Von André Görke
und Stefan Hermanns
Berlin. Kurz vor dem Mittag meldete Fußball-Bundesligist Hertha BSC die erste Verpflichtung eines neuen Spielers an diesem Tag. Der Neue, 35 Jahre alt, solle der Mannschaft vor allem mit seiner Routine helfen. Er heißt René Tretschok, ist Mittelfeldspieler, hat bei Herthas Profis bis zum Sommer gespielt – und wird bei den Amateuren in der Oberliga zum Einsatz kommen.
Die zweite Verpflichtung des Tages war weitaus spannender – und erst in letzter Sekunde über die Bühne gebracht. Um 22.10 Uhr konnte Herthas Manager Dieter Hoeneß verkünden, dass er sich mit Borussia Dortmund über einen Transfer des Stürmers Giuseppe Reina nach Berlin geeinigt hatte. Der 31-jährige Deutsche unterschreibt einen Arbeitsvertrag bei Hertha BSC bis 2005. „Wir hoffen, dass er dazu beitragen wird, dass wir die Klasse halten“, sagte Hoeneß.
Reina war am Montag noch rechtzeitig auf die Transferliste Nummer 136/03/04 des Ligaverbandes gesetzt worden. Um zwölf Uhr am Mittag lief die Frist ab. Wer bis zu diesem Zeitpunkt nicht auf der Liste stand, kann in dieser Saison nicht mehr den Verein wechseln. Bis Mitternacht hatten die Klubs noch Zeit, den Vertrag bei der Deutschen Fußball-Liga einzureichen. Und Herthas Manager Hoeneß nahm fast alle Zeit in Anspruch, weil sich die Berliner finanziell nicht so schnell mit den Dortmundern einigen konnten. Die Mitglieder des Aufsichtsrates hatten ihre Handys bis spät in die Nacht eingeschaltet und wurden ständig informiert.
Der Spielertyp Giuseppe Reina passt gut in Herthas Anforderungsprofil. Reina spielt auf der rechten Seite, dort wo die Berliner schon fast traditionell Probleme besitzen. Am Wochenende, zum Rückrundenauftakt bei der 0:4-Niederlage in Bremen, hat sich auf dieser Position Bartosz Karwan versuchen dürfen. Der Pole fiel nicht weiter auf, vor allem nicht positiv.
Reina ist ein guter Dribbler, aber kein Torjäger. In 148 Bundesligaspielen für Arminia Bielefeld und Borussia Dortmund hat er 30 Tore erzielt. 1999 war Reina für vier Millionen Mark von Bielefeld nach Dortmund gewechselt, dort spielte er mit Fredi Bobic zusammen. In dieser Saison kam Reina neunmal zum Einsatz und schoss ein Tor. Im Dezember musste er sogar bei den Amateuren in der Regionalliga aushelfen. Für die hatte Reina seinen bisher letzten Einsatz im Dortmunder Trikot, als er beim 0:5 gegen die Amateure von Schalke 04 die Rote Karte sah.
Reina war nicht der einzige Kandidat auf Herthas Wunschliste. Auch um den Wolfsburger Tomislav Maric hatten sich die Berliner bemüht. Die Anstrengungen um seine Verpflichtung wären aber erst intensiviert worden, wenn Fredi Bobic Hertha in der Winterpause verlassen hätte. Maric, der jetzt für Borussia Mönchengladbach spielt, ist ein Strafraumstürmer. „Davon haben wir schon drei“, sagt Manager Hoeneß. Allerdings fällt Luizao mindestens sechs Wochen aus, und Artur Wichniarek kann wegen einer Wadenverletzung nicht trainieren. Gegen Stuttgart wird er am Sonntag im Olympiastadion vermutlich nicht spielen können. Sein neuer Kollege Giuseppe Reina hingegen schon.