Sport: Ein bisschen Spaß…
Eine deutsche B-Nationalelf mit sechs Debütanten unterliegt Dänemark 0:1
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Nach zehn Minuten sprang plötzlich der Rasensprenger an, was nicht nur einfach eine Unterbrechung des Länderspiels zwischen Deutschland und Dänemark nach sich zog, sondern eine, die denkbar unglücklich überbrückt wurde. Aus den Lautsprechern der MSV-Arena zu Duisburg dröhnte Roberto Blancos Evergreen „Ein bisschen Spaß muss sein“. Das empfanden nicht wenige der 31 500 Zuschauer (ausverkauft) als die Krönung einer insgesamt doch sehr speziellen Vorstellung. Dass Deutschland am Ende den Dänen knapp mit 0:1 (0:0) unterlag, war dabei fast nur nebensächlich.
Es war ein aus vielen Gründen besonderes Länderspiel. Vermutlich wird diese deutsche Elf in dieser Zusammenstellung – wenn überhaupt – frühestens 2010 zu sehen sein, denn Joachim Löw hatte gestern sechs Debütanten aufs Feld geschickt. Außerdem: Das bisher letzte Länderspiel in Duisburg hatte vor 74 Jahren stattgefunden. Insgesamt war es erst das vierte in Duisburg, aber es wird für lange Zeit auch schon das letzte gewesen sein an der Wedau. Der DFB hat jüngst beschlossen, Länderspiele nur noch in Stadion zu vergeben, die mindestens 40 000 Besuchern Platz bieten.
Der Bundestrainer hatte das Testspiel gegen Dänemark zum Experimentierfeld erklärt. In Thomas Hitzlsperger (Stuttgart) und Marcell Jansen (Mönchengladbach) standen nur zwei Spieler aus dem WM-Kader in der gestrigen Anfangself. Stars wie Ballack, Lehmann und Frings hatte Löw wenige Tage nach dem 2:1-Sieg in der EM-Qualifikation in Prag eine Pause gegönnt. Löw schickte eine stark verjüngte B-Elf auf den Rasen, drei Debütanten (Roberto Hilbert, Stuttgart; Simon Rolfes, Leverkusen und Torwart Robert Enke, Hannover) gar gleich von Beginn an. Später kamen noch Stefan Kießling und Gonzalo Castro (beide Leverkusen) sowie Patrick Helmes vom Zweitligisten 1. FC Köln zu ihren Debüt. Damit haben unter Löw als Bundestrainer in nur neun Länderspielen seit August 2006 mehr Spieler debütiert (13) als unter seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann in dessen zweijähriger Amtszeit (12). Bei den Fans kam das nicht nur gut an. Sie wollten die WM-Stars sehen und wurden vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit einer Option auf ein Ticket für ein EM-Qualifikationsspiel entschädigt.
Die Experimentierwut rächte sich vor allem in der Bilanz. Es war das erste Spiel unter Löw ohne Torerfolg und die erste Niederlage. Dänemark hat schon einmal eine deutsche Erfolgsserie gekippt. Das bisher letzte Duell der Nachbarn endete im November 2000 mit 1:2 in Kopenhagen. Es war die erste Niederlage für den damaligen Teamchef Rudi Völler. „Die Serie spielt keine Rolle“, sagte Löw hinterher. „Wir wollten den jungen Spielern eine Chance geben. Läuferisch und kämpferisch hat die Mannschaft alles gegeben. Aber die Dänen waren eingespielter.“
Vor allem Enke im Tor nutzte seine Chance. Die Dänen hätten schon in der zweiten Minute in Führung gehen müssen. Allerdings parierte Enke glänzend einen Kopfball von Agger (Liverpool). Bei der folgenden Ecke schlug Trochowski den Ball von der Torlinie. Ohnehin waren die Neulinge peinlich bemüht, die taktischen Vorgaben des Trainer zu erfüllen. Das klappte ordentlich, aber das Offensivspiel haperte unter den vielen Umstellungen und der fehlenden Abstimmung. Der erste Torschuss datierte aus der 20. Minute, abgegeben vom Hamburger Piotr Trochowski. Mit forlaufender Zeit wurde die deutsche Reservistenelf mutiger. So prüfte Rolfes mit einem schönen Drehschuss Dänemarks Torwart, später war es Aachens Jan Schlaudraff. Und auch das Mitwirken von Kießling (er kam für Ersatzkapitän Kevin Kuranyi) und Helmes wirkte belebend.
Die Dänen aber blieben insgesamt gefährlicher. Enke bügelte manchen Fehler seiner Vorderleute, etwa des Mainzers Manuel Friedrich und des Wolfsburgers Alexander Madlung aus. Zehn Minuten vor dem Ende war aber auch er machtlos, als Dänemarks Nicklas Bendtner mühelos zum 0:1 einnetzte. Kruz darauf hatte Patrick Helmes gleich mehrmals den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber jeweils. Ein bisschen Spaß reicht nicht.
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