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Perfekt gestreckt. Erik Shoji ist bei den BR Volleys nicht für die umjubelten Angriffsschläge zuständig. Der US-Amerikaner versucht in der Annahme, all die Bälle noch zu retten, die unerreichbar erscheinen – und das gelingt ihm ziemlich gut.

© imago/Sebastian Wells

BR Volleys: Erik Shoji: Brillanter Lückenfüller

Volleys-Libero Erik Shoji kann in der Finalserie gegen Friedrichshafen den Unterschied machen. Auch international erweckt er Begehrlichkeiten.

Es ist schon eine Weile her, als Erik Shoji in einem Länderspiel mit den USA das machte, was er so gut kann wie nur wenige andere auf der Welt. Er sah die Lücke im Feld seiner Mannschaft, er sah, wie der gegnerische Angreifer hochstieg und den Ball mit voller Kraft über das Volleyballnetz schmetterte; Shoji reagierte blitzschnell und erreichte den Ball, bevor dieser den Boden berührte. Dann aber passierte in diesem Spiel Einmaliges in der Karriere des Erik Shoji. Der Ball schlug nach seiner Rettungsaktion eine derart seltsame Flugbahn ein, dass er im gegnerischen Feld auf den Boden tropfte. „Der einzige Punkt, den ich als Profi gemacht habe“, sagt Shoji und grinst.

Dabei ist die Aussage nicht ganz richtig. Erik Shoji hat schon unzählige Punkte gemacht, nur eben nicht die direkten. Wenn die BR Volleys an diesem Donnerstag im zweiten Spiel der Finalserie „Best of five“ um die deutsche Volleyball-Meisterschaft beim VfB Friedrichshafen antreten (20 Uhr/live bei Sportdeutschland.tv), hängt bei den Berlinern wieder vieles von ihrem Libero Shoji ab. Er hatte schon beim 3:1-Sieg im ersten Finalspiel am Sonntag eine überragende Leistung gezeigt.

„Erik ist einer der weltweit besten Spieler auf dieser Position“, sagt Kaweh Niroomand. Der Manager der Volleys möchte seinen Spieler eigentlich gar nicht zu hoch anpreisen, schließlich weckt das Begehrlichkeiten. Niroomand weiß aber auch, dass die großen Klubs längst auf den Hawaiianer aufmerksam geworden sind. Schon nach der vergangenen Saison hatte es für Volleyballverhältnisse sehr hohe Angebote für ihn gegeben. Die Berliner entschieden sich gegen das Geld und für ein weiteres Jahr mit Shoji. Nun aber läuft sein Vertrag mit den Volleys aus.

Man werde nach der Finalserie Gespräche führen, sagen sowohl Niroomand wie auch Shoji. Doch es wird schwer werden für die Berliner, diesen flinken Lückenfüller zu einer Unterschrift unter einen neuen Vertrag zu bewegen.

In Russland, Polen, Italien und der Türkei gibt es etwa zwölf Klubs, die finanziell in einer anderen Liga spielen als die Volleys. Und dass es bei den in dieser Saison bislang so erfolgreichen Berlinern einen Libero gibt, der in der Annahme nahezu fehlerfrei ist und eine spektakuläre Rettungsaktion an die andere reiht, haben diese Vereine längst vernommen. „Meine Zukunft hängt natürlich auch davon ab, was es für Angebote gibt“, sagt Shoji. Er müsse das alles mit seinem Berater besprechen. Ähnliches sagte in der vergangenen Saison sein Bruder Kawika Shoji, der dann von Berlin nach Izmir wechselte.

Die Karriere des Erik Shoji geht in jedem Fall steil nach oben. 2012 holte ihn CV Mitteldeutschland in die Bundesliga, nach einer Zwischenstation in Innsbruck griffen dann die Volleys zu. Die Berliner schwärmen von dem intelligenten 26-Jährigen, der an der renommierten Harvard-Universität seinen Abschluss in Naturwissenschaften machte. „Erik strahlt eine große Ruhe aus, und er ist einfach sehr professionell“, sagt Niroomand.

Was Shoji von anderen Liberos unterscheidet, ist die Fähigkeit, die schwierigen Bälle nicht bloß zu bekommen, sondern die Abwehraktion so zu gestalten, dass die eigene Mannschaft daraufhin selbst einen vielversprechenden Angriff einleiten kann. „Er kratzt die Bälle vom Boden weg und schafft es gleichzeitig, sie präzise weiterzuleiten. Das ist manchmal unglaublich“, sagt Niroomand.

Und wer weiß, vielleicht können die Volleys diesen unglaublichen Spieler doch noch halten. „Berlin ist eine tolle Stadt, mit so vielen Möglichkeiten. Ich genieße meine Zeit hier“, sagt Shoji und denkt dabei an viele seiner Bekannten aus dem Volleyball, die irgendwo in der russischen oder polnischen Provinz unter Vertrag stehen. „Das ist für viele dann schon ein Kulturschock.“ Ein bisschen Hoffnung bleibt also, dass Shoji auch in der nächsten Saison für die Volleys gleichermaßen wegkratzt und zuspielt.

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