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Kevin Trapp glaubt an die Überraschung gegen den mehrfachen Champions-League-Sieger.

© IMAGO/Hartenfelser

„Die größten Duelle seit 1960“: Eintracht Frankfurt geht selbstbewusst ins „Jahrhundertspiel“

Nach dem 1:1 im Hinspiel will Eintracht Frankfurt gegen den FC Barcelona die Sensation schaffen. Bis zu 30.000 Hessen werden im Camp Nou live dabei sein.

Als Oliver Glasner und Kevin Trapp im feinen Zwirn das Auditorium im riesigen Camp Nou betraten, hatten die Frankfurter Fanmassen schon einige Stunden im grauen Regenwetter von Barcelona hinter sich. Schon am Tag vor dem selbst ernannten „Jahrhundertspiel“ im Camp Nou schmückten die Eintracht-Fans die katalanische Metropole in den Vereinsfarben der Hessen. Glasner ist mit Blick auf den Fußball-Gipfel am Donnerstagabend (21 Uhr/RTL) voller Vorfreude. Es brauche „eine Steigerung“ der „fantastischen“ Leistung aus dem Hinspiel, sagte der Österreicher, ohne dafür extra ein Wort zu finden.

Bis zu 30.000 Anhänger sollen dabei sein, wenn die Eintracht eine Woche nach dem 1:1 im Hinspiel den großen FC Barcelona aus der Fußball-Europa-League werfen will. „Wenn wir nicht absolut auf unserem obersten Level agieren, haben wir keine Chance“, stellte Glasner klar. Vor dem Viertelfinalrückspiel ist ein Fanmarsch von der Stadt zu dem legendären Stadion geplant - alle in weißer Kleidung.

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„Wir fahren da hin und schlagen die“, hatte Sportvorstand Markus Krösche voller Selbstbewusstsein und ohne großen Respekt für das prächtige Ensemble um Pierre-Emerick Aubameyang und Jungstar Pedri angekündigt. Im Fußball-Tempel mit 95.000 Plätzen erwartet Krösche eine Stimmung wie bei einem Heimspiel.

„Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass unsere Jungs mehr Stimmung machen und deutlich lauter sind als die Barça-Fans!“, sagte Krösche der „Bild“. Auch Trapp, der im Weltfußball schon viel gesehen hat, ist von der Konstellation beeindruckt. „Wir können uns mit einer der besten Mannschaften der Welt messen - mit einem Verein, der schon viele Titel gewonnen hat. Das ist einfach pure Freude“, sagte der Torhüter, der wie Glasner im grauen Anzug auf dem Pressepodest Platz nahm und lässig mehrsprachig parlierte.

„Das ist ein Spiel, wofür man auch Fußball spielt“

Für die Hessen folgt gerade Feiertag auf Feiertag. Erst die Rückkehr zur Stadionvollauslastung nach dem Ende der Corona-Maßnahmen, dann vor 48.000 Fans daheim gegen Weltklub Barcelona und nun auch noch im Camp Nou. Präsident Peter Fischer nannte die Duelle „die größten seit 1960“ - damals verlor Frankfurt im Finale des Landesmeisterpokals gegen Real Madrid. „Das ist ein Spiel, wofür man auch Fußball spielt. Wir wollen natürlich das ganz Große schaffen“, sagte Trapp.

Die Profis um Trapp und Flügelspieler Filip Kostic können zumindest vereinsintern zu Legenden werden, wenn sie die gigantische Prüfung im Camp Nou bestehen. Trotz Tristesse in der Bundesliga mangelt es dem Team nicht an Selbstvertrauen. So kündigte Trapp an, man werde sich nicht auf ein mögliches Elfmeterschießen vorbereiten, weil man direkt und nach 90 Minuten weiterkommen wolle.

Die Frankfurter Fans wollen auch in Barcelona für Heimspielatmosphäre sorgen.

© Arne Dedert/dpa

Für die Fans - Vorstandssprecher Axel Hellmann sprach von 35.000 Kartenwünschen - wird die Abenteuerreise so oder so unvergesslich. Sie buchten überteuerte und komplizierte Flugverbindungen, reisten über Amsterdam, Wien oder München an und organisierten sich Karten mit verschleierten IP-Adressen und ausländischen Kreditkarten. Eigentlich steht dem Verein nur ein Kontingent von 5000 Tickets in dem riesigen Stadion zu. Die Bilder am Donnerstagabend werden aber deutlich eine andere Sprache sprechen.

Vor sechs Jahren stieg Frankfurt fast ab

Barcelonas eigentlich für die Champions League gebaute Elf und ihr Trainer Xavi Hernandez hoffen darauf, das Hinspiel mit glücklichem Remis vergessen machen zu können. Als Trumpf nannte Xavi die eigenen Fans und auch den speziellen Rasen. „Marc hat mir erzählt, dass im Camp Nou gefühlt Wasserpfützen auf dem Platz sind, so nass ist er. Ein kleiner Unterschied wird es vielleicht sein“, sagte Trapp mit Bezug auf ein Gespräch mit Torhüterkollege Marc-André ter Stegen.

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Bedenkt man, wo die Hessen herkommen, ist schon das Erreichen des Viertelfinals eine erstaunliche Entwicklung. Vor sechs Jahren konnte die Eintracht einen Absturz in die Zweitklassigkeit erst in der Relegation abwenden. Danach folgten spektakuläre Jahre mit dem DFB-Pokalsieg 2018 und dem Einzug ins Europa-League-Halbfinale 2019.

Doch immer wieder verabschiedeten sich wichtige Protagonisten. Erst ging Trainer Niko Kovac zu den Bayern, im vergangenen Sommer kam es dann besonders hart: Sportvorstand Fredi Bobic wechselte zur Hertha, Trainer Adi Hütter nach Gladbach und Turboflügel Kostic wollte per Streik einen Wechsel zu Lazio Rom erzwingen. Während die Hertha nun gegen den Abstieg kämpft, Gladbach die Saisonziele zu verpassen droht und Lazio Rom international längst raus ist, erwartet die Eintracht ein Festabend vor vollen Rängen im Camp Nou. (dpa)

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