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Union-Präsident Dirk Zingler

© IMAGO/O.Behrendt

Dirk Zingler über Berlins Olympiabewerbung: „Wir Unioner wollen Brücken bauen – nicht ausgrenzen“

Der Präsident des 1. FC Union Berlin ist Mitglied des Kuratoriums, das die Olympiabewerbung vorantreiben soll. Hier spricht er über marode Sportstätten, Olympia-Nörgler und einen Wunsch für seine Enkel.

Stand:

Herr Zingler, Sie sind Mitglied des neuen Olympia-Kuratoriums. Warum engagieren Sie sich für Berlins Bewerbung?
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum ich die Bewerbung Berlins unterstütze. Der 1. FC Union Berlin ist ein Sportverein und wir wissen, welche Kraft Sport entwickeln kann.

Wir sind jeden Tag mit 25 Trainerinnen und Trainern in Kitas und Schulen und versuchen, die Kinder zu animieren, Sport zu treiben. Und ich glaube, dass ein Ereignis wie Olympia einen riesigen Mehrwert geben kann für die Schulen, für den Sportunterricht, für all diese Themen, die wir ja gerne kritisieren, weil sie nicht ausreichend vorangetrieben werden.

Olympia als Motor für Bewegung und Bildung?
Genau. Der zweite Grund ist der olympische Gedanke an sich. Wir leben in einer polarisierenden Gesellschaft, wir streiten uns viel. Wir sehen Radikalisierung im politischen wie im gesellschaftlichen Raum. Und ich erlebe bei uns im Stadion An der Alten Försterei regelmäßig, wie verbindend Sport sein kann. Diese olympische Idee wiederzuerwecken und friedlich miteinander umzugehen – das würde ich sehr gerne unterstützen. Wir Unioner wollen Brücken bauen – nicht ausgrenzen.

Was spricht aus Ihrer Sicht noch für die Spiele in Berlin?
Für die Stadt Berlin wäre Olympia ein großer infrastruktureller Schub. Wir haben so viele marode Sportstätten – für Schulen wie für Vereine. Deshalb war für uns Profivereine eine Grundbedingung, dass ein bestimmter Prozentsatz jedes investierten Euros für Olympia in den Breitensport geht.

Am Ende sind es die Kinder, die heute Sport treiben, für die wir das machen. Das ist eine der besten Investitionen für die Zukunft. Und wirtschaftlich ist es ein Transfer, der viel mehr in die Stadt hineinbringt, als herausgenommen wird.

Warum gibt es in Berlin dennoch gefühlt so viele Olympia-Nörgler?
Ich weiß gar nicht, warum wir uns dahin entwickelt haben, dass wir nur noch rummeckern. Ja, es funktioniert vieles nicht, klar, und wir ärgern uns darüber. Aber wir sollten auch die Chancen sehen und die Menschen darauf aufmerksam machen, dass es gute Dinge gibt. Wir erleben das am Wochenende als Sportler oder Organisatoren: welche Kraft Sport entwickelt. Das wollen wir unterstützen.

Ich habe vier Enkelkinder, die alle Sport treiben. Für die wäre Olympia ein tolles Ereignis.

Dirk Zingler

Der Regierende Bürgermeister glaubt fest an Berlins Strahlkraft, es gibt aber viel Gegenwind. Wie sehen Sie die Chancen?Wissen Sie, diese Frage stelle ich mir gar nicht. Die Frage ist: Tun wir alles dafür, dass wir gewinnen können? Andere arbeiten auch hart. Wenn wir rausgehen auf den Platz, steht es immer erst einmal 0:0. Soll ich bei Spielen wie gegen die Bayern oder am Freitag gegen Leipzig sagen: Ich habe eh keine Chance, also trete ich nicht an?

Wir gehen in einen Wettbewerb. Wir haben viele Dinge, die für Berlin sprechen, andere Städte haben auch gute Argumente. Aber lasst uns diesen Wettbewerb führen. Ich würde mich freuen, wenn alle wichtigen Träger dieser Stadt, auch die Medien, die Stadt wirklich tragen und nicht immer das Negative suchen.

Was genau ist Ihre Aufgabe im Kuratorium – und welches Signal kann dieses Gremium setzen?
Das Kuratorium ist dafür da, die Stimmung aus der Stadtgesellschaft aufzunehmen und sich auch mit kritischen Stimmen auseinanderzusetzen. Ich finde es gut, dass eine Reflexion in beide Richtungen stattfindet: vom Roten Rathaus in die Stadtgesellschaft, aber auch umgekehrt. Diese Aufgabe will ich unterstützen.

Kennen Sie Olympia eigentlich aus eigener Erfahrung? Waren Sie mal live dabei?
Nein, leider nicht. Und wahrscheinlich werde ich die Spiele 2044 auch nicht mehr erleben – aber ich gebe mir Mühe (lacht). Ich habe vier Enkelkinder, die alle Sport treiben. Für die wäre das ein tolles Ereignis.

Weil ohne Olympia nicht genug vorangeht?
Wir wissen, was marode Sportstätten bedeuten und wie lange es dauert, Dinge in Berlin oder in Deutschland voranzubringen. Am Ende geht es darum, dass Deutschland die Olympischen Spiele bekommt. Und wenn das Geld nach Deutschland fließt, bin ich als Berliner dafür, dass es nach Berlin fließt.

Und in der Alten Försterei finden dann auch Wettbewerbe statt?
Das ist es nicht, was mich antreibt. Meine Motivation ist, dass die Menschen wieder netter miteinander umgehen.

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