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Sport: Ein Sprung in die Sportgeschichte

Der Finne Janne Ahonen gewinnt als erster Springer zum fünften Mal die Vierschanzentournee

Beinahe wäre die Vierschanzentournee einen Tag zu früh entschieden worden. Weil Janne Ahonen am Samstag nach seinem zweiten Sprung im Auslaufraum nicht bremsen konnte, drohte er seinen größten Konkurrenten Thomas Morgenstern mit den Ski-Enden umzusäbeln. „Ich hatte ein bisschen zu viel Geschwindigkeit“, gab Ahonen zu. Der Österreicher konnte sich gerade noch mit einem Sprung in die Luft retten. Und damit auch das spannende Finale vom Sonntag.

Heftiger Regen beeinträchtigte dieses vierte Springen der Vierschanzentournee, doch Janne Ahonen trotzte auch diesen Widrigkeiten. Der 30 Jahre alte Finne gewann mit Flügen auf 126 und 136 Meter nicht nur wie am Vortag den Wettbewerb von Bischofshofen, er schrieb als Tourneesieger auch Sportgeschichte. Ahonen ist nun der einzige Springer, der die Vierschanzentournee fünfmal gewonnen hat. „Es ist ein wahnsinniger Tag für mich, aber in einigen Jahren wird sich das noch besser anfühlen“, sagte er. Auf Platz zwei landete der Tourneefavorit Thomas Morgenstern, der mit Sprüngen auf 121 und 135,5 Meter hinter dem Norweger Anders Bardal Platz drei belegte. „Man hätte heute schon außergewöhnlich gut springen müssen, um Janne Ahonen zu schlagen“, sagte der 21 Jahre alte Österreicher, „aber ich habe noch zehn Jahre Zeit, um die Tournee zu gewinnen.“

Während sich die Entscheidung über den Gesamtsieg durch Ahonens Erfolg im dritten Springen am Vortag angedeutet hatte, wirbelte das schlechte Wetter das übrige Klassement vollkommen durcheinander. Überraschend belegte Michael Neumayer am Ende Platz drei der Gesamtwertung, sein zehnter Platz von gestern genügte dafür. Der Deutsche hatte am meisten von dem plötzlich einsetzenden Regen profitiert. Simon Ammann, Tom Hilde und Gregor Schlierenzauer, die allesamt in der Gesamtwertung vor ihm platziert waren, schafften es im Dauerregen nicht, sich für den zweiten Durchgang zu qualifizieren. „Das zeigt doch, dass etwas faul war“, sagte der österreichische Cheftrainer Andreas Pointner. Es regnete so stark, dass die Favoriten in der Anlaufspur nur noch langsame Geschwindigkeiten fahren konnten. Bundestrainer Peter Rohwein sagte: „Die Besten hatten die schlechtesten Bedingungen.“

Umso mehr beeindruckte Ahonen, der trotzdem die drittbeste Weite des ersten Durchgangs sprang. Obwohl sich viel Wasser in der Spur gesammelt hatte, fuhr er mit 94,4 Stundenkilometern eine vergleichsweise hohe Geschwindigkeit. „Er hat einfach schnelle Ski“, sagte Pointner. Thomas Morgenstern brachte es nur auf 93,3 Stundenkilometer und flog anschließend fünf Meter kürzer als sein finnischer Konkurrent. Den Gesamtsieg hatte er in diesem Moment schon fast verloren. Und dann gelang Ahonen im zweiten Durchgang auch noch die größte Weite des Tages. „Es sah zu Saisonbeginn schwierig für mich aus“, sagte der Finne, „aber nach Garmisch-Partenkirchen wusste ich, dass der Tourneesieg möglich ist, wenn ich das Beste gebe.“

Neben ihm durfte sich auch Peter Rohwein als Sieger der Tournee fühlen. Der Bundestrainer konnte sich nicht nur über Neumayer freuen, sondern auch über Martin Schmitts vierten Platz von Bischofshofen. Es war dessen beste Platzierung seit zehn Monaten, in der Gesamtwertung belegte Schmitt Rang acht. Damit hat der Bundestrainer, der zu Saisonbeginn um seinen Job fürchten musste, die Vorgabe seines Sportdirektors für die Vierschanzentournee übererfüllt. Einen Platz unter den besten acht, hatte Thomas Pfüller gefordert. Nun haben das sogar zwei Springer geschafft. Rohwein kann gestärkt in das Klärungsgespräch am Mittwoch mit den Stützpunktrainern gehen. „Ich denke, dass ich jetzt in aller Ruhe weiterarbeiten kann“, sagte er.

Als Verlierer müssen sich die Österreicher fühlen. Sie hatten den Weltcup dominiert, gingen mit zwei Favoriten ins Rennen – und warten weiterhin auf ihren ersten Tourneesieger seit acht Jahren. Der Sportliche Leiter Toni Innauer sagte: „Es waren heute nicht unsere Verhältnisse, daraus müssen wir lernen." Womöglich aber kann auch Janne Ahonen die Österreicher ihrem Ziel ein Stück näher bringen. Wenn er nach der Saison aufhört.

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