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Erster Sieg für die Köpenickerinnen: Der 1. FC Union Berlin ist in der Bundesliga angekommen – mit einer Ansage
Beim 2:0 gegen die SGS Essen war noch lange nicht alles perfekt, doch Unions erster Sieg zeigt, wie viel Qualität die Aufsteigerinnen mitbringen. Bestes Beispiel: Naika Reissner.
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Schon nach zwei Minuten wurde klar, dass Naika Reissner es ernst meinte. Bei ihrer ersten Ballaktion sprintete die Angreiferin des 1. FC Union Berlin an der Essener Außenverteidigerin vorbei und in den Strafraum hinein. Eine Flanke und zwei Sekunden später lag der Ball im Netz: Ein von Reissner assistiertes Eigentor, das Unions ersten Sieg in der Bundesliga einleiten sollte.
Wie ein Bundesliga-Neuling wirkte Reissner dabei nicht. Und damit war Unions gefährlichste Spielerin auch ein Sinnbild für die gesamte Leistung. Denn mit dem 2:0 gegen die SGS Essen hat Union endgültig gezeigt, was alle geahnt, aber die Ergebnisse bislang nicht hergegeben hatten: dass die Mannschaft in die Bundesliga gehört.
Nach nur einem Punkt aus den ersten zwei Spielen fiel mit diesem Sieg eine Last von den Schultern. Gegen Nürnberg und Leverkusen hatte sich Union teuer verkauft – aber am Ende mit wenig Ertrag. Nun konnte man sich bei strahlendem Sonnenschein vor 7.184 Zuschauern endlich belohnen. Und auch, wenn diese Leistung bei Weitem nicht perfekt war, war sie trotzdem eine Ansage.
Wir haben aus den letzten beiden Spielen unfassbar viel gelernt und sehr viel davon auf den Platz gebracht.
Unions Trainerin Ailien Poese
So strahlte auch Trainerin Ailien Poese nachher wie die Sonne. „Alle sind überglücklich, wir haben es auch gut gemacht. Wir haben aus den letzten beiden Spielen unfassbar viel gelernt und sehr viel davon auf den Platz gebracht”, sagte sie im Vereinsfernsehen.
Über diese Lernkurve konnte man sich besonders freuen. Denn so viel Union in den letzten Jahren investiert hat und so dominant man in den letzten zwei Regional- und Zweitligasaisons aufgetreten ist: in den vergangenen Wochen wurde auch klar, dass dieser Verein ein Aufsteiger und der Sprung ins Oberhaus ein großer bleibt.
Neuzugang Weidauer trifft
Genau dafür hat man im Sommer Verstärkungen geholt, die Erstliga-Erfahrung mit sich bringen. Am Samstag spielten auch diese neuen Spielerinnen eine entscheidende Rolle: das entscheidende Tor zum 2:0 schoss etwa Sophie Weidauer, die in der vergangenen Saison schon mit Werder Bremen in der Bundesliga gespielt hat.
Doch im Vordergrund standen an diesem Tag vor allem die Spielerinnen, die schon zu Regionalliga-Zeiten in Berlin spielten. Katja Orschmann, die ihren ersten Bundesliga-Einsatz und gleichzeitig ihr 100. Spiel für Union feierte. Lisa Heiseler, die als Kapitänin erneut vorneweg marschierte. Und eben auch Naika Reissner, die immer mehr zur Star-Spielerin reift.
Schon in der vergangenen Saison hatte sich die 20 Jahre alte österreichische Nachwuchsnationalspielerin als Publikumsliebling und Stammspielerin etabliert. Nun ist sie gut dabei, den nächsten Schritt zu gehen – und gegen Essen war sie der Herzschlag des Union-Angriffs.
Es wartet eine schwere Woche
Mit ihrer Schnelligkeit und ihren wendigen Läufen war Reissner für die gegnerische Verteidigung nur schwer zu kontrollieren und am Ende hätte sie einen Hattrick an Assists einfahren können. Kurz vor der Halbzeitpause leitete sie mit einem furiosen Sprint eine Großchance für Weidauer ein. In der zweiten Halbzeit fand sie die Stürmerin wieder mit einer wuchtigen Flanke.
„Wir wollten heute Spaß haben und die Partie im Ballbesitz kontrollieren sowie unsere Stärken ins Spiel einbringen. Außerdem wollten wir uns mit Toren belohnen. Das ist uns heute gelungen“, sagte Reissner, nachdem sie und ihre Kolleginnen sich vor der gut gefüllten Gegengeraden hatten feiern lassen. Spaß hatten an diesem Nachmittag wirklich alle.
Zu lange dürfen die Köpenickerinnen diesen ersten Sieg jedoch nicht feiern. Denn zur neuen Wahrheit der Bundesliga gehört auch, dass der Terminkalender auch etwas gnadenloser ist. Mit der Reise nach Jena am Dienstag (19 Uhr) und dem Pokal-Spiel in Mainz am folgenden Sonntag (14 Uhr) steht der Mannschaft nicht nur eine Englische Woche, sondern auch zwei Auswärtsspiele bevor.
„Das ist für uns was Neues, das hatten wir in letzter Zeit nicht so“, warnte Katja Orschmann am Samstag. Aber immerhin hat Union nun schon bewiesen, dass die Aufsteigerinnen auf dem höchsten Niveau gut angekommen sind.
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