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Sport: Ein Sieg mit Verspätung

Gegen Bayer war erst kein Schiedsrichter da, dann schien Alba nicht auf dem Feld zu stehen

Berlin. Die Zuschauer hatten bereits ihre Plätze in der Max-Schmeling-Halle eingenommen, die Spieler von Alba Berlin und den Bayer Giants Leverkusen waren auch schon warm gespielt, und trotzdem konnte das Basketball-Bundesligaspiel noch nicht starten: Es fehlte noch ein Schiedsrichter. Ralph Umlandt saß in einem Zug nach Berlin, der Verspätung hatte. Alba Berlin ging es später ebenso. Spät, aber nicht zu spät kam der Deutsche Meister ins Spiel. Mit seinen drei Punkten zum 84:82 warf Henrik Rödl sein Team zum ersten und einzigen Mal gegen Leverkusen in Führung. Es war der Endstand.

„Wir haben glücklich gewonnen“, sagte Trainer Emir Mutapcic, „in den ersten drei Vierteln hatten wir eine schlechte Einstellung." Mit bis zu 16 Punkten hatten die Leverkusener vor 5802 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle geführt. „Das ist das Positive“ sagte Mutapcic, „wir haben nicht aufgegeben, sondern weitergespielt.“ Die Verteidigung war die Berliner Problemzone. Bis zur Halbzeit hatte Alba bereits 49 Punkte zugelassen. Jovo Stanojevic und Quadre Lollis hatten große Schwierigkeiten mit dem Leverkusener Power Forward John Best, der schon zur Pause 19 Punkte erzielt hatte. Der US-Amerikaner war grippekrank ins Spiel gegangen, dennoch war er mit 27 Punkten bester Spieler auf dem Parkett. Erst als Best fünf Minuten vor dem Ende beim Stande von 68:76 wegen seines fünften Fouls ausschied, witterte Alba die Chance, das Spiel noch zu gewinnen.

„Das war kein Foul“, sagte John Best, und auch sein Trainer Heimo Förster beschwerte sich: „Es ist immer sehr traurig, wenn die Schiedsrichter das Spiel in die Hand nehmen.“ Die Leverkusener fühlten sich im letzten Viertel von den beiden Schiedsrichtern stark benachteiligt. „Da gab es ordentlich auf die Finger“, sagte Dennis Wucherer. Mutapcic aber verteidigte den Pfiff gegen Best. „Das war nicht sein fünftes Foul, das war sein achtes.“ Als sein bester Mann auf die Bank musste, richtete Heimo Förster seinen Blick besorgt auf die Anzeigetafel. Als ahnte er schon das, was da noch kommen sollte. Mutapcic sagte: „Es war sehr wichtig für uns, dass Best aus dem Spiel ging.“

Vor dem ersten Sprungball hatte Albas Präsident Dieter Hauert Mannschaftskapitän Henrik Rödl geehrt, der in der Europaliga gegen Benetton Treviso seinen 5000. Punkt erzielt hatte. Gegen Leverkusen kamen elf hinzu. Doch während des Spiels und auch danach gab es nicht viel zu feiern bei den Berlinern. In der Offensive traf der Deutsche Meister wie schon im Europaligaspiel gegen Treviso sehr schlecht (41 Prozent). Nur vier von 26 Würfen aus der Halb- oder Ferndistanz fanden ihren Weg in den Korb.

Besonders schwach spielte Aufbauspieler DeJuan Collins, der eine Wurfquote von null Prozent hatte. Lediglich mit einem Freiwurf war er erfolgreich. „Ich hatte ein schlechtes Spiel“, sagte der Aufbauspieler, „das kann schon mal passieren.“ Immer wieder haderte der Zugang aus Tübingen mit sich und den Entscheidungen der Schiedsrichter. Trainer Emir Mutapcic ließ den US-Amerikaner in der Schlussphase der ersten Halbzeit und ab der 26. Minute des dritten Viertels auf der Bank. „Wir haben gewonnen“, sagt Collins, „also war die Entscheidung des Trainers richtig.“ Fortan führte Nationalspieler Mithat Demirel die Berliner im Aufbau. Bester Berliner Werfer aber war Centerspieler Jovo Stanojevic mit 18 Punkten, Quadre Lollis kam auf 16 Zähler.

„Man muss auch die Leverkusener loben“, sagte Lollis, „sie haben sehr gut gespielt.“ Der US-Amerikaner zählte zu jenen, die sich in den letzten fünf Minuten zum Sieg kämpften. „Erst als wir gemerkt haben: Mist, wir verlieren das Spiel, haben wir gekämpft“, sagte Lollis. So bleibt Alba in der Meisterschaft ohne Niederlage. Am kommenden Sonntag kommt es in Braunschweig zum Spiel der beiden einzigen noch ungeschlagenen Mannschaften der Bundesliga.

Zuvor aber versucht Alba am Donnerstag, beim griechischen Meister AEK Athen das erste Spiel in der Euroleague zu gewinnen. Ein solch schwaches Auftreten wie gegen Leverkusen kann sich Alba dann nicht leisten. Demirel sagt: „In der Europaliga hätten wir bereits aussichtslos zurückgelegen."

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