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Wie ein Alter. Thomas Supis (links, Archivbild aus dem Spiel gegen Mannheim) bereitete gegen Wolfsburg das spielentscheidende Tor vor.
© dpa

Jugend in Überzahl: Eisbären punkten mit starkem Nachwuchs

Fünf Spieler unter 20 Jahren standen am Dienstag gegen Wolfsburg im Team der Eisbären. Und der 6:5-Sieg macht deutlich, dass die Berliner auch mit der zweiten Besetzung die Konkurrenz nicht fürchten müssen.

Von Claus Vetter

Kommentar eines Eisbären-Fans in der zweiten Drittelpause am Dienstagabend in der Arena am Ostbahnhof: „Ick gloobe, ick spinne!“ Es war mit Eishockeysachverstand nicht auf Anhieb zu erklären, was sich da auf dem Eis abspielte. Mit einer halben Juniorenmannschaft waren die Berliner angetreten, ohne neuneinhalb Stammspieler, denn Verteidiger Nick Angell schleppte sich mit seiner Hüftverletzung nur sporadisch aufs Eis. Trotzdem führte das nur 17 Feldspieler starke Ensemble gegen den EHC Wolfsburg, Vorjahreszweiter und Team mit der besten Abwehr der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), nach zwei Dritteln 6:3. Es reichte trotz offensichtlichem Kräfteverlust am Ende zu einem 6:5-Erfolg.

Es war eine ungewohnte Rolle für den deutschen Serienmeister bei einem Heimspiel. Wann sind die Eisbären da zuletzt als Außenseiter angetreten? Wolfsburg sei sich der Konstellation bewusst gewesen, sagte Pavel Gross. Der Trainer hatte seine Spieler vor Überheblichkeit gewarnt. „Aber da hat wohl keiner zugehört.“ Die Berliner hätten verdient gewonnen. Trainer Don Jackson lobte seine Mannschaft auch ausgiebig für ihren Willen und Einsatz, versäumte aber nicht zu sagen, dass besonders die erfahrenen Profis das Team getragen hätten.

Jackson hatte recht. Fast jedenfalls. Natürlich waren Verteidiger Thomas Supis (19 Jahre) und die Angreifer Henry Haase (18), Roman Veber (19), Justin Ludwig (19) und Vincent Schlenker (19) nicht die Koryphäen des Teams. Das aber war genauso wenig zu erwarten, wie die Tatsache, dass die Jungen bei drei Berliner Toren auf dem Eis standen und nur bei einem Gegentor – als Haase zum 3:3 per Eigentor traf. Der zwischenzeitliche Ausgleich wurde dem Wolfsburger Patrick Pohl zugeschrieben. Der 21 Jahre alte Center war bis Dezember bei den Eisbären. Noch ein Beleg dafür, dass es um den Nachwuchs in Berlin nicht schlecht bestellt ist.

Felski fehlt noch bis 29. Januar

Ins richtige Tor traf gegen Wolfsburg Schlenker, zudem bereitete Supis das 6:3 durch Darin Olver mit einem sehenswerten Pass vor. Daniel Weiß und Laurin Braun waren zudem unter den Torschützen. Aber beide sind mit 21 Jahren ja schon Stammspieler. So plauderte Laurin Braun innerlich zurückgelehnt darüber, „dass die jungen Spieler ihren Job gemacht hätten“. Im Falle von Schlenker mehr als das. Gegen Wolfsburg durfte der junge Angreifer erstmals auch in einer Überzahlformation spielen. Zumindest ihn dürfte sein Trainer nicht so schnell wieder zum Kooperationspartner FASS Berlin in die dritte Liga schicken, denn Jackson sagt: „Schlenker gewinnt Zweikämpfe, hat Überblick und kann Tore schießen“. Was das Selbstbewusstsein betrifft, steht Schlenker auch schon ganz gut da. „Das Vertrauen des Trainers ist eine Bestätigung für meine Leistung“, sagte er. Oberliga, DEL, egal: „Ich habe zwar das erste Mal in der DEL Powerplay gespielt, aber ich habe das so wie immer gemacht.“

Mit dem Sieg gegen Wolfsburg hat Tabellenführer Eisbären demonstriert, dass er auch mit der zweiten Besetzung die Konkurrenz nicht fürchten muss. Von welchem Team ließe sich das sonst sagen? Zudem dürfte Jackson, in der Not zum Nachwuchsförderer geworden, erkannt haben, was er an seinen jungen Spielern hat. Allerdings ist auch klar, dass so ein Spiel an die Substanz geht. Woran sich die Frage anschließt, ob es am Freitag im Heimspiel gegen den EHC München (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) für die Eisbären noch einmal zu so einer von Emotionalität getragenen Leistung reicht? Verstärkung aus dem Lager der Verletzten ist kaum in Sicht. Vielleicht kehrt Tyson Mulock nach überstandener Gehirnerschütterung zurück. Sven Felski wird nach seiner Matchstrafe von Mannheim noch fehlen, die DEL sperrte den 37-Jährigen am Mittwochabend für insgesamt vier Spiele.

Angesichts der angespannten personellen Situation kommt die Verpflichtung von Jonathan Sim zum richtigen Zeitpunkt. „Schließlich können wir ja nicht immer nur mit drei Reihen spielen“, sagt Manager Peter John Lee.

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