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Die NFL wird immer internationaler.

© dpa/Soeren Stache

Die NFL auf weltweitem Expansionskurs: Berlin ist nur ein Teil des globalen Football-Plans

Künftig könnte es noch mehr internationale Spiele der NFL geben. Deutschland spielt dabei eine zentrale Rolle. Doch ein Wunsch vieler Fans wird sich wohl vorerst nicht erfüllen.

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Björn Werner hat einen Wunsch an die NFL: „Ich finde, sie sollten den Vertrag anpassen und jedes Jahr in Berlin spielen.“ Der ehemalige Football-Profi der Indianapolis Colts ist natürlich als gebürtiger Berliner parteiisch und hat am Sonntag beim Duell seines Ex-Teams gegen die Atlanta Falcons im Olympiastadion (15.30 Uhr/RTL und DAZN live) quasi ein doppeltes Heimspiel.

Und dennoch ist die Frage nach der Zukunft der „International Games“ der National Football League ein Dauerthema. In Deutschland wird es mindestens bis 2029 ein weiteres Spiel pro Jahr geben. Berlin ist in zwei und in vier Jahren wieder an der Reihe, wo 2026 und 2028 gespielt wird, ist derzeit noch offen. „Wir werden das in den nächsten Wochen bekanntgeben“, sagt Alexander Steinforth, der General Manager der NFL in Deutschland.

Dass die NFL in Düsseldorf hierzulande ein eigenes Büro unterhält, zeigt die Bedeutung des deutschen Marktes für die größte Profisportliga der Welt. Seit 2022 werden in München und Frankfurt regelmäßig reguläre NFL-Saisonspiele in Deutschland ausgetragen, in diesem Jahr ist erstmals Berlin Gastgeber. Und dem Vernehmen nach ist das Interesse für so ein Spiel auch in anderen Städten der Republik sehr groß.

International ist allerdings London nach wie vor der bevorzugte Partner der NFL. Drei Spiele finden dort Jahr für Jahr statt, mit den Jacksonville Jaguars gibt es sogar ein Team, dass als eine Art Heimmannschaft fungiert und jede Saison aufs Neue in die englische Hauptstadt kommt. Weil das Stadion der Franchise aus Florida umgebaut wird, könnte es 2026 und 2027 sogar zwei oder drei Spiele der Jaguars in London geben.

2026 gastiert die NFL erstmals in Australien

In diesem Jahr finden insgesamt sieben NFL-Spiele außerhalb der USA statt, im kommenden sollen es die derzeit maximal möglichen acht Partien werden. Klar ist schon, dass die NFL 2026 erstmals nach Australien gehen und in Melbourne zu Gast sein wird. Auch das Maracana in Rio de Janeiro steht als Austragungsort bereits fest.

Hartnäckig halten sich auch Gerüchte, dass mittelfristig die Zahl der internationalen Spiele auf bis zu 16 erhöht werden könnte. Dann würde praktisch in jeder regulären Spielwoche der NFL-Hauptrunde eine Begegnung außerhalb der USA steigen. Dahinter steckt der Drang der US-Football-Liga weitere Märkte zu erschließen und dem eigenen Anspruch gerecht zu werden, die erste globale Sportliga der Welt zu sein.

Das sehe ich nicht, weil es einfach viel zu kompliziert ist.

Patrick Esume über eine mögliche NFL-Division mit Teams außerhalb der USA

Fans in Deutschland und Europa träumen angesichts dieser Ziele der NFL bereits von einer eigenen Division, die Teil der NFL sein könnte. Patrick Esume, der die Spiele bei RTL zusammen mit Björn Werner kommentiert, hält das allerdings für unrealistisch. „Das sehe ich nicht, weil es einfach viel zu kompliziert ist.“

Allein die Entfernungen und die vielen Reisen sprächen dagegen. Dazu müsse man auch die Spieler überzeugen, dass sie für die Saison nach Europa ziehen, wo sie womöglich aufgrund anderer Steuersätze weniger verdienen würden als in den USA. Sollte es aber doch einmal ein Thema werden, „gehört so ein Team in jedem Falle nach Deutschland“, findet Esume.

Es erstaunt ohnehin, dass die Fans in den USA es scheinbar gleichgültig zur Kenntnis nehmen, wenn ihre Mannschaft ein Heimspiel weniger im eigenen Stadion austrägt, um irgendwo in der Welt anzutreten. Zumal es überhaupt nur acht oder neun Spiele vor eigenem Publikum in einer NFL-Saison pro Team gibt.

Doch während Fußballanhänger aus Europa vehement gegen Ligapartien im Ausland mobil machen und zuletzt in Spanien auch erfolgreich ein Gastspiel des FC Barcelona in Miami verhindern konnten, sehen die Amerikaner das Alexander Steinforth zufolge deutlich entspannter: „Die Fans aus den USA sind stolz darauf, dass ihre Sportart auch den Weg in internationale Märkte findet“, glaubt der NFL-Manager.

Auch aus diesem Grund dürfte dem weiteren Expansionsdrang der NFL künftig kaum etwas im Wege stehen. Und wer weiß, vielleicht wird Björn Werners Wunsch ja tatsächlich erhört und Berlin in nicht allzu ferner Zukunft zum permanenten Spielort für eine US-amerikanische Sportliga in einem ur-amerikanischen Sport und mit Teams aus den Vereinigten Staaten.

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