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Radsport: Doping spaltet die Szene

Vor dem Start der Tour de France dreht sich alles nur noch ums Thema Doping. Ein Eklat jagt den nächsten. Acht Teams gründeten nun eine neue Arbeitsgruppe.

Für den zweiten Eklat sorgte Andreas Klöden. Gebeugt saß der frühere Radprofi des Teams Telekom am Donnerstagabend in London auf dem Podium seines Arbeitgebers, dem Astana-Team, das Base-Cap tief, so tief ins Gesicht gezogen, dass ihm niemand in die Augen schauen konnte. Dann geiferte er los: Gegen den Radweltverband, gegen ehemalige Kollegen und den geständigen Dopingbetrüger Jörg Jaksche, der „durchgeknallt“ sei.

Für Eklat Nummer eins hatte sich eine Stunde zuvor Jesus Cuevas zuständig gefühlt, ein Mann aus dem Tross des spanischen Stalls Relax. Das war im Pressezentrum der Tour de France bei der Sitzung der Profivereinigung AIGCP, die sich bemüht, eine einheitliche Sprachregelung für ihren Ethikcode aufzustellen, und auch in die Praxis umzusetzen. Senor Cuevas meldete sich zu Wort und teilte seine eigene Sprachregelung zur „Operacion Puerto“ und dem aufgedeckten Dopingskandal um den dubiosen Mediziner Fuentes mit. Was die Radprofis unter dessen Fittiche zu sich genommen hätten, inklusive des ausgetauschten und angereicherten Eigenblutes, das sei ja gar kein Doping, das sei normale Medizin. Womit, zwei Tage vor dem Start der 94. Tour de France, schon mal die Tour de Farce ihre Fahrt aufnahm. Cuevas brachte die Gutseite des Radsports, als da wären Hans-Michael Holczer, Chef des Team Gerolsteiner, Luc Eisenga, der als Technischer Direktor das T-Mobile-Team vertrat und die sechs französischen Teams derart in Rage, dass sie unter Protest den Raum verließen.

Einmal aufgebracht, begab sich der Trupp Aufrechter ins Oberdeck eines zur Zierde herumstehenden Londoner Busses – und als sie wieder runterkamen, verkündete Holczer, dass die Gruppe eine eigene Arbeitsgemeinschaft gegründet habe, um für sauberen Radsport zu kämpfen: „Wenn man immer wieder merkt, dass wir in Fragen des Ethikcodes auf keinen gemeinsamen Nenner kommen, muss man irgendwann die Konsequenzen ziehen.“ Und auch wenn Christian Frommert, Kommunikationschef von T-Mobile versuchte, „die Sache nicht zu hoch zu hängen“, dürfte einer Spaltung des Radsports nichts im Wege stehen. Hier die Abtrünnigen, die nichts mehr wissen wollen von Betrug und medizinischer Panscherei, da die anderen also die Italiener von Lampre und Saunier Duval, die Spanier Caisse d’Epargne, Relax und Karpin Gallicia, deren Fahrer sich zum großen Teil auf der Liste der Pedaleure mit auffälligen Blutwerten finden, ergänzt durch das Discovery-Team und Astana, das Team des Anti-Antidoping-Kämpfers Klöden. Kaum vorstellbar, dass es auf dieser Tour zu einer Wiedervereinigung kommt.

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