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Sport: Er hat Statur

Zum 50. Geburtstag von Hertha-Manager Dieter Hoeneß ein sehr persönlicher Glückwunsch

Dieter Hoeneß und ich – wir sind mehr als Kollegen. In den Achtzigerjahren haben wir gemeinsam beim FC Bayern München gespielt. Später war er dann Manager beim VfB Stuttgart, ich Trainer. Unsere Familien kennen sich schon seit langem. Unsere Kinder sind im gleichen Alter, Anfang 20, und als sie noch klein waren, da haben sich Sebastian und Benjamin, die Söhne von Dieter, und mein Sohn Markus auch schon mal getroffen. Wir waren zwar keine Nachbarn, aber natürlich kam es vor, dass wir uns bei Geburtstagen unserer Kinder besucht haben. Ich kenne Dieter ganz gut, vielleicht sogar etwas mehr als gut. Was ihn ausmacht?

Wenn Dieter Hoeneß Stress hat und abschalten muss, dann geht er schön essen. Er ist ein Genießer, ein sehr geselliger Typ. Er trinkt gerne mal ein Weizenbier oder eine gute Flasche Wein. Das muss nicht immer teuer sein, über einen guten Eintopf, eine Bratwurst kann er sich genauso freuen. Natürlich spielt er auch gerne Golf. Als wir früher bei den Bayern waren, war das noch nicht so angesagt. Aber heute schon. Wir spielen ähnlich, ordentlich halt. Unser Handicap liegt bei 10. Dieter kann gut schlagen, verständlich bei seiner Statur. Wenn er den Ball trifft – und er trifft ihn immer öfter –, dann ist der Ball auch wirklich weg. Nur leider haut er die Dinger auch schon mal in die Karpaten. Und dann ist er ganz weg.

Ganz wichtig ist: Auf Dieter kann man sich verlassen. Das schätze ich an ihm. Nur wenn es um Pünktlichkeit geht, hat er ein paar Probleme. Deshalb muss er immer so schnell Autofahren. Vielleicht bin ich ja ein schlechter Beifahrer, aber er fährt wirklich schnell, sehr schnell. Bei Dieter im Mercedes zu sitzen, das ist wie im Flugzeug. Wenn die Tachonadel steigt und steigt und steigt, dann bekommst du als Beifahrer schon mal nasse Hände. Einmal in den Neunzigerjahren kamen wir von einem Bundesligaspiel in München, ich saß bei ihm im Wagen. Es schneite, und deshalb fuhr Dieter etwas langsamer. Als er aber plötzlich bremsen musste, da dachte ich: So, Jürgen, das war’s. Jetzt ist es aus. Und das bei Dieter im Wagen.

Dieter kann stur sein, ein Dickkopf, wie ich. Doch ich schätze an ihm, dass er nicht nachtragend ist. Wenn wir uns gestritten haben, dann habe ich schon mal stinksauer den Telefonhörer aufgelegt, aber Dieter ist dann einer, der schnell wieder den Kontakt sucht.

Dieter ist auch ein Perfektionist. Den Willen, den man dazu braucht, hat er sich vielleicht in der Zeit beim FC Bayern geholt. Er ist zielstrebig, schnell, und wie schnell er ist, hat er in Berlin mit Hertha BSC gezeigt. Er hat bewiesen, dass er konsequent ist. Sogar beim Rauchen. Er hat bei all dem Stress aufgehört damit, und Dieter war ein starker Raucher, davor habe ich wirklich Respekt.

Er kann nicht verlieren, wie ich. Aber er ist da ganz schlimm. Wir saßen mal bei einem Freundschaftsspiel nebeneinander auf der Trainerbank. Wir haben wirklich schlecht gespielt, aber wir steckten gerade mitten in der Vorbereitung. Das war Dieter egal. Er saß neben mir und hat geflucht wie ein Rohrspatz. Da muss man dann einfach mal ein, zwei Sekunden weghören und ihn daran erinnern, dass auch er mal Spieler war.

Aber so ist er halt, schon eher ein emotionaler Mensch, denke ich. Als wir mit Hertha diese schlimme Zeit 1997 hatten, wo alles und jeder auf mich als Trainer eingeprügelt hat, da war es beeindruckend, wie Dieter die Nerven behielt. Als es sportlich wieder bergauf ging, haben wir beide unvergessliche Momente erlebt.

Dieter ist ein kreativer Mensch, er lässt sich viele Dinge einfallen. Ich finde es schon schwierig, jemandem etwas zum 50. Geburtstag zu schenken, mit dem man so lange zusammengearbeitet hat. Wenn ich heute zu seiner Feier gehe, dann bringe ich ihm etwas Kleines mit. Vielleicht sollten wir heute mal wieder ein Gläschen Wein trinken und ein wenig über die alten Zeiten reden.

Lieber Dieter, bleib einfach gesund.

Jürgen Röber (49) war vom 1. Januar 1996 bis zum 6. Februar 2002 Trainer beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC.

Jürgen Röber

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