zum Hauptinhalt
Meinungsverschiedenheiten auf dem Eis: Hoch her ging es bei den Eisbären Berlin (in Blau) im Spiel gegen Straubing.

© dpa/Andreas Gora

Eishockey-Liga der pampigen Antworten: „Es ist gut, dass wir heute verloren haben“

Nach überraschenden Ergebnissen in den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga gibt es erstaunliche rhetorische Feuerwerke bei den Verlierern. Trainer und Spieler zeigen sich pampig bis beleidigt.

Stand:

Vor gut einem Jahr bekam Deutschlands Eishockey-Superstar auf einer Pressekonferenz in Edmonton von einem Journalisten eine ungewöhnliche Frage um die Ohren gehauen. Leon Draisaitl hatte pampige Statements abgegeben nach einer Niederlage seiner Oilers, und die lokale Sportjournalisten-Größe Jim Matheson fragte ihn: „Why are you so pissy, Leon?“ Draisaitl hatte für ein paar Tage in den sozialen Medien seinen Spitznamen „Pissy“ weg.

Doch dabei war das ja alles harmlos. Hätte sich der kanadische Journalist am Freitagabend in den Arenen der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf Interviewtour begeben, wäre er wohl aus dem Staunen kaum herausgekommen. Die großen Verlierer des Abends waren nämlich allesamt „angepisst“, um mit Matheson zu sprechen.

Da gab es pampige Zitate vom großen Verlierer Alexander Sulzer im Powerplay. Der Trainer der Fischtown Pinguins wusste natürlich, dass er sich nach der dritten Niederlage in der „Best-of-seven“-Serie gegen die Kölner Haie bald seinen Urlaub buchen kann. Sulzer aber bügelte bockig jede Frage ab („Das habe ich doch bereits gesagt“ oder „Ich bin da gaaaaanz anderer Meinung“) und redete davon, dass seine Mannschaft nun ein Spiel nach dem anderen gewinnen werde.

Das glaubt natürlich außerhalb Bremerhavens keiner. Wahrscheinlicher ist, dass die Kölner Haie am Montag mit einem weiteren Sieg gegen Bremerhaven das Halbfinale der Play-offs in der DEL erreichen. Das können sie übrigens als einziges Team, denn in den anderen drei Serien steht es jeweils 2:1.

Beim 5:2-Auswärtssieg von RB München bei den Adlern aus Mannheim gab es einen so wilden Schlagabtausch zwischen den Spielern, dass es beiden Trainern wohl die Sprache verschlagen hatte. Don Jackson, Coach aus München, sagte: „Zum Spiel habe ich keinen Kommentar.“ Daraufhin schloss sich ihm sein Mannheimer Kollege Dallas Eakins prompt an: „Aus Respekt vor München habe ich auch keinen Kommentar.“

Ähnlich pampig und beleidigt gab sich am Freitag Mark French, Trainer des Jahres in der DEL und Coach des Hauptrundenersten ERC Ingolstadt. Der sonst oft souveräne Mann wirkte nach dem 5:6 nach Verlängerung gegen die Nürnberg Ice Tigers irgendwie verwirrt und schimpfte, kennt man sonst von ihm nicht, wüst über die Schiedsrichterleistung.

Klar, es ist schon überraschend, dass Ingolstadt nun nur noch mit 2:1 Siegen gegen den Außenseiter aus Franken führt. Da kann es einem schon mal die gute Rhetorik verhageln.

Es ist natürlich auch möglich, dass einem nach einer nicht eingeplanten Niederlage mal etwas Seltsames über die Lippen rutscht.

So war es wohl beim Berliner Frederik Tiffels am Freitagabend. Der sagte nach der 1:2-Niederlage der favorisierten Eisbären gegen die Straubing Tigers: „Vielleicht ist es gut, dass wir heute verloren haben. Hört sich doof an, aber jetzt fangen wir wieder bei null an.“

Ja, hört sich seltsam an und nein, stimmt nicht: Die Eisbären gehen mit einer 2:1-Führung am Sonntag in Straubing an den Start.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })