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Bundesliga: Doll soll Dortmund retten

Borussia Dortmund setzt im Abstiegskampf auf Trainer Thomas Doll. Der 40 Jahre alte Fußball-Lehrer unterschrieb beim Bundesligisten einen Vertrag bis 30. Juni 2008.

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Dortmund - Thomas Doll soll den wankenden Branchenriesen Borussia Dortmund vor einem folgenschweren Sturz in die Zweitklassigkeit bewahren. Nur einen Tag nach dem Rücktritt von Jürgen Röber unterschrieb der Doll bei dem vom Abstieg bedrohten Bundesligisten einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2007/2008.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist guter Dinge, dass der vor knapp sechs Wochen beim Hamburger SV gescheiterte Doll die zuletzt leidenschaftslose Borussia zu neuem Leben erweckt: "Die Gespräche mit ihm haben uns begeistert, sein Konzept hat uns überzeugt. Er hat uns neue Zuversicht gegeben. Wir sind uns sicher, dass er in unserer Situation genau der richtige Mann ist."

Doll nahm Angebot ohne zu zögern an

Der nach Röber und Bert van Marwijk dritte BVB-Trainer der Saison steht gleich bei seinem Debüt am Samstag im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg mächtig unter Druck. Nach zuletzt drei Niederlagen ist der Revierclub nur noch einen Punkt vom 16. Tabellenplatz entfernt. Trotz der bedenklichen Ausgangslage ging Doll ohne zu zögern auf das BVB-Angebot ein: "Der Verein musste keine große Überzeugungsarbeit leisten. Für einen jungen Trainer wie mich ist es eine Ehre, von solch einem großen Club kontaktiert zu werden. Im Dortmunder Stadion habe ich mein erstes Spiel als Profitrainer erlebt. Jeder Fußball-Fan weiß, was das hier für ein Gänsehaut-Feeling ist."

Nach kurzer Suche der Vereinsführung und der Absage von Felix Magath machte Doll das Rennen. Schließlich ist der ehemalige Nationalspieler ein im Abstiegskampf erprobter Trainer: Mit neuen Ideen und großem Engagement führte er den HSV nach seinem Amtsantritt im Oktober 2004 vom letzten Bundesliga-Rang in die Champions League. Allerdings scheiterte er in dieser Saison bei dem Versuch, den in Not geratenen HSV wieder auf Kurs zu bringen.

Doll: Ich bin kein Kumpeltyp

Die aufkommenden Bedenken, dass sein kumpelhafter Führungsstil in Dortmund kein probates Mittel sein könnte, hält Doll für unbegründet: "Jeder, der meine Arbeit gut kennt, weiß, dass ich kein Kumpeltyp bin. Es ist wichtig, dass man zu den Spielern Distanz hat. Ich werde harte Entscheidungen treffen und für mehr Disziplin sorgen."

Eine konsequente Linie tut Not. Die schonungslose Abrechnung von Röber mit seinem Team machte deutlich, dass Doll eine ähnlich schwierige Aufgabe wie zuletzt in Hamburg bevorsteht. "Ich hätte manchen Profi knallhart aus dem Kader streichen sollen", klagte der ehemalige BVB-Trainer in einen Interview der "Ruhr Nachrichten". Er kritisierte vor allem Nationalspieler Christoph Metzelder: "Ich habe ihn anders eingeschätzt. Im Training laufe ich immer vorne weg. Metzelder lässt sich lieber ans Ende zurückfallen."

Viele Verträge verlieren im Abstiegsfall ihre Gültigkeit

Mit der Verpflichtung von Doll zieht der BVB den letzten Trumpf. Nur zwei Jahre nach der Beinahe-Insolvenz kämpft der Club erneut um die nackte Existenz. Die meisten Verträge mit Leistungsträgern hätten im Abstiegsfall keine Gültigkeit mehr. Zudem drohen Verluste bei den TV-Einnahmen und Sponsoren-Verträgen. Das erschwert die Arbeit bei der Sanierung. Schwierigkeiten bei der Lizenzvergabe schließt Geschäftsführer Watzke jedoch aus: "Wir sollten im Abstiegsfall keine Probleme haben, die Lizenz für die Zweite Liga zu bekommen. Aber daran verschwenden wir derzeit keinen Gedanken."

Die sportliche Talfahrt und der Trainerwechsel weckt bei den zuletzt verärgerten BVB-Fans neues Interesses. Für die Partie gegen Nürnberg stehen nur noch 1000 der 80.708 Karten zur Verfügung. Das bestärkte Doll im Glauben an eine erfolgreiche Mission: "Ich hätte es auch mit dem HSV geschafft, die Klasse zu halten." (Von Heinz Büse, dpa)

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