einen guten Job." Wie gut, wird sich heute Abend zeigen.

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