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Sport: Die Hamburger straucheln noch kurz vor dem Ziel - 0:3 im Elfmeterschiessen

Der Hamburger SV ist von Wolke sieben auf dem Boden der Tatsachen zurück. Das unfassbare kollektive Versagen im Elfmeter-Drama gegen den SC Montpellier und die damit vergebene Chance auf das Millionenspiel Uefa-Pokal versetzte die Hanseaten nach Tagen der Euphorie abrupt in einen tiefen Schockzustand.

Der Hamburger SV ist von Wolke sieben auf dem Boden der Tatsachen zurück. Das unfassbare kollektive Versagen im Elfmeter-Drama gegen den SC Montpellier und die damit vergebene Chance auf das Millionenspiel Uefa-Pokal versetzte die Hanseaten nach Tagen der Euphorie abrupt in einen tiefen Schockzustand. "Wenn man sich so viel erarbeitet hat, ist es schon brutal, im Elfmeterschießen zu verlieren", sagte Trainer Frank Pagelsdorf nach diesem bitteren Rückschlag für seine mühevolle Aufbauarbeit. Das gelbe Jackett, das er seit März als Glücksbringer bei 17 Spielen ohne Niederlage trug, kann er nun in die Kleidersammlung geben. "Es ist traurig, eine Katastrophe. Mir tun vor allem die vielen Zuschauer Leid", jammerte Andrej Panadic, Elfmeter-Fehlschütze Nummer eins, nach dem Totalschaden auf der Zielgeraden. Die Hoffnung auf eine neue Europapokal-Ära endete jäh.

Was der HSV in zermürbenden 120, zunehmend dramatischen Spielminuten in diesem Final-Rückspiel des UI-Cups mit dem 1:1 versäumt hatte, wurde im K.-o.-Schießen mit dem 0:3 bitter bestraft. Der Vorsitzende Werner Hackmann hatte das Unheil kommen sehen. "Oh Gott, das geht schief", dachte er erschrocken bereits beim Fehlversuch von Panadic. Kapitän Martin Groth und Christof Babatz bestätigten ihn, als zählten Elfmeter nicht zum Hamburger Trainingsprogramm. Montpelliers Torhüter Stéphane Cassard, der jeweils hielt, blieb die Heldenrolle vorbehalten. Eigentlich sollte Hamburgs sicherster Elfmeterschütze, Torwart-Torjäger Hans-Jörg Butt, den ganzen Ruhm ernten. Doch erst als Nummer fünf eingeplant, kam er gar nicht mehr zum Zug. Maßlos enttäuscht warf er sich auf den Rasen. Besser, er hätte als Erster Maß genommen.

Vor allem wirtschaftlich bedeutet die verpatzte internationale Premiere im erstmals völlig gefüllten Prachtbau Volksparkstadion einen schweren Verlust. "Die Uefa-Cup-Millionen waren noch nicht verplant, aber sie wären ein warmer Regen gewesen und hätten uns zusätzlichen Spielraum verschafft", erklärte Hackmann. Der HSV muss nun beten, dass die riesige Enttäuschung schnell verdaut wird und ohne Folgewirkung in der Bundesliga bleibt. "Ich wünsche der Mannschaft, dass sie daran moralisch nicht zerbricht. Sie kann besser spielen. Ich hoffe, dass sie schon am Freitag bei Schalke zeigt, dass sie oben mitspielen kann."

"Ich mache den Spielern, die Verantwortung übernommen haben, keinen Vorwurf", betonte Pagelsdorf. Auf seinem Zettel seien am Ende nur noch ein paar übrig geblieben. Sicherere Elfmeterschützen waren ihm mit den angeschlagenen Anthony Yeboah und Niko Kovac abgesprungen. Thomas Gravesen, dessen leichtsinnige Fehler den Coach bereits im Spiel auf die Palme gebracht hatten, schob eine Fußverletzung für seine Absage vor.

Pagelsdorf urteilte ihn ab: "Panadic wollte als Erster Verantwortung übernehmen. Das fand ich gut. Mir ist so jemand lieber als Thomas Gravesen, der sich dann doch gedrückt hat." Seinen Platz im Team ist der Däne damit wohl wieder an Nico-Jan Hoogma los.

Bernd Müller

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