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Sport: Eine Stadt ohne Tore

Im Mailänder Lokalderby in der Champions League sehen die Fans ein 0:0 zwischen AC und Inter

Mailand (Tsp). Die Kulisse war endspielreif. Mehr als 85 000 Zuschauer tauchten das GuiseppeMeazza-Stadion in Mailand in Rot und Blau, die Vereinsfarben der beiden Stadtrivalen AC Milan und Inter. Rauchbomben verschleierten schon vor dem Anpfiff des Stadtduells im Halbfinale der europäischen Champions League den Blick, und nach Spielende lieferten sich beide Fangruppen noch einen langen Sangeswettstreit. Das Spiel, das die Fans zuvor gesehen hatten, kann sie allerdings kaum dazu animiert haben. Denn das italienische Derby endete 0:0 (0:0), im Rückspiel hat Inter nun Heimrecht, der AC muss auswärts antreten. Kommende Woche im gleichen Stadion.

Spielbestimmend in der ersten Partie am Mittwochabend war die Heimmannschaft, der AC Milan. Mit Engagement im Mittelfeld machte das Team von Trainer Carlo Ancelotti Druck. Auch der Coach selbst, der zum fünften Mal hintereinander ein europäisches Halbfinale erlebte, wies an der Seitenlinie mit den Händen immer wieder in Richtung Inter-Tor. Doch im Strafraum versagten seine Spieler. Das lag zum einen daran, dass Passgeber Clarence Seedorf nach langer Verletzungspause den Ball allzu oft in den leeren Raum statt ins eigene Sturmzentrum beförderte. Zum anderen hing es damit zusammen, dass Stürmer Fillippo Inzaghi allein in der ersten Halbzeit vier Mal im Abseits stand. Normalerweise wird Inzaghi an Toren gemessen, nicht an solchen Fehlstellungen.

„Ich will ein Spektakel sehen“, hatte der Präsident des Vereins, Silvio Berlusconi, von der AC-Mannschaft gefordert. Berlusconi selbst kam das sportliche Duell nicht ungelegen, schließlich muss er sich in diesen Tagen als italienischer Ministerpräsident in Mailand vor Gericht verteidigen – es geht wieder einmal um Korruptionsvorwürfe. Zur richtigen Ablenkung ihres Chefs boten sich den AC-Spielern allerdings lange kaum Gelegenheiten. Das war vor allem Inters Luigi di Biagio geschuldet, der vor dem eigenen Strafraum konsequent für Ordnung sorgte.

Und so versuchten die Gastgeber, ihre Fans mit Fernschüssen zu begeistern. Nach einer Viertelstunde hielt zunächst Andrej Schewtschenko vergeblich aufs Tor, kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit zielte dann Rui Costa daneben. Nach einer guten Stunde versuchte es Gennaro Gattuso von der Strafraumgrenze, scheiterte aber am stets gut postierten Inter-Torwart Francesco Toldo. Immerhin verstärkte der AC mit zunehmender Spielzeit seine Angriffsbemühungen und kam zu zahlreichen, wenn auch nicht immer ausgegorenen Chancen. Nach einem sehenswerten Alleingang von Kacha Kaladse im Strafraum und dessen präzisen Pass scheiterte Schewtschenko aus Nahdistanz an Toldo. Auch Seedorf griff stärker in die Partie ein, die sich in der zweiten Halbzeit fast nur noch in der Hälfte von Inter abspielte. Allein, das Anrennen gegen die dicht gestaffelte Abwehr von Inter brachte nichts ein.

Am Ende stand auf der Anzeigetafel ein 0:0. Und so bleibt den sangesfreudigen Fans von Mailand nur ein Trost: Beide Mannschaften haben noch gute Chancen auf das Finale.

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