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Dunkle Wolken über Dortmund: Wie lange hält der BVB noch an Nuri Sahin fest?
Der schwache Auftritt von Borussia Dortmund in Kiel macht Trainer Nuri Sahin fassungslos. Der Coach richtet sich auf ungemütliche Zeiten ein.
- Martin Kloth
- Robert Semmler
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Trainer Nuri Sahin hat nach der 2:4-Niederlage von Borussia Dortmund bei Holstein Kiel Verständnis für eine möglicherweise aufkommende Diskussion um seine Person gezeigt. „Dadurch, dass ich Trainer bin, trage ich die komplette Verantwortung. Ich kann mich nicht frei reden von der Verantwortung“, sagte Sahin im TV-Sender Sky. Er zeigte sich beschämt und sprach von einer „Nicht-Leistung“.
Geschäftsführer Lars Ricken hatte zuvor auf die Frage, ob Sahin zur Disposition stehe, geantwortet: „Nein, steht er nicht.“ Sportdirektor Sebastian Kehl betonte in der ARD-„Sportschau“: „Eine Trainerdiskussion führen wir nicht.“ Die Spieler müssten sich an die eigene Nase fassen.
Die Dortmunder haben die Hinrunde mit 25 Punkten und damit klar außerhalb der internationalen Ränge beendet. Unter Vorgänger Edin Terzic hatte der BVB im Vorjahr das Finale der Königsklasse erreicht. „Ich weiß, wie der Fußball läuft. Der Fußball ist ein Ergebnissport, ich werde an den Ergebnissen gemessen“, sagte Sahin.
Sahin: Habe die Kraft, die Situation zu drehen
Der 36-Jährige zeigte sich sprach- und fassungslos über den Auftritt seines Teams in Kiel. „Bei uns ist es immer wieder so, dass du nicht weißt, was rauskommt. Das raubt viel Kraft“, sagte er. Um ihm müsse man sich keine Sorgen machen. „Es geht mir um Borussia Dortmund. Die letzte Person, an die ich denke, bin ich.“ Er habe die Kraft, die Situation zu drehen, betonte der Dortmunder Trainer.
Bereits am Freitag muss er mit seiner Mannschaft zum Start in die Bundesliga-Rückrunde bei Eintracht Frankfurt antreten. Auf die Frage, ob Sahin dann an der Seitenlinie stehen werde, sagte Kehl: „Ja.“
Für TV-Experte Dietmar Hamann sind die Tage von Nuri Sahin gezählt. Es könne sein, dass das Team zum Rückrundenauftakt am Freitag bei Eintracht Frankfurt gewinne und dies dem Coach den Job rette, sagte der 51-Jährige bei Sky. „Aber im Moment fehlt mir die Fantasie, wie das gehen soll“, erklärte Hamann.
„Sie haben immer wieder gesagt, dass wenn die Qualifikation für die Champions League in Gefahr ist oder steht, dann muss man auch über den Trainer nachdenken“, sagte Hamann. Und weiter: „Der Zeitpunkt ist nicht weit entfernt, dass sie was machen müssen.“
„Borussia Dortmund ist kein Job, um zu lernen“
Der frühere Nationalspieler äußerte zudem Zweifel daran, dass der 36 Jahre alte Sahin überhaupt der richtige Trainer für eine Spitzenmannschaft wie Borussia Dortmund ist. Wenn man als Trainer dorthin gehe, müsse es laufen, sagte Hamann. Da müsse Zug drin sein und man müsse das Gefühl haben, dass etwas zusammenwachse. „Das hatte ich vom ersten Tag bei Sahin nicht“, betonte er, „er sagt, er ist in der Gesamtverantwortung. Du kannst keine sechs Spieler rausschmeißen. Wenn es nicht läuft, ist der Trainer das schwächste Glied und der muss gehen.“
Die aktuelle Situation hat nach Meinung des ehemaligen Abwehrspielers nichts damit zu tun, dass Sahin ein junger Trainer mit wenig Erfahrung sei. Mehr Unterstützung, als er bekommen habe, gehe nicht. „Borussia Dortmund ist kein Job, um zu lernen. Wenn du lernen willst, dann musst du in die 2. Liga gehen oder in die 3. Liga“, sagte Hamann.
Xabi Alonso, der Bayer Leverkusen zum Meistertitel und Pokalsieg geführt hatte, habe nicht mehr Erfahrung gehabt als Sahin. „Wenn du dahin gehst, musst du schnell lernen. Und das hat er nicht gemacht. Wir sprechen immer von Widerstandskraft. Und ich glaube, dass er das in den letzten Wochen zu wenig vorgelebt hat. Und jetzt steckt der Karren im Dreck“, urteilte Hamann.
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