zum Hauptinhalt
Wirecard musste zugeben, dass 1,9 Milliarden Euro aus der Unternehmensbilanz nicht existieren.

© dpa

Ex-Wirecard-Manager auf der Flucht: Marsalek soll sich nahe Moskau aufhalten

Marsalek soll mit dem russischen Geheimdienst kooperieren. Nach seiner Flucht wird er nun nicht mehr in Weißrussland, sondern in der Nähe von Moskau vermutet.

Der flüchtige Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek hat sich einem Bericht des „Handelsbaltts" zufolge nach Russland abgesetzt. Der seit Wochen untergetauchte Manager sei auf einem Anwesen westlich von Moskau unter Aufsicht des russischen Militärgeheimdienstes GRU untergebracht, berichtete das „Handelsblatt" unter Berufung auf Unternehmer-, Justiz- und Diplomatenkreise.

Zuvor habe Marsalek erhebliche Summen in Form von Bitcoins aus Dubai nach Russland geschafft.

Wirecard hatte im Juni eingestanden, dass in der Jahresbilanz 1,9 Milliarden Euro fehlen und das Geld vermutlich gar nicht existiert. Der Börsenkurs des Dax-Konzerns stürzte ab, das Unternehmen meldete Insolvenz an. In dem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft München I.

Zuvor berichtete die Investigativ-Plattform Bellingcat, Marsalek sei noch am Tag seiner Freistellung von Klagenfurt über die estnische Hauptstadt Tallin ins weißrussische Minsk geflogen.

Wegen des politischen Konflikts zwischen der russischen Führung und Weißrusslands Staatschef Alexander Lukaschenko sei es dem GRU zu riskant gewesen, Marsalek im Nachbarland zu belassen. Deshalb sei er weiter nach Russland geschafft worden.

Marsaleks Verbindung zum russischen Geheimdienst

Der „Spiegel" hatte zuvor berichtet, Marsalek könnte sich in Belarus oder Russland aufhalten. Im russischen Ein- und Ausreiseregister, das auch das benachbarte Belarus umfasse, sei für Marsalek eine Eintragung nur Stunden nach seiner Freistellung bei Wirecard zu finden.

Demnach sei Marsalek über den Flughafen der Hauptstadt Minsk eingereist. Eine Wiederausreise Marsaleks wurde laut „Spiegel" bislang nicht verzeichnet. Dem Bericht von Samstag zufolge, nähren die neuen Erkenntnisse die These, der Ex-Manager von Wirecard habe mit dem russischen Geheimdienst kooperiert oder gar für die Behörden gearbeitet.

[Alle wichtigen Updates des Tages zum Coronavirus finden Sie im kostenlosen Tagesspiegel-Newsletter "Fragen des Tages". Dazu die wichtigsten Nachrichten, Leseempfehlungen und Debatten. Zur Anmeldung geht es hier.]

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB habe Marsalek seit 2015 überwacht und seine Reisebewegungen sowie Buchungsdaten gespeichert. In den gesammelten Reisedaten gäbe es allerdings Lücken – nicht alle Ein- und Ausreisen seien vollständig dokumentiert. Darunter auch Reisen nach Russland.

Der FSB dokumentierte nach 2016 keine Einreisen Marsaleks mehr nach Russland, obwohl dies, so der „Spiegel", nicht stimme. (Tsp, AFP)

Zur Startseite