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Antonio Rüdiger scheint im Spiel gegen Nordirland himmlischen Beistand zu erflehen.

© imago/HMB-Media/IMAGO/Marco Bader

Ein zäher Sieg der DFB-Elf: Die Emotionalität stimmt, bei der Qualität bleiben Zweifel

Nach der Blamage gegen die Slowakei war die deutsche Fußball-Nationalmannschaft um Wiedergutmachung bemüht. Das gelingt nur dem Ergebnis nach.

Stefan Hermanns
Ein Kommentar von Stefan Hermanns

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Rund um die 30. Minute erlebte Köln-Müngersdorf das, was sich Bundestrainer Julian Nagelsmann so sehnlichst gewünscht hatte. Das Stadion wurde von einer Welle der Emotionalität erfasst. Was sich Nagelsmann nicht gewünscht haben dürfte: Diese Welle ging von der nordirischen Nationalmannschaft aus.

In dieser Phase des Spiels setzte sich die Nummer 71 der Welt zunehmend in der Hälfte der Deutschen fest. Die Nordiren mit ihren limitierten Mitteln erspielten sich eine Ecke. Und noch eine. Die stattliche Delegation der Fans in Grün in der Nord-Ost-Ecke des Stadions geriet in Ekstase – und sie flippte vollständig aus, als Isaac Price das zwischenzeitliche 1:1 für die Nordiren erzielte.

Nach dem enttäuschenden Auftritt im WM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei am vergangenen Donnerstag war rund um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft viel von Emotionalität die Rede gewesen. Oder besser: vom Mangel daran.

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Nach dem Spiel gegen Nordirland muss man feststellen: Hunger und Gier waren diesmal vorhanden, vor allem in der zweiten Hälfte, als Nagelsmann von der Bank frische und vor allem engagierte Kräfte brachte und die Nationalmannschaft doch noch einen 3:1-Sieg herausspielte. Das Publikum, das zur Pause noch eindrücklich gepfiffen hatte, wechselte ungebremst in den Modus der Begeisterung.

Alles gut also? Nein, auch nach diesem Erfolg bleiben Zweifel. Es sind vor allem Zweifel an der fußballerischen Qualität, die Bundestrainer Nagelsmann zur Verfügung hat. Denn wenn das Team tatsächlich im Sommer 2026 bei der Weltmeisterschaft um den Titel mitspielen will, dann heißt der Maßstab nicht Nordirland, sondern Frankreich, Spanien oder Argentinien.

Es war ja nicht so, dass die Deutschen es am Sonntagabend nicht versuchten. Aber die Wahl ihrer Mittel war nicht immer schlüssig. Allein in den ersten fünf Minuten der Partie spielten die deutschen Verteidiger drei lange Pässe aus der Abwehr in die Spitze – keiner davon kam an. Auch in der Folge war der spielerische Vortrag viel zu lange viel zu dürftig.

Natürlich muss Nagelsmann zu Beginn der neuen Länderspielsaison einige prominente Spieler ersetzen. Aber gerade ihr Fehlen zeigt, dass der deutsche Fußball im Moment nicht über Weltklasse im Übermaß verfügt. Dieses Defizit mit Gier und Leidenschaft zu überspielen ist sicher nicht die schlechteste Idee. Das hat bei der deutschen Nationalmannschaft sogar eine gewisse Tradition. Um die ganz großen Ziele zu erreichen, braucht es aber wohl mehr.

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