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Jubel am Rand: Torschütze Pierre-Michel Lasogga (r.) feiert mit Trainer Markus Babbel seinen Treffer zum 3:0.

© dpa

Herthas Kantersieg in Aachen: Die Mannschaft antwortet und schweigt

Nach dem schwachen 2:2 gegen Cottbus schlägt Hertha BSC Aachen souverän mit 5:0. Auf die Kritik der Medien will die Mannschaft mit einem Presseboykott reagieren.

Die erste Hälfte war noch nicht ganz vorüber, da bettelte Tolgay Arslan regelrecht darum, sein Arbeitstag möge schnell zu Ende gehen. Der Mittelfeldspieler von Alemannia Aachen befand sich noch in der Hälfte von Hertha BSC, als Peter Niemeyer mit dem Ball an ihm vorbei lief. Arslan hatte keine Chance mehr, den Ball zu erreichen – und trat Niemeyer von hinten, mit einiger Wucht, in die Beine. Das Foul erfüllte durchaus den Tatbestand der Tätlichkeit, zumal es aus Frust geboren war. Die heimische Alemannia, zuvor fünf Spiele hintereinander ohne Niederlage, lag zu diesem Zeitpunkt bereits 0:3 gegen den Tabellenführer der Zweiten Liga zurück. Am Ende hieß es 5:0 (3:0) für die Berliner, die im vierten Auswärtsspiel der Rückrunde ihren vierten Sieg feierten – und damit eine beeindruckende Reaktion zeigten auf das dürftige Spiel gegen Cottbus und die darauf folgende Kritik an der Mannschaft.

„Nach dem 2:2 gegen Cottbus war es sehr gut für unsere Fans, dass wir gewonnen haben“, sagte Herthas Stürmer Pierre-Michel Lasogga. Es war auch für die Mannschaft gut, zumal ihr nicht einfach nur ein Sieg gelungen war, sondern eine regelrechte Vorführung, der die Aachener zum Opfer fielen. „Hertha war heute drei Stücke Kuchen besser als wir“, sagte Alemannias Trainer Peter Hyballa. „Man hat gesehen, wer der Favorit in der Liga ist.“ Dabei musste sein Berliner Kollege Markus Babbel auf den verletzten Brasilianer Raffael verzichten; an seiner Stelle bildete Fabian Lustenberger gemeinsam mit Peter Niemeyer die Doppel-Sechs.

Das Duo im defensiven Mittelfeld trug erheblich dazu bei, dass Hertha auf dem Tivoli die wohl souveränste Halbzeit der Saison ablieferte. Die Berliner spielten gut organisiert, und zogen auf der Basis einer stabilen Defensive ihr Angriffsspiel auf. „Mit dem hohen Pressing und den Positionswechseln sind wir nicht zurechtgekommen“, sagte Hyballa. Seine Mannschaft kam nie in den Kombinationsfluss, der sie zuletzt ausgezeichnet hatte. Niemeyer und Lustenberger machten die Mitte zu. Allerdings sah sich Herthas Trainer Markus Babbel schon vor der Pause dazu gezwungen, seine Doppel-Sechs wieder umzubauen, weil Niemeyer über Muskelprobleme klagte.

Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel schon entschieden – weil Hertha mit der Selbstverständlichkeit eines Tabellenführers spielte und in den entscheidenden Momenten drei gezielte Stiche gesetzt hatte. „Wir haben immer eiskalt zugeschlagen“, sagte Babbel. In der zehnten Minute war Aachens Torhüter David Hohs zum ersten Mal geschlagen. Nach einer Flanke von Adrian Ramos erwischte Lustenberger den Ball im Strafraum volley und drosch ihn zum 1:0 unter die Latte.

Die Aachener waren bei Offensivaktionen so gut wie gar nicht anzutreffen. Mitte der ersten Halbzeit hatten sie zehn bessere Minuten, in der sie sich in der Berliner Hälfte festsetzen konnten; Herthas Strafraum aber blieb für sie so etwas wie eine Terra incognita. Eine Unachtsamkeit in der Defensive machte dann Alemannias Bemühungen endgültig zunichte. Nach einer Ecke des starken Nikita Rukavytsya konnte Ramos im Aachener Strafraum völlig freistehend zum 2:0 einköpfen. Drei Minuten später erhöhte Pierre-Michel Lasogga mit seinem achten Saisontor sogar auf 3:0, nachdem er nach einer schönen Kombination von Niemeyer wunderbar frei gespielt worden war.

Aachens Trainer Hyballa machte zu Beginn der zweiten Halbzeit von seinen kompletten Wechselmöglichkeiten Gebrauch. Es war der verzweifelte Versuch, dem Spiel noch eine Wende zu geben. Doch Hertha bestand die kurze Drangphase der Gastgeber nach der Pause unbeschadet – und nutzte den sich bietenden Raum zu beeindruckend herausgespielten Kontern. Ramos erzielte in der 53. Minute nach Vorarbeit von Christian Lell sein zehntes Saisontor und Rukavytsya traf drei Minuten später nach einem Sololauf aus der eigenen Hälfte. Ihre Tore erhöhten den Spielstand auf das Plateau eines 5:0.

„Wenn wir so spielen, sind wir schwer zu schlagen“, sagte Markus Babbel. Seine Mannschaft zeichnete sich nicht nur durch Effizienz im Angriff aus, sondern auch durch Entschlossenheit in der Defensive. Die Abwehr ließ so gut wie gar nichts zu und blieb zum ersten Mal in der Rückrunde ohne Gegentor. „Der ganze Defensivverbund hat ein sehr gutes Spiel gemacht“, sagte Herthas Trainer, nicht nur die beiden zentralen Mittelfeldspieler, sondern auch die Viererkette und „unser sehr schlechter Torwart“. Mit feiner Ironie hob Babbel Maikel Aerts lobend hervor, der „sich übelste Kritik hat gefallen lassen müssen“. Als Reaktion darauf beschloss die Mannschaft, bis auf weiteres nicht mehr mit der Berliner Presse zu sprechen.

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