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So sah es am Sonntag beim Spiel der Carolina Panthers gegen die New York Giants im Münchner Stadion aus.

© Reuters/Kirby Lee

Update

Die NFL auf Expansionskurs: Das dicke Ei soll zurück nach Berlin

Die US-Footballliga erschließt immer neue Märkte, Deutschland nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Auch Berlin will künftig mitspielen.

Stand:

„Ach, du dickes Ei!“ – so war es 1990 auf Plakaten in Berlin zu lesen. Beworben wurde damit das erste Spiel zweier Profi-Teams aus der National Football League (NFL) in Deutschland. 55.000 Zuschauer kamen am 11. August ins nicht ganz ausverkaufte Olympiastadion, um ein Testspiel zwischen den Los Angeles Rams und den Kansas City Chiefs zu besuchen. Es war eine große Party und doch in keinster Weise mit dem zu vergleichen, was heute rund um die NFL in Deutschland und der Welt außerhalb der Vereinigten Staaten passiert.

Damals schon mittendrin war Roger Goodell, der als Praktikant mithalf, das Spiel in Berlin zu organisieren. Heute ist er der Boss der größten Sportliga der Welt und Deutschland ist für ihn zu einem wichtigen Markt für sein Produkt geworden. Denn genau das ist die NFL, eine gigantische Unterhaltungsmaschinerie. „Die NFL ist nicht nur Sport, sondern Sport-Entertainment. Da ist der Sport ein Event innerhalb eines Entertainment-Events“, erzählte der frühere deutsche Profi Björn Werner kürzlich im Tagesspiegel.

Dabei war 1990 nicht einmal der Anfang. Schon seit 1986 gab es den sogenannten „American Bowl“, der erste fand seinerzeit in London statt. Später wurden es mehrere dieser Spiele in einem Jahr, Berlin war insgesamt fünfmal Gastgeber. Auch im Rahmen der NFL Europe gab es an der deutschen und inzwischen wiedervereinigten Hauptstadt kein Vorbeikommen. Stichwort: Berlin Thunder.

Doch das alles war nicht genug für die NFL und so finden seit 2007 sogar reguläre Saisonspiele in Europa statt. Die New York Giants, 1994 beim letzten American Bowl in Berlin siegreich gegen die San Diego Chargers, spielten seinerzeit in London und kehrten nun 30 Jahre nach ihrem letzten Auftritt in Deutschland wieder zurück. Diesmal nach München, wo sie am Sonntag im sogenannten NFL Germany Game den Carolina Panthers 17:20 nach Verlängerung unterlagen.

Normalerweise sage ich den Leuten: Glaubt den Gerüchten nicht. Diesmal würde ich sagen: Glaubt sie!

NFL-Boss Roger Goodell zu den Berlin-Plänen

Vor drei Jahren war das erste NFL-Spiel in Deutschland eine Sensation, es fand auch damals in München statt. Mit dabei: Tom Brady, der Superstar schlechthin. Im Vorjahr machten die Kansas City Chiefs mit Patrick Mahomes und Travis Kelce Station in Frankfurt, sie gewannen das Spiel gegen die Miami Dolphins und später den Super Bowl. Ein weiteres Spiel folgte in der Woche danach erneut in Frankfurt und nun war Deutschland zum vierten Mal Gastgeber.

Dass die Ansetzung dabei nicht mit denen der Vorjahre mithalten konnte, spielte für die Fans keine große Rolle. Die Nachfrage sei genauso hoch wie in den Vorjahren gewesen und ausverkauft war auch dieses Spiel innerhalb von wenigen Stunden, wie Alexander Steinforth berichtete. Der ist Chef der NFL Deutschland und allein, dass es so eine Position inzwischen hierzulande gibt, zeigt den Stellenwert, den der deutsche Markt für die US-Liga einnimmt.

Berlin hat sich als künftiger Gastgeber beworben

Und Deutschland wird weiterhin Gastgeber von NFL-Spielen sein: „Ich bin sehr optimistisch und kann insoweit grünes Licht für alle NFL-Fans geben, dass wir auch zukünftig hier in Deutschland spielen werden“, sagte Steinforth vor dem München-Spiel am Sonntag. Gerüchte, dass 2025 Berlin erstmals Gastgeber eines regulären NFL-Spiels wird, kommentierte Goodell mit den Worten: „Normalerweise sage ich den Leuten: Glaubt den Gerüchten nicht. Diesmal würde ich sagen: Glaubt sie!“

Noch ist der Deal mit Berlin über ein oder mehrere Spiele im Olympiastadion nicht finalisiert. „Aber wir arbeiten daran“, hieß es vonseiten der NFL. Inzwischen hat man auch in der Hauptstadt erkannt, dass sich mit so einem Spiel der eine oder andere Euro umsetzen lässt.

12,5
Millionen Euro will Berlin für NFL-Spiele im Olympiastadion investieren

Eine Behördensprecherin bestätigte der dpa, dass der Berliner Senat am Dienstag über eine entsprechende Vorlage der Sport- und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) beraten will. Bis zu 12,5 Millionen Euro will Berlin dafür einem Bericht von RTL/ntv zufolge auf den Tisch legen.

Zahlreiche Fans aus Deutschland und anderen Teilen Europas reisen extra für die NFL-Spiele in die Gastgeberstädte und feiern dort nicht nur am Spieltag friedliche Partys. Berlin mit dem Olympiastadion wäre laut NFL „eine großartige Spielstätte“ und für Roger Goodell würde sich damit ein Kreis schließen, womöglich seit jenem American Bowl 1990 gilt er als Berlin-Fan.

Berlin aber ist ihm und der NFL längst nicht mehr genug. In diesem Jahr fand neben den inzwischen fest zum Kalender zählenden drei London-Games auch eines in São Paulo, Brasilien statt. Nach damit fünf internationalen Spielen in diesem Jahr könnten es 2025 sogar acht werden. Neu dabei wird dann Madrid mit dem Santiago Bernabeu sein. Und eine weitere Expansion ist geplant.

Aus der National Football League könnte so früher oder später eine International Football League werden. Geld verdienen lässt sich mit American Football eben längst nicht mehr nur innerhalb der Vereinigten Staaten.

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