Sport: Die letzte Männerbühne erklommen
Von Andreas Morbach Köln. Monika Staab fühlt sich in diesen Tagen wie eine Entdeckerin.
Von Andreas Morbach
Köln. Monika Staab fühlt sich in diesen Tagen wie eine Entdeckerin. Mit dem 1. FFC Frankfurt trifft die Fußballlehrerin heute (18 Uhr, live bei Eurosport) im ersten Uefa-Cup-Finale der Frauen auf Umea IK aus Schweden – und betritt damit wieder einmal neues Terrain. „Wir haben uns über Jahre nach oben gearbeitet“, sagt sie. Erst 1970 hob der DFB-Bundestag das 1955 ausgesprochene Frauenfußball-Verbot auf . Mittlerweile gibt es Bundesliga und DFB-Pokal, Welt- und Europameisterschaft. Und jetzt steht im Frankfurter Waldstadion vor voraussichtlich 11 000 Zuschauern (in der Bundsliga sind es selten mehr als 400) die Krönung des ersten Europacupsiegers an. „Wir haben die letzte Männerbühne erklommen“, sagt Monika Staab.
Pokalsieger ist Frankfurt in einem nahezu konkurrenzfreien nationalen Umfeld schon wieder geworden, zudem bestehen beste Aussichten auf den nächsten Meistertitel. Unschlagbar ist auch Umea IK nicht, zumal den Schwedinnen im Finale ihr gesperrter Star Hanna Ljungberg fehlen wird. Frankfurt hingegen muss auf die beste Spielerin erst nach dem Finale verzichten. Birgit Prinz wechselt in die amerikanische Profiliga zu Carolina Courage, wobei ihr Zweijahresvertrag ähnlich bemerkenswerte Züge aufweist wie der ihrer Noch-Kollegin Steffi Jones, die künftig für Washington Freedom spielt. Erst, so steht in den Papieren mehr oder weniger geschrieben, fahrt ihr mit Frankfurt alle möglichen Titel ein, und dann dürft ihr in die USA. Deshalb entschwindet Prinz erst jetzt an die Ostküste, während Jones sogar bis zum Saisonende im Juni warten muss.
Beide helfen in Hessen aus, wenn in Amerika, wo die Saison von April bis August läuft, der Ball ruht. Weil das so ist, und weil das dank der früheren Spielmacherin Staab (Vorbild: Günter Netzer) und Frankfurts umtriebigem Manager Siegfried Dietrich auch bei den nächsten potentiellen Legionärinnen Nia Künzer und Renate Lingor so sein wird, hält sich der Schreck über den Aderlass in Grenzen. Klar, gerade Birgit Prinz sei eigentlich „nicht zu ersetzen“, ahnt die 43-jährige Trainerin, äußert aber zugleich: „Man sollte nichts nachtrauern, was nicht mehr da ist.“
Auch dass die US-Liga im Grunde „an allen unseren Spielerinnen interessiert ist“, stört die Bäckereibesitzerin nicht. Zum einen sind die Drahtzieher bei Deutschlands Vorzeigeklub längst dabei, „neue, hungrige“ Fußballerinnen zu rekrutieren, zudem ist der Respekt vor der US-Profiliga überschaubar. „Die Liga ist nicht unbedingt besser als unsere oder die schwedische“, sagt Staab. Vor allem taktisches Verständnis und Spielintelligenz seien dort eher dürftig, viele ausländische Spielerinnen schon wieder auf dem Weg nach Hause. Daher hält Staab eine vorzeitige Rückkehr von Prinz und Jones durchaus für denkbar. „Wer weiß, vielleicht sind sie ja ganz schnell wieder hier.“
Erst aber werden sie lernen, dass in den USA der Tabellenstand der Vorsaison im nächsten Jahr schnell überholt sein kann. Birgit Prinz spielt in Carolina zwar beim zuletzt schwächsten Klub der Liga, doch dieser durfte nun bei der Zuteilung der neuen Ausländerinnen als erster zugreifen – und holte sich eine der weltweit besten Angreiferinnen. In der Bundesliga hingegen sehnt sich Frankfurt seit Jahren nach richtigen Gegnern. „Was können wir dafür“, sagt Spielführerin Nia Künzer, „wir können ja nicht deswegen schlechter spielen, nur weil die anderen nicht hinterher kommen.“ Auch in diesem Punkt könnte das heutige Uefa-Cup-Finale den Horizont des 1. FFC erweitern.
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