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Sport: „Es ist echt langweilig“

Seit zehn Jahren siegen die Deutschen im Rodeln

Frau Tagwerker, wann sind Sie eigentlich zuletzt gerodelt?

Erst gestern. Mit den Kindern. Bei uns hat’s schon viel Schnee.

Würden Sie sich überreden lassen und noch mal auf den Rennschlitten legen? Nur Sie wissen, wie man die Deutschen schlägt.

Oh Gott. Ich bin ja schon seit acht Jahren nicht mehr im Training. Das müssen jetzt die anderen richten.

Zehn Jahre ist es her, dass Sie im Weltcup gewonnen haben, als letzte Nicht-Deutsche – sind Sie stolz darauf?

Für mich ist das ja ganz schön, da wird man nicht so schnell vergessen. Aber für den Sport ist es nicht optimal, wenn man weiß: Die Deutschen gewinnen sowieso.

Woran kann denn das liegen?

In Deutschland gibt’s halt viel mehr rodelnde Frauen als in Österreich. Die können sich immer die Besten rauspicken. Körperlich sind sie immer super beieinander, und sie haben auch viel mehr Trainer. Fast in jeder Kurve steht einer. Der deutsche Verband wird sicher mehr Geld haben. Rodeln in Deutschland ist ja fast wie der Skisport in Österreich, der hat einen viel größeren Stellenwert.

Trotzdem: Irgendwann muss doch den anderen auch mal ein Sieg rausrutschen.

Könnte man meinen. Aber Rodeln ist schon eine sehr technische Sache. Wenn man sieht, wie viel der Hackl Schorsch an seinem Schlitten herumgebastelt hat, das ist schon Wahnsinn. Und wahrscheinlich haben die anderen auch schon einen Knacks im Kopf, nach so langer Zeit.

Also sagen sich die anderen Nationen: Für uns geht’s eh nur um Platz zwei?

Bisher war ein Stockerlplatz schon das Höchste. Wenn doch mal eine andere gewinnen würde, würden sich alle Nationen wahnsinnig mitfreuen. Wurscht, ob das eine Amerikanerin ist oder Österreicherin, Hauptsache, keine Deutsche. Klingt böse, aber es wäre mal richtig gut.

Wie kann man die Serie stoppen?

Vielleicht sollte man Hobelspäne in die Bahn streuen. Oder einfach mal vernünftig mit ihnen reden, dass es echt langweilig wird. Wenigstens einmal könnten sie doch eine andere gewinnen lassen.

Das Gespräch führt Jörg Köhle.

Andrea Tagwerker

aus Österreich gewann am 29. November 1997 (Foto) in Königssee das Rodelrennen vor Silke Kraushaar. Seitdem gab es nur noch deutsche Siegerinnen.

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