zum Hauptinhalt
David Coote hatte Jürgen Klopp beleidigt, nun zieht die Schiedsrichter-Behörde Konsequenzen.

© dpa/John Walton

Entlassung von Schiedsrichter Coote: Der Sittenverfall im Fußball-Kosmos

Der Premier-League-Schiedsrichter David Coote verliert seinen Job, nachdem er Jürgen Klopp übelst beleidigt hat. Das ist folgerichtig, zeigt aber vor allem das Elend des heutigen Fußball-Diskurses. 

Kit Holden
Ein Kommentar von Kit Holden

Stand:

Am Ende reichten vier Zeilen, um die Karriere des Premier-League-Referees David Coote zu beenden. Seine Position sei unhaltbar, erklärte die Schiedsrichter-Behörde des englischen Profifußballs PGMOL in einem kurzen Statement am Montag. Das Arbeitsverhältnis werde deshalb mit sofortiger Wirkung beendet.

Viel mehr brauchte man dazu nicht zu schreiben. Schließlich war das Ganze eine ziemlich klare Angelegenheit. Schon vor knapp einem Monat war Coote suspendiert worden, nachdem zwei Videos von ihm im Netz aufgetaucht waren. Im ersten beleidigte er den deutschen Trainer Jürgen Klopp aufs Übelste, unter anderem mit Verweis auf dessen Nationalität.

Im anderen schnupfte er offenbar ein weißes Pulver. Nach drei Wochen Ermittlungen befand das PGMOL, dass Coote damit einen „schweren Verstoß“ gegen seinen Arbeitsvertrag begangen habe.

Die Entlassung war also folgerichtig. Gleichzeitig war es irgendwie auch passend, dass das ganze Statement in nur ein paar hundert Zeichen auf X kommuniziert wurde. Auf einer Plattform, die längst schon zu einem Sumpf von Hass und Verschwörungen geworden ist. Denn die Geschichte von David Coote ist nicht nur die eines Schiedsrichters, der sich falsch verhalten hat. Sondern auch die eines Sittenverfalls im Fußball-Kosmos.

Leider verstärkt Cootes Entlassung den Eindruck, dass Schiedsrichter grundsätzlich verdächtig sind. In Deutschland drückt sich das etwa durch die ständigen, reflexartigen „Schieber“-Rufe nach jeder halbwegs strittigen Entscheidung im Stadion aus. In England, wo die Fankultur noch mehr von Gruppenzugehörigkeit und latenter Wut geprägt ist, sind die Zustände teilweise noch schlimmer. Jede Fehlentscheidung wird zur Verschwörung, jeder Schiri-Streit zum ideologischen Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit.

Die Verlierer sind die Schiedsrichter selbst

Dabei gibt es nach derzeitigen Erkenntnissen keinen Grund anzunehmen, dass es tatsächlich ein großes Problem mit der Integrität der Schiedsrichter gäbe. Auch Coote wurde nicht wegen Spielmanipulation entlassen, sondern wegen seines Verhaltens neben dem Platz. Und so unentschuldbar dieses auch war, überraschte es nicht sonderlich.

Nein, die Wut von Coote war vielmehr ein weiteres Symptom des verrohten Diskurses, der durch gekränkte Trainer, polarisierende Algorithmen und eine von Einzelentscheidungen besessene Fußball-Medienlandschaft immer weiter ins Absurde getrieben wird.

Die Verlierer von alledem sind die Schiedsrichter selbst. Nicht ohne Grund musste das PGMOL in seinem kurzen Statement verdeutlichen, dass es sich weiterhin um das Wohlbefinden des entlassenen Kollegen kümmern würde.

Man könnte meinen, dass es im Fußball allmählich ein Umdenken beim Umgang mit den Unparteiischen gäbe. Dass man sich bemühen würde, solchen Debatten das Gift zu nehmen und damit eine Kultur des Respekts wieder aufzubauen. Die Geschichte von David Coote wird aber leider wohl nur das Gegenteil bewirken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })