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Sport: "Erst bei der Tour muss alles stimmen"

In Südafrika ist er 33 Minuten hinter dem Sieger und genießt eine Saison-Vorbereitung ohne KrankheitJan Ullrich (26) gewann 1997 die Tour de France und wurde im vergangenen Jahr Weltmeister im Zeitfahren sowie Sieger bei der Spanien-Rundfahrt. Mit dem in Merdingen wohnenden Radprofi sprach Hartmut Scherzer über die Saisonvorbereitung und die Ziele in diesem Jahr.

In Südafrika ist er 33 Minuten hinter dem Sieger und genießt eine Saison-Vorbereitung ohne Krankheit

Jan Ullrich (26) gewann 1997 die Tour de France und wurde im vergangenen Jahr Weltmeister im Zeitfahren sowie Sieger bei der Spanien-Rundfahrt. Mit dem in Merdingen wohnenden Radprofi sprach Hartmut Scherzer über die Saisonvorbereitung und die Ziele in diesem Jahr.

Sie wurden in Ihrem ersten Rennen der neuen Saison 32. der Südafrika-Rundfahrt, 33 Minuten hinter dem Sieger Tobias Steinhauser. Zufrieden?

Für mich, wie vorher angesagt, war die Rundfahrt nur ein intensives Training für den Formaufbau. Wenn nicht hier, wäre ich bei der Mallorca- und Valencia-Rundfahrt gefahren. In Südafrika aber hatten wir den Vorteil des warmen Klimas. Immer schönes Wetter. Außerdem konnten wir an einem Fleck bleiben, mussten nicht so viel rumreisen. Die Vodacom-Tour in Südafrika war nicht so besetzt wie gleichzeitig die europäischen Rennen. Dort rasen sie jetzt schon ganz anders rum. Für mich war es dennoch ein guter Einstieg.

Im Februar und März hatten Sie in den letzten Jahren immer mit Krankheiten zu kämpfen.

Hier bin ich gesund geblieben und fühle mich gut. Mal sehen, ob das so bleibt, wenn ich jetzt eine Woche lang zu Hause bin. Dann steige ich am 1. März bei der Murcia-Rundfahrt ein. Für mich geht die Saison erst in Europa los. Es waren hier in Südafrika durchaus ein paar gute Profis dabei. Aber wenn mal eine Gruppe weggesprungen war, wurde hinten normal weiter gefahren. Durch die rauen Straßen und den vielen Wind gab es keine so hohen Geschwindigkeiten wie bei den Rennen in Europa. Schwer war es dennoch. Ich bin nicht nur mit hundert Puls rumgefahren.

Was haben Ihnen die Trainingsrundfahrt und das Training in letzter Zeit davor gebracht?

Man hatte hier seine Ruhe, ist früh gestartet, war früh am Nachmittag schon wieder im Hotel, konnte sich erholen, entspannen und auch mal in den Pool springen. Ich hoffe, dass die knapp drei Wochen Südafrika-Aufenthalt gut anschlagen. Ich muss jetzt mit der Klimaumstellung fertig werden. Deswegen bleiben wir auch noch zwei Tage länger und lassen es halbwegs ruhig auslaufen. Mit Training. Es wäre nicht gut gewesen: Bei vierzig Grad sofort ab in den Flieger, Hetze, Stress, und dann in Frankfurt bei null Grad aussteigen. Nur Udo Bölts wollte sofort heim zur Familie.

Spürten Sie schon, wie die Form langsam ansteigt?

Die große Form kommt nicht über Nacht. Am Anfang der Saison ist man nicht gleichmäßig gut drauf. Wichtig sind die täglichen Kilometer und das gleichmäßige Training. Hier habe ich mit viel Moral trainiert. Bei dem schönen Wetter fiel es leicht, morgens schon um sechs aus den Federn zu kommen und aufs Rad zu steigen. Im Februar jeden Tag voll durch zu trainieren, das ist optimal. Zu Hause und selbst auf Mallorca schneits schon mal. Dann wirst du krank und hast Trainingsausfall. Dieses gleichmäßige Durchziehen war hier möglich. Jeden Tag sind wir hier Rad gefahren. Insgesamt 2500 Kilometer.

Wie gehts jetzt weiter?

Nach dieser Rundfahrt braucht der Körper ein bisschen Ruhe. Wenn ich jetzt zu Hause gleich 200 Kilometer im Schnee trainiere, dann werde ich mit Sicherheit krank. Zwei, drei Stunden rollen, das reicht. Dann gewöhnt man sich auch an die Kälte.

Diesmal war Ihre Trainingspause im Winter kürzer.

Die langen Pausen in den Jahren davor waren ja nicht so optimal, wie man auch sehen konnte. Durch Krafttraining im Winter habe ich vier Kilo zugenommen. Aber das ist kein Fett, sondern viel Muskelmasse.

Haben Sie unter den extremen Temperaturen in Südafrika bis zu über 40 Grad im Schatten gelitten?

Die Hitze hilft. Man trinkt mehr, schwitzt mehr. Das kann nur gut sein für den Körper. Wenn ich jetzt krank werden sollte, kann ich beruhigt sagen: Okay, ich kuriere die Erkältung mal eine Woche lang aus. Mich würde so eine Zwangspause jetzt nicht mehr weit zurückwerfen. In den letzten beiden Jahren musste ich immer Angst haben: Wenn ich noch mal krank werde, schaffe ich den Formaufbau nicht mehr.

Wie sieht nun Ihre Planung für das Frühjahr aus?

Frankfurt am 1. Mai ist der Fixpunkt. Im April will ich keine Probleme in den Klassikern haben und schon gute Arbeit leisten. Ich will mich bei den Weltcuprennen in guter Form präsentieren, ohne deswegen Siegesambitionen zu haben. Für Mailand - San Remo muss ich schon so gut sein, dass ich zu den Besten in unserem Team gehöre. Da fährt die stärkste Mannschaft für Erik Zabel. Ich war in den beiden letzten Jahren nicht dabei. Es würde Erik und mir nichts bringen, wenn ich nach 100 Kilometern abgehängt werde. Aber: Die Tour ist das Saisonziel. Erst dann muss alles stimmen.

Sie wurden in Ihrem ersten Rennen der neuen Saison

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