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Endlich zu Hause. In dieser Saison darf der 1. FC Union international im eigenen Stadion spielen.

© Imago/Matthias Koch

Erstes Europapokalspiel an der Alten Försterei: Der 1. FC Union ist bereit für den nächsten Feiertag

Bisher mussten die Berliner international immer in fremde Stadien ausweichen. Das historische Spiel gegen Royale Union St. Gilloise soll der Anfang einer langen Europapokalsaison werden.

Eigentlich ist die offizielle Hymne der Europa League der absolute Ausbund der seelenlosen Fanmusik unserer Zeit. Man kennt sie ja auch aus anderen Sportarten: diese hektischen Kakophonien aus künstlichen Saiten, Chören und Percussion, die in einem längst gesättigten Markt verzweifelt um Aufmerksamkeit kämpfen.Trotzdem wird sie für Gänsehaut und ein paar verdrückte Tränchen sorgen, wenn sie am Donnerstagabend durch das Stadion an der Alten Försterei schallt. Und das zu Recht.

Denn bei allen Übertreibungen sind die Emotionen des Sports manchmal doch so furios, wie sie vermarktet werden. In einer Sportart, die gerne Elefanten aus Mücken macht, sind die kleinen Momente manchmal doch historisch. Am Donnerstagabend startet der 1. FC Union mit einem Heimspiel in die Europa League. Der Gegner ist nicht Manchester United oder AS Rom, sondern das kleine Royale Union Saint-Gilloise aus Belgien. Und trotzdem ist dieses Spiel eines der größten der Köpenicker Fußballgeschichte.

„Es wird emotional werden. Man wird es jedem einzelnen Fan auch ansehen können, dass endlich der Tag gekommen ist, an dem wir in unserem eigenen Stadion im Europapokal spielen“, sagte Kapitän Christopher Trimmel am Mittwoch.

24 Stunden zuvor hatte Präsident Dirk Zingler von einem „historischen Tag“ gesprochen. „Für viele Menschen ist der Tag sehr besonders, für mich natürlich auch“, sagte er. „Denn es gibt nicht viele Bundesliga-Vereine, die seit 100 Jahren am gleichen Standort spielen.“

In der vergangenen Saison musste Union international ins Olympiastadion ausweichen.
In der vergangenen Saison musste Union international ins Olympiastadion ausweichen.

© imago images/Matthias Koch / Imago/Matthias Koch

Ein Europapokalspiel aber hat es im vergangenen Jahrhundert dort noch nicht gegeben, oder zumindest nicht in dieser Form. Im kleinen Intertoto-Cup bestritt Union zwar schon 1986 drei Spiele in Köpenick. In einem großen europäischen Wettbewerb durfte Union aber nie in der eigenen Spielstätte auflaufen, weil bisher nie die Vorgaben erfüllt waren. 2001 mussten die Uefa-Cup-Spiele im Jahnsportpark stattfinden, vergangene Saison musste man für die Conference League ins Olympiastadion umziehen.

In dieser Saison erlaubt die Uefa aber probeweise wieder Stehplätze in ihren Wettbewerben, und so darf Union endlich sein emotionales Europapokal-Debüt in der Alten Försterei geben. Wie Zingler am Dienstag erklärte, habe das auch sehr viel mit Hans-Joachim Watzke zu tun. Auch die Lobbyarbeit des Geschäftsführers von Borussia Dortmund hätte das möglich gemacht, was die meisten, realitätsbewussten Union-Fans lange für schier unmöglich hielten.

Ein paar Änderungen im beliebten Stadion mussten dennoch vollzogen werden. Sowohl am Spielfeldrand als auch auf der Haupttribüne musste man ein wenig umgestalten, um den Uefa-Vorgaben zum Aufwärmen und für die Medienarbeit gerecht zu werden. Auch die Kapazität des Gästeblocks habe man verringert, sagte Zingler. „Wir nutzen unsere Möglichkeiten, um unseren Mitgliedern so viele Plätze wie möglich zur Verfügung zu stellen.“

Denn die Nachfrage für das historische Spiel war enorm hoch, deshalb musste der Verein clever sein. Beim Ticketing schien Union in den vergangenen Jahren oft unter dem Chaos der neuen Popularität zu leiden, dieses Mal ging man etwas souveräner damit um. Ein Losverfahren für alle drei Gruppenspiele sollte dafür sorgen, dass jedes Mitglied bei mindestens einer Partie dabei sein kann.

Dass die Karten doppelt so teuer sind wie in der Bundesliga, begeistert zwar nicht jeden. Aber bei einem solch historischen Anlass überwiegen Vorfreude, Spannung und Optimismus. Denn in einer Gruppe mit Saint-Gilloise, Sporting Clube de Braga und Malmö FF haben die Köpenicker vermeintlich gute Chancen, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte im europäischen Wettbewerb zu überwintern.

Gleich im ersten Spiel steht Union also unter Druck, will gegen den auf dem Papier schwächsten Gegner mit einem Heimsieg starten. Am Mittwoch warnte Trimmel, dass das Spiel kein Selbstläufer sein wird, auch weil Diogo Leite und Jordan Siebatcheu immer noch angeschlagen fehlen. Dennoch zeigte sich der Kapitän optimistisch.

„Wir können sehr gut mit Druck umgehen, das haben wir in den letzten Jahren immer bewiesen. Vor allem in den wichtigen Spielen haben wir immer geliefert“, sagte der Österreicher. Auch die Geschichte spricht für einen Sieg der Berliner. In den Intertoto-Cup-Spielen 1986 blieb man zu Hause ohne Niederlage. Im Stadion an der Alten Försterei ist man im Europapokal also noch ungeschlagen.

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