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Tyson Mulock (links, im Bild mit Julian Talbot) spielt bei den Eisbären normalerweise nur eine Nebenrolle. Im dritten Play-off-Viertelfinale gegen Köln half er mit seinem Treffer zum 1:1, das Spiel in die gewünschte Richtung zu drehen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berliner Hydra: Die Eisbären profitieren von ihren Rollenspielern

Es müssen nicht immer die Stars sein: Bei den Eisbären machen bisher in den Play-offs auch Spieler aus den hinteren Reihen den Unterschied aus. Zum Beispiel Tyson und Travis Mulock.

Die Geschichte der Träume vom Eishockeyprofi begann in einer Kleinstadt in der kanadischen Provinz British Columbia. Dort wurden die Brüder Tyson und Travis Mulock in den achtziger Jahren geboren. Und wie viele Jungs im eishockeyverrückten Land hatten sie einst die National Hockey League im Sinn. Ein Ziel, das sie klar verfehlt haben. Beide sind zwar passable Eishockeyspieler geworden, aber den ganz großen Sprung verhinderten ein paar Defizite spielerischer Natur. Und besonders groß gewachsen für einen Eishockeyprofi ist zumindest Tyson nicht. Aber die Brüder sind mit ihren Aufgaben gewachsen, haben sich ihre Karriere erarbeitet. Über unterklassige Klubs in Nordamerika, über zweitklassige Klubs in Deutschland bis zum besten Klub der Deutschen Eishockey-Liga, den Eisbären Berlin.

Beim Deutschen Meister spielen die Mulocks keine zentralen Rolle. Für die großen Auftritte waren in der Hauptrunde dieser Saison andere zuständig, vor allem die Sturmreihe mit Darin Olver, Barry Tallackson und Florian Busch oder Verteidiger Richie Regehr, ja sogar Sven Felski. In den Play-offs sieht das nun anders aus. So traf Travis Mulock beim zweiten Sieg der Serie gegen die Kölner Haie, und nun Tyson Mulock beim 3:1 am Sonntag, dem dritten Berliner Erfolg in der Viertelfinalserie, der den Eisbären für das Spiel am Mittwoch in Köln den Matchball für das Halbfinale bescherte.

Tyson Mulocks Ausgleichstreffer brachte die Berliner am Sonntag auf den Weg zum Sieg, nachdem sie zuvor über 30 Spielminuten lang den Haien hinterhergehechelt waren. Ungewöhnlich, dass ein Spieler aus der vierten Sturmreihe die Wende einleitet. „Natürlich war das schön“, sagt Tyson Mulock. Seine Stellung im Team ändere sich damit nicht. „Travis und ich, wir gehen raus und spielen unsere Position.“ Beitragen zum Erfolg, nicht um jeden Preis herausragen, sei das Ziel. „Wir schmeißen uns eben ins Zeug – und sammeln dann blaue Flecken.“

Dass Spieler aus den hinteren Reihen treffen, war bisher das Plus der Eisbären in den Play-offs. Die Berliner sind nicht so limitiert wie die Haie, bei denen viel von der Form der Reihe um Nationalspieler Philip Gogulla abhängt. Der Angriff der Eisbären lässt sich nicht einfach ausschalten. Zwar bearbeiteten die Kölner auch am Sonntag Darin Olver mit allen Mitteln und daher sah der Berliner Topscorer der Hauptrunde nicht gut aus. Der Fokus auf Olver ergab Raum für andere. Auch bei den Verteidigern gibt es eine Art Berliner Hydra. Beim torgefährlichen Richie Regehr lief es bisher in den Play-offs nicht, dafür hat nun Jim Sharrow schon zwei Treffer erzielt: In 52 Hauptrundenspielen hatte der US-Amerikaner sieben Tore geschossen – das war gut, aber nicht herausragend.

Uwe Krupp, Trainer der Kölner, sagt sogar: „Die Eisbären haben bis in die letzte Reihe Spieler mit NHL-Format.“ Das scheint etwas übertrieben zu sein, im Falle von Tyson Mulock sowieso. Aber es ist Berliner Luxus, sich gute Spieler in den hinteren Reihen leisten zu können, die sich mit weniger prominenten Rollen zufriedengeben. In Iserlohn würde ein Tyson Mulock womöglich immer in der zweiten Reihe stehen, aber um einen Meistertitel würde er dann nicht mitspielen. Insofern, sagt Tyson Mulock, sei er bei den Eisbären sehr gut aufgehoben.

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