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Sport: Europa als Pflicht

DFB-Präsident Zwanziger geht zur Uefa – ungern

Berlin - In kleiner Runde wird Theo Zwanziger erstaunlich deutlich, wenn er auf seine Performance in der internationalen Sportpolitik angesprochen wird. „Da habe ich zu kämpfen“, gibt der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu. „Ich pendle zwischen Pflicht und Neigung.“ Nun aber bleibt ihm nichts anderes übrig als die Pflicht: Zwanziger wird im März 2009 für die Exekutive des europäischen Fußballverbandes Uefa kandidieren. Seine Aufnahme in Europas Fußballregierung gilt als sicher. „Ich mache es nicht begeistert, aber richtig“, sagt der 63-Jährige. „Wenn ich es nicht machen würde, gäbe es Diskussionen.“ Und die gab es intern schon zur Genüge.

Mit Uefa-Präsident Michael Platini verbindet Zwanziger nicht gerade eine Freundschaft. Die Wahl des Franzosen Anfang 2007 hatte der Deutsche eher abfällig kommentiert. Zwanziger, der sich im DFB eine robuste Machtbasis erarbeitet hat, ist international weit weniger vernetzt als sein Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder, der nun aus Altersgründen aus der Uefa ausscheidet. Deshalb (und weil er keine Lust hat, monatelang mit der EU-Kommission über Sportrechtsfragen zu ringen) wollte Zwanziger lieber DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach als deutschen Kandidaten lancieren. Dieser Plan aber stieß auf Widerstand – sowohl im DFB als auch in der Uefa.

Niersbach spricht zwar fast so gut Französisch wie Platini und hat wegen der Mitorganisation der WM 2006 gute internationale Kontakte. Vorbehalte gegen sich konnte der 57-Jährige damit aber nicht ausräumen. Innerhalb des noch stark vom Ehrenamt geprägten DFB wurde deutlich die Frage gestellt, warum ein hauptamtlicher Funktionär auch noch zur Uefa delegiert werden soll. Schwerer wog die Tatsache, dass der europäische Verband unter Platinis Ägide an personellem Gewicht gewinnen soll. So verlautet aus der Uefa, Platini habe bereits bei vielen Landesverbänden darum gebeten, sie mögen doch künftig ihre Präsidenten in die Europazentrale schicken. Dass in dieser Konstellation ausgerechnet der wichtige deutsche Verband lediglich den Generalsekretär entsendet, wäre schlecht angekommen – zumal Niersbach auch die Leitung einer Kommission oblegen hätte, in der er dann anderen Verbandspräsidenten vorgesessen hätte. Die Alternatividee, den schon im Weltverband Fifa aktiven Franz Beckenbauer zusätzlich in die Uefa zu berufen, gefiel Platini ebenfalls nicht. Denn Beckenbauer hat im DFB keine operative Verantwortung mehr. So revolutionär soll es in der Uefa dann doch nicht zugehen.

Nun muss Theo Zwanziger selbst den Posten übernehmen. Lust darauf zeigt er erkennbar nicht. Das hat wohl auch mit seinen Erfahrungen in der Uefa zu tun. Vor zehn Jahren versuchte Zwanziger schon einmal, dort Fuß zu fassen und rückte in die Finanzkommission ein. Die tagte jedoch nie. Später bedankte sich der Verband bei ihm in einem Brief – für seine intensive Arbeit. Robert Ide

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