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Danilho Doekhi findet Union toll, würde aber trotzdem gerne wechseln.

© dpa/Andreas Gora

Eigentlich wollte der Abwehrspieler weg: Warum Danilho Doekhi doch weiter beim 1. FC Union spielt

Bis zuletzt galt Danilho Doekhi beim 1. FC Union als Wechselkandidat, ein konkretes Angebot wurde abgelehnt. Dennoch ist sein Fall der Gegenentwurf zu dem seines Abwehrkollegen Diogo Leite.

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Mehr als das absolut Nötigste wollte Danilho Doekhi am Dienstag nicht preisgeben. Das machte er mit einem Lächeln auch ausdrücklich klar: „Heute bekommt ihr nicht die Antworten, die ihr haben möchtet“, sagte der Abwehrchef des 1. FC Union. Damit meinte er vor allem die Fragen zu seiner Zukunft und zum abgelaufenen Transfersommer.

Wenn es in den vergangenen Wochen um die Wechselwilligen bei Union ging, dann war die Rede fast ausschließlich von Diogo Leite. Der Portugiese stand den ganzen Sommer vor dem Absprung und war deshalb wochenlang aussortiert, was für Köpenicker Verhältnisse ordentlich viel Wirbel mit sich brachte. Dass Doekhi auch ein Wechselkandidat war, geriet dabei fast in Vergessenheit.

Solange ich hier bin und diesen Klub vertrete, gebe ich auch alles für ihn.

Danilho Doekhi über seine Motivation, weiterhin für Union zu spielen

Dabei stand auch er kurz davor, den Verein zur neuen Saison zu verlassen. „Es gab ein konkretes Angebot“, sagte der 27-Jährige am Dienstag. Mehr wollte er nicht preisgeben, doch er vermittelte zumindest nicht den Eindruck, dass er dieses Angebot selbst abgelehnt hätte.

Im Grunde genommen war Doekhis Situation kaum anders als jene von Leite. Auch er ist 2022 zu Union gekommen und hat sich seitdem als absoluter Stammspieler in der Abwehr etabliert. Auch er wollte in diesem Sommer am liebsten den nächsten Schritt machen. Auch er gehört zu den wertvollsten Spielern im Kader, und auch er soll bei Union nur einen Vertrag bis Sommer 2026 besitzen.

Auch deshalb haben viele damit gerechnet, dass mindestens einer von beiden verkauft werden würde, womöglich für eine ordentliche Ablösesumme. Stattdessen hat Union gar nicht abkassiert und hat nun gleich zwei Abwehrspieler im Kader, die eigentlich gerne weg wären.

Wobei es bei Doekhi dann doch ganz anders gelaufen ist als bei Leite. Während der Portugiese sehr aktiv auf einen Wechsel drängte und auch deshalb nicht mehr trainierte, machte Doekhi in seiner sehr ruhigen Doekhi-Art einfach weiter.

„Diogo hat seine eigene Geschichte und darüber werde ich nicht sprechen. Bei mir ist es so, dass ich immer lieber weiterspiele und weitertrainiere und dann schaue, was passiert“, sagte der Abwehrspieler. Es sei auch nicht so, dass er gerade unglücklich bei Union ist. „Ich bin gerne hier. Es ist ein toller Klub mit tollen Fans und einem tollen Stadion in einer tollen Liga. Solange ich hier bin und diesen Klub vertrete, gebe ich auch alles für ihn.“

Gleichzeitig gab er zu, dass es gerade in den letzten Wochen nicht einfach war, die Situation auszublenden. Gerade, wenn die Saison schon läuft und das Transferfenster noch offen ist. Die richtige Arbeit hat schon angefangen, aber du weißt nicht, ob du nächste Woche da bist. Ich versuche da einfach weiter, meine Leistung zu bringen.“

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Bundesligaspiele hat Doekhi für Union bestritten und dabei acht Tore erzielt.

Während Leite nun wieder irgendwie integriert werden muss, kann Doekhi einfach weitermachen: als Stammkraft und Führungsspieler. In der vergangenen Saison verpasste er im Trikot von Union keine Minute. Und auch für diese Spielzeit war schon früh klar, dass er nach wie vor Teil des Mannschaftsrats sein wird, Wechselwunsch hin oder her. „Es ist schön, das Gefühl zu haben, dass man vom Staff und von den Mitspielern wertgeschätzt wird“, sagte er.

Der Verbleib in Berlin hat also auch seine Vorteile, gerade mit Blick auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. Bis zur U21 hat Doekhi noch für die Niederlande gespielt, doch weil die Konkurrenzsituation bei der Elftal so groß ist, will er künftig neben dem früheren Unioner Sheraldo Becker für Surinam auflaufen. Der Verbandswechsel muss noch von der Fifa bestätigt werden, und falls er rechtzeitig durchgeht, könnte Doekhi tatsächlich von der WM träumen.

Als gestandener Bundesliga-Spieler hätte er gute Karten für eine Nominierung. Und die Chancen, dass Surinam sich qualifiziert, sind höher denn je. Mit der Aufstockung der WM auf 48 Mannschaften werden dem Nord- und Zentralamerikanischen Verband Concacaf nun bis zu acht statt wie in früheren Zeiten vier Startplätze zugeteilt. In der Qualifikation in der Gruppe mit Panama, Guatemala und El Salvador ist Surinam nach zwei Spieltagen Spitzenreiter.

Im besten Fall könnte Doekhis vierte und wohl auch letzte Saison in Berlin also mit einem echten Karriere-Highlight enden. Wobei er auch im Winter noch dieMöglichkeit bliebe, Union schon früher zu verlassen. Auch da hielt sich der Rotterdamer bedeckt: „In jedem Transferfenster ist alles möglich. Es kann immer in beide Richtungen gehen.“

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