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Sport: Ein Geheimnis, das jeder kennt

Stefan Ustorf spielt in der nächsten Saison für die Eisbären – nur sagen will er es noch nicht

Berlin. Stefan Ustorf lacht. Ganz kurz nur. Soll wohl heißen: Darauf falle ich nicht rein. Und vermutlich auch: Es weiß jeder, aber ich sage nichts dazu. Die Frage lautete: „Diese Saison ist ja ein wenig unglücklich verlaufen für den Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Woran könnte es denn liegen, dass es in den kommenden zwei Jahren wieder besser läuft?“ Nach einigem Zögern sagt Ustorf: „Das weiß ich noch nicht.“ Dabei wissen viele, dass der Stürmer für die kommenden zwei Spielzeiten für die Berliner Eisbären auflaufen wird. Bei dem Klub, wo er heute mit seinem derzeitigen Arbeitgeber, den Krefeld Pinguinen (14.30 Uhr, Sportforum), antritt.

Vor ein paar Wochen sickerte durch, dass Ustorf einen Vertrag in Berlin unterschrieben hat. Er hatte gute Gründe dafür: Seine Kinder will der Mann einer Amerikanerin auf die John-F.-Kennedy-Schule schicken. Und vor allem sind die Berliner ein Team, das um den Titel mitspielen will. So einen Arbeitgeber will Stefan Ustorf. Schließlich hatte er den auch zu Anfang dieser Saison, da war er noch bei den Mannheimer Adlern. Die allerdings setzten ihn und seinen Mannschaftskollegen Yves Racine vor die Tür, als es sportlich nicht lief. Als abschreckende Beispiele. Warum das in Mannheim so passierte, weiß selbst Ustorf nicht so genau. „Diese Saison ist für mich unglücklich verlaufen“, sagt er. „Da ist viel Mist zusammengekommen. Da sind Dinge passiert, auf die ich keinen Einfluss hatte.“ Als er dann nach Wochen ohne Vertrag mit den Krefeld Pinguinen einen neuen Arbeitgeber gefunden hatte, ging das Dilemma für ihn weiter. „Mein Gott, Krefeld begann unglücklich. Zwei Trainerwechsel in kurzer Zeit und dann die Verletzung.“

30 Jahre alt ist Stefan Ustorf inzwischen. Es ist viel passiert in seiner Karriere. Er ist im deutschen Eishockey nicht irgendwer. Als es nur einen Uwe Krupp gab, lange bevor Spieler wie Marco Sturm und Jochen Hecht in der NHL zu Stars wurden, hat es Ustorf in der nordamerikanischen Profiliga versucht. Zunächst mit Erfolg: In der Saison 1995/96 schien der Stürmer den Durchbruch bei den Washington Capitals geschafft zu haben, war mit 53 Spielen und 17 Skorerpunkten bester Neuling im Team. Doch ein Jahr später folgte der Absturz: Nur noch sechs Spiele für die Capitals aus Washington. Ustorf ging zu den Capitals nach Berlin, wo sein Vater Peter als Trainer und Manager arbeitete. Doch bei den sich damals schon in wirtschaftlicher Schieflage befindenden Capitals wurde Ustorf nicht glücklich. Er ging wieder in die USA, doch die Rückkehr in die NHL wollte nicht gelingen. Dazu kamen persönliche Schicksalsschläge, seine Frau erkrankte an Krebs.

2001 lief Ustorf wieder in der Deutschen Eishockey-Liga auf, für die Adler. Eigentlich habe er sich mit seiner Familie in Mannheim wohl gefühlt, sagt Ustorf. Nach Krefeld sind dann nicht alle Ustorfs umgezogen. Die Familie lebt in den USA, wo der Eishockey-Profi die Sommermonate verbringt. „Es ist nicht einfach, so lange von der Familie getrennt zu sein“, sagt Ustorf. „Aber die Mitspieler und die Fans haben mir in Krefeld alle sehr geholfen, es geht mir hier wahnsinnig gut.“ Dann hätte er seinen Vertrag ja auch verlängern können? „Das wäre eine Option gewesen, aber ich habe die Entscheidung mit meiner Familie gefällt.“ Die Entscheidung, nach Berlin zu wechseln? „Ich werde mich dazu nicht offiziell äußern“, sagt Ustorf. „Nach der Saison sehen wir weiter. Es bringt doch nur Unruhe, dass noch vor den Play-offs bekannt wird, wer wohin wechselt.“

Bei den Eisbären halten sie sich nicht nur im Fall der Personalie Ustorf bedeckt, das Management bestätigt bis jetzt keinen einzigen Vertragsabschluss. „Das finde ich auch richtig so“, sagt Ustorf. Aha, doch ertappt! „Nein, das hat mit Berlin nichts zu tun“, sagt Ustorf. Und dann wirken seine Aussagen doch ein wenig ungelenk. „Es wäre schlimmer, wenn es keine Gerüchte und Geschichten mehr über mich geben würde. Dann will einen nämlich keiner mehr haben.“

Vielleicht liegt sein Schweigen ja auch daran, dass er die für ihn unglückliche Saison störungsfrei zu Ende spielen will. „Ich will meine Leistung bringen für Krefeld“, sagt er. „Denn das war nicht immer der Fall. Bis auf unseren Torhüter Robert Müller haben wir bei uns in der Mannschaft alle etwas gutzumachen.“ Schließlich ist der Meister 2002 zu einem Abstiegskandidaten 2003 geworden. „Deshalb wird es bei mir in den nächsten drei Wochen kein Halli-Galli geben“, sagt Stefan Ustorf. Eine professionelle Einstellung, gegen die in der nächsten Saison auch die Eisbären sicher nichts einzuwenden haben werden.

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