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Eisbären holen vierten Sieg in Serie: Das Erfolgsgeheimnis heißt Ruhe statt Rausch
Obwohl zwei Profis ihr Comeback feierten, bleibt die personelle Lage beim Meister angespannt. Gegen Nürnberg muss der nächste Spieler verletzt raus.
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Bei den Eisbären herrschte am Sonntagnachmittag große Wiedersehensfreude. Marcel Noebels, der sich am zweiten Spieltag der Saison in Köln am Knie verletzt hatte, gab sein Comeback. Auch Yannick Veilleux stand nach sechs Partien Sperre wieder im Line-up. Für einen Check am dritten Spieltag in Mannheim war er sanktioniert worden.
Obwohl sich also in der Offensive die angespannte Personallage etwas entspannt hat, blieben die Eisbären auch beim 3:2 (0:0, 2:1, 1:1) gegen die Nürnberg Ice Tigers bei ihrem Stil, der ihnen zuvor sieben Punkte in den drei DEL-Spielen im Oktober eingebracht hatte.
Ich freue mich sehr für meine Spieler. Wir spielen schon sehr lange mit einer kurzen Bank und man merkt die Müdigkeit.
Serge Aubin
Weil die personellen Ressourcen schon seit Wochen dünn sind und es entsprechend gilt, die Energievorräte richtig einzusetzen, präsentiert die Mannschaft von Serge Aubin aktuell nicht das gewohnte Eisbären-Powerhockey. Statt den Gegner mit Dauerdruck zu ermüden, hält der Meister sein Spiel sehr einfach. Und versucht, möglichst wenige Fehler zu produzieren.
Auch wenn die Spiele derzeit vielleicht nicht ganz so mitreißend sind, so merkt man doch die enge Verbindung, die zwischen den Spielern herrscht. Und dass nur so die zahlreichen Lücken vor allem in der Defensive aufgefangen werden können. „Bei der kurzen Bank müssen wir füreinander da sein“, sagte Rückkehrer Noebels im Pauseninterview.
Stürmer Tiffels ist in der Abwehr unverzichtbar
Frederik Tiffels fühlt sich bekanntlich besonders wohl, wenn er mit hohem Tempo Richtung gegnerisches Tor ziehen kann, aber aktuell wird er eben als Verteidiger gebraucht. Mitch Reinke konnte wie schon in Frankfurt am Freitag (3:2 nach Penaltyschließen) angeschlagen kurzfristig nicht mitspielen.
Am Sonntag verletzt sich nun auch noch Korbinian Geibel und humpelte anschließend aus der Halle. Für ihn übernahm Manuel Wieder wichtige Aufgaben vor dem eigenen Tor.
In ihren jeweiligen ungewohnten Rollen hatten Tiffels und Wiederer großen Anteil daran, dass Torwart Jake Hildebrand nicht häufiger in große Bedrängnis kam. „Sie haben einen guten Job gemacht“, sagt Sportdirektor Stéphane Richer.
Sieben Gegentore in vier Spielen sind jedenfalls eine Bilanz, die angesichts der vielen fehlenden Abwehrkollegen sehr akzeptabel ist. „Es ist ein kleines Wunder“, sagt Richer über die jüngste Siegesserie angesichts dieser Umstände. „Kompliment an die Mannschaft, wie sie kämpfen und einen Weg finden, um zu gewinnen.“
Sportdirektor Richer sieht derzeit ein „kleines Wunder“
Geduldig zu bleiben, auch wenn es ein Drittel lang mal nicht so flutscht, ist ebenfalls eine wichtige Eigenschaft, die dieser Tage hilft, eifrig Punkte zu sammeln. Nürnberg war offensiv nur phasenweise wuchtig, aber es dauerte eben doch seine Zeit, bis es Grund zu jubeln gab für die 14.055 Zuschauenden in der Friedrichshainer Arena.
Lean Bergmann (27.) und Leo Pföderl (34.) ebneten schließlich den Weg zum vierten Sieg in Serie. Ex-Eisbär Braun erzielte kurz danach das erste Tigers-Tor (35.). Ty Ronning erhöhte im Powerplay (50.), ehe Tyler Spezia mit dem 3:2 für eine spannende Schlussphase sorgte.
„Prickelnd war das heute nicht“, sagte Noebels anschließend, aber in unserer aktuellen Konstellation ist jeder Punkt Gold wert. „Es ist im Moment nicht das schönste Hockey, aber es geht darum, effektiv zu spielen. Wenn etwas die Durchschlagskraft fehlt, müssen wir darauf achten, wenige Gegentore abzugeben.“
Weil einige der fehlenden Profis noch sehr lange oder sogar bis zum Ende der Saison ausfallen werden, könnte dieser Stil das Spiel der Eisbären auch in den kommenden Wochen und Monaten prägen. Wenn er zu der Ausbeute dieser Tage führt, dürfte kaum jemand im Umfeld des Meisters etwas dagegen haben, auch wenn jedes Spiel Nervenflattern bis zur Schlusssirene beinhaltet.
„Man sieht, dass die Jungs am Ende kaputt sind“, sagt Richer, „und dann erhöht sich die Gefahr, dass sich noch jemand verletzt.“ Trotz der jüngsten Erfolge bleibt die Lage also äußerst angespannt.
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