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Sport: Dortmunds Wechseljahr

Nach Röbers Aufgabe und Magaths Absage hofft die Borussia auf Doll

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Die Turbulenzen bei Borussia Dortmund halten an. Am Montag wurde zwar noch kein neuer Cheftrainer vorgestellt, aber der Klub schuf die erste arbeitsrechtliche Voraussetzung für eine Lösung. Wie erwartet trennte der BVB sich von Jürgen Röber, der erst Anfang Januar den Niederländer Bert van Marwijk abgelöst hatte. Unter Röbers Regie hatte die Dortmunder Mannschaft nach einem fulminanten Startsieg über Bayern München (3:2) zuletzt sechs von sieben Bundesligaspielen verloren. Spätestens seit der jüngsten Niederlage gegen den VfL Bochum steckt sie „tief im Abstiegskampf“, wie der Vorsitzende der Geschäftsführung, Hans-Joachim Watzke, einräumt.

Röber sah offenbar keine Chance mehr, eine Wende herbeizuführen. Der Geschäftsführer äußerte Verständnis für Röbers Entscheidung. „Wir müssen das respektieren. Er hat uns in einer schwierigen Situation geholfen, aber es hat nicht funktioniert. Er hat uns gesagt, dass er die Mannschaft nicht mehr erreicht.“

Im Abstiegskampf liegt Dortmund nur noch einen Punkt vor Eintracht Frankfurt, dem Drittletzten der Tabelle. „In dieser Situation geht es nicht um Personen, sondern einzig und allein um die Zukunft des BVB. Deshalb habe ich meinen Rücktritt angeboten“, sagte er. Ursprünglich hatte Röber die Zeit bis zu der für den kommenden Sommer geplanten Verpflichtung Thomas von Heesens überbrücken und die Mannschaft möglichst in den Uefa-Pokal führen sollen. Der 53-Jährige sagte, er habe sich Ende vergangenen Jahres voller Überzeugung für diese Aufgabe entschieden und das halbe Jahr keineswegs als halbe Sache angesehen.

Allerdings habe sich herausgestellt, dass ein Teil der Spieler mit der schwierigen Situation nicht zurechtkomme. „Ich hatte auf dem Trainingsplatz oft ein schlechtes Gefühl. Es hat mir gesagt, schick diesen oder jenen Spieler sofort in die Kabine. Er soll sich umziehen, wenn er keine Lust hat. Spätestens nach der Niederlage in Bochum bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass in dieser Mannschaft nicht alle den Ernst der Lage begriffen haben.“ Dieser Einschätzung wollte Watzke nicht widersprechen. Im Gegenteil: „Diesen Satz trage ich voll mit.“

Aber wer soll das kickende Personal wieder wettbewerbsfähig machen? Watzkes anfänglicher Wunschkandidat von Heesen ist nicht bereit, vorzeitig einzuspringen und deshalb „auch für die Zukunft kein Thema mehr“, wie Insider berichten. Der nächste Wunschkandidat Felix Magath hat dem BVB ebenfalls abgesagt. „Wir haben bei ihm eruiert, ob er das machen würde“, sagte Watzke, „aber nach ein paar Stunden hat er uns mitgeteilt, dass er noch nicht bereit sei für eine neue Aufgabe.“ Und was macht der BVB? „Wir konzentrieren uns jetzt auf diejenigen, die möchten“, antwortet Watzke.

Vor allem auf Thomas Doll. „Er ist sicherlich einer, über den wir nachdenken“, sagt der Geschäftsführer. Doll ist jüngst beim Hamburger SV an genau der Situation gescheitert, die er jetzt in Dortmund vorfinden würde. Auch der HSV war wegen unglücklich verlorener Spiele sowie Verletzungen in Schieflage geraten. Für den Abstiegskampf galt Doll dort als zu lieb, zu nah an den Spielern, denen er nicht mehr die nötige Härte vermitteln konnte. Watzke indes hält geradezu ein Plädoyer für Doll. Der HSV sei erst durch den Verkauf wichtiger Profis in Bedrängnis geraten. Doll aber habe sich solidarisch gezeigt. Watzke hofft, schon an diesem Dienstag den neuen Cheftrainer vorstellen zu können.

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