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Sport: Die Titelstrategen

Pokalsieger Alba Berlin hat den Konkurrenten eines voraus: Der Klub weiß, wie man die wichtigsten Spiele gewinnt

Berlin. Ein bisschen muss es auch eine Strafe sein, das Basketball-Pokalfinale in letzter Sekunde spektakulär entschieden zu haben. Mithat Demirel von Alba Berlin verzieht im Vip-Raum der Max-Schmeling-Halle mehrfach schmerzvoll das Gesicht, als im Fernsehen die Bilder von Albas aufregendem Pokalsieg über die Mattscheibe flimmern. „Der Mann hat so viel Energie im Popo“, erzählt der Kommentator und bringt den Saal zum Lachen. Der Aufbauspieler aber blickt betreten drein. Auch muss er sich wiederholte Male vom Fernsehen sagen lassen, dass er mit 1,80 Metern Körpergröße ein Basketball-Zwerg ist. Erst als die Bilder seines Spurts über das komplette Spielfeld in 4,6 Sekunden und sein entscheidender Korb zum 82:80 zu sehen sind, haben die peinlichen Momente ein Ende. Alle klatschen.

Dank Mithat Demirel endete ein nationaler Wettbewerb wie gewohnt: mit Beifall für Alba. Die Berliner haben den Versuch von Telekom Baskets Bonn und Rhein Energie Cologne abgewehrt, ihnen einen Titel zu entreißen. „Viele haben nicht mehr an uns geglaubt“, sagte Albas Vizepräsident Marco Baldi nach dem vierten Pokalsieg der Berliner. Wie in der vergangenen Saison geht Alba nun mit einem Erfolg in die Play-offs, die am kommenden Sonntag in der Max-Schmeling-Halle gegen den Tabellensiebten Opel Skyliners starten. „Wir müssen jetzt unseren Vorteil nutzen“, sagte Trainer Emir Mutapcic. Vor einem Jahr wurden die Berliner nach dem Pokalsieg ohne eine Niederlage Meister.

Das soll nun wieder geschehen. Die Berliner Spieler haben am Sonntag gesehen, dass sie die nationale Konkurrenz schlagen können. In der Bundesliga hatten sie gegen Köln und Bonn jeweils beide Spiele verloren. Es schien, als könnte Alba die wichtigen Spiele nicht gewinnen. „Doch gegen Bamberg haben wir diese Barriere durchbrochen“, sagte Trainer Emir Mutapcic. Im letzten Ligaspiel hatten sich die Berliner durch ein 76:73 über Bamberg den wichtigen zweiten Tabellenplatz in der Liga gesichert. Nun, als es darum ging, nach Spielende einen Pokal überreicht zu bekommen, waren die Berliner erneut nicht zu bezwingen.

Vielleicht haben sich Albas Spieler sogar daran gewöhnt, dass immer jemand verletzt ausfällt. Am Wochenende fehlten die Nationalspieler Marko Pesic und Jörg Lütcke. Vladimir Petrovic und Kevin Rankin knickten im Finale um, Henrik Rödl zog sich eine schmerzhafte Verletzung am kleinen Finger zu. Doch alle spielten weiter und wollen auch gegen Frankfurt auflaufen. Hohe Rückstände, wie jenes 2:21 im Finale, machen Alba nichts mehr aus. Der entscheidende Vorteil der Berliner war jedoch der besser besetzte Kader. Ersatzspieler Kevin Rankin konnte mit sieben Punkten und sechs Rebounds in zwölf Spielminuten entscheidend helfen. „Die zweite Fünf hat uns ins Spiel zurückgebracht“, lobte Mutapcic.

Im Spielaufbau der Berliner wird das Zusammenspiel zwischen Demirel und DeJuan Collins besser. „Seit drei Spielen funktioniert das gut“, sagte der deutsche Nationalspieler. Collins weicht nun öfter als zu Saisonbeginn auf die Position des Shooting Guards aus. „Das liegt auch daran, dass Marko Pesic nicht dabei ist“, erklärt Baldi. Collins bekam von seinem Trainer ein Extralob. „Er hat in seinem Leben noch gar nichts gewonnen, aber er hat toll gegen Sasa Obradovic verteidigt, der schon alles gewonnen hat.“

Und Mithat Demirel übernimmt immer mehr Verantwortung. „Die Mannschaft merkt, dass sein Beitrag größer geworden ist“, sagte Baldi. Vor dem entscheidenden Spielzug hätten Collins oder Demirel den Ball bekommen sollen. Baldi findet: „Der richtige Mann hat das Spiel entschieden.“

Kölns Trainer Stephan Baeck hatte das anders geplant. „Unsere Strategie war, dass Demirel nicht an den Ball kommt.“ Somit gibt auch der letzte Spielzug das Machtverhältnis im deutschen Basketball wieder. Im entscheidenden Moment können die anderen nicht verhindern, dass Alba die Trophäe bekommt. Für Bonn, das die Hauptrunde als Erster abgeschlossen hatte, war das Pokalturnier sogar frustrierend. Selbst das spannende Spiel um den dritten Platz hatte das Team von Trainer Predrag Krunic verloren. „Wir wollten mit einem Sieg in die Play-offs gehen“, berichtet Bonns Spieler Branko Klepac. Auch das hat Alba besser gemacht.

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