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Drohungen im Darts: Die Debatte um trans Personen im Sport wird immer absurder
Vor der WM wird der Ausschluss einer trans Spielerin gefordert. Dabei geht es gerade im Darts nicht um körperliche Vorteile. Dass ausgerechnet Frauen die Hetze befördern, ist beschämend.

Stand:
Noa-Lynn van Leuven hat Angst um ihr Leben. Seit klar ist, dass die niederländische Dartsspielerin bei der WM antreten wird, erhält sie Hassnachrichten bis hin zu Morddrohungen.
„Wenn du meinem Mädchen auf die Damentoilette folgst, werde ich dich umbringen“, schrieb ihr jemand. Und das nur, weil van Leuven eine trans Frau ist, die sich auf der Women’s Series ihr Ticket für die Darts-WM in London gesichert hat.
Dass van Leuven sich mit Todesdrohungen auseinandersetzen muss, anstatt sich auf das größte Highlight in ihrer Sportart freuen zu können, zeigt, welche gefährlichen Dynamiken die Debatte um trans Personen im Sport inzwischen angenommen hat.
Dieses Thema sorgt für viel Angst in dem Sport, den ich liebe
Deta Hedman, Teamkollegin
Sich als trans Frau für den Profisport zu entscheiden und im Rampenlicht zu stehen, geht mit enormen psychischen Belastungen einher.
Sogar der Weltverband PDC sah sich alarmiert, einzugreifen und sicherzustellen, „dass es ihr psychisch gut geht“.
Bereits in den vergangenen Jahren wurde diskutiert, ob trans Frauen in der Frauenkategorie antreten dürfen. Im Schwimmen und in der Leichtathletik herrschen mittlerweile rigorose Regelungen, die sie faktisch von vielen Wettbewerben ausschließen. Begründet wurde das mit angeblichen physischen Vorteilen.
Nun aber werden ihnen ausgerechnet in einer Sportart unfaire Vorteile vorgeworfen, in der es ganz offensichtlich nicht um die Physis geht, sondern um Fähigkeiten wie Konzentration und Präzision.
Gerade unter Darts-Profis wie Peter Wright und Michael van Gerwen sind unterschiedliche Körpertypen vertreten. Muskelmasse, Gewicht und Größe spielen keine Rolle – anders als in der Leichtathletik oder beim Schwimmen. Warum also sollte dieses Argument dann im Umgang mit trans Frauen gelten?
Das Ganze erinnert an den Schachsport, dessen Weltverband im Jahr 2022 ein Verbot für trans Frauen verhängte. Auch Schach hat keine körperliche Dimension, sondern ist ein reines Strategiespiel. Und so drängt sich der Eindruck auf, dass es vielen gar nicht um Fairness oder Gleichberechtigung geht.
Beim Darts geht es nicht um die Physis
Besonders beschämend ist die Tatsache, dass es vor allem andere Frauen sind, die die Stimmung gegen van Leuven befeuern. Gerade sie sollten wissen, wie schwer es ist, sich in einer männerdominierten Sphäre wie Darts durchzusetzen – und zusammenhalten.
Van Leuvens Teamkolleginnen Anca Zijlstra und Aileen de Graaf traten aus Protest gegen deren Nominierung für das Nationalteam aus diesem aus.
Deta Hedman weigerte sich, bei einem Match gegen sie zu spielen und schrieb dazu auf X: „Dieses Thema sorgt für viel Angst in dem Sport, den ich liebe.“
Doch wovor müssen Hedman und Co. Angst haben? Sie sind es nicht, die um ihre Sicherheit fürchten müssen, wenn sie auf eine öffentliche Toilette gehen.
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