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Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner: Von der Matte auf die Couch und zurück
Bei Olympia in Tokio wurde die Judoka zur Superheldin. Danach allerdings hatte sie mit Motivationsproblemen zu kämpfen. Nun ist sie zurück – und wie.
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Vor drei Jahren wurde Anna-Maria Wagner zur Superheldin. Beim Mixedwettbewerb in Tokio war die Judoka im kleinen Finale trotz einer Bänderverletzung im rechten Ellbogen auf die Matte gegangen und hatte die deutsche Mannschaft damit auf dem Weg zu Olympia-Bronze in Führung gebracht.
Ihr Teamkollege Sebastian Seidl lobte Wagner danach mit den Worten: „Sie ist der Superhero!“ Sie selbst meinte damals: „Die Medaille ist da. Dafür würde ich auch ohne Arme auf die Matte gehen.“
Zuvor hatte Wagner im Einzel bereits Bronze gewonnen und ihren unglaublichen Lauf damit fortgesetzt, der einige Wochen zuvor mit dem Weltmeistertitel in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm begonnen hatte. Wagner war auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen Schaffenskraft.
Doch im Sport kann es manchmal ganz schnell gehen. Eben noch als Superheldin verehrt, musste sich Wagner kurz darauf die Frage stellen: „Wie geht es jetzt weiter?“. Sie hätte die Freude am Judo verloren und könne sich nicht mehr für den Sport motivieren, erzählte sie vor den Sommerspielen in Paris in einem Interview dem Münchner Merkur und der TZ.
Ich kann es immer noch nicht glauben, das ist alles surreal. Erst mit der Fahne in der Hand wird es real für mich.
Anna-Maria Wagner auf der DOSB-Pressekonferenz am Mittwoch
All das ist Vergangenheit, inzwischen hat Anna-Maria Wagner nach ihrer „Post-Olympiadepression“, wie sie es selbst nannte, wieder Lust auf den Wettkampf. Im April wurde die Sportsoldatin Vizeeuropameisterin und im Mai sogar zum zweiten Mal Weltmeisterin. Und nun darf sie bei der olympischen Eröffnungsfeier zusammen mit Basketballer Dennis Schröder die deutsche Fahne tragen.
„Ich kann es immer noch nicht glauben, das ist alles surreal. Erst mit der Fahne in der Hand wird es real für mich“, sagte Wagner bei einer Pressekonferenz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Mittwoch.
Am 1. August wird es dann auch sportlich ernst für die 28 Jahre alte Ravensburgerin, die mittlerweile in Köln lebt und Hotel- und Tourismusmanagement studiert. Zwar bezeichnete sie eine mögliche Wahl zur Fahnenträgerin schon im Vorfeld als „Kirsche auf der Torte“, noch besser würde ihr das zweite Olympia-Abenteuer aber wohl schmecken, wenn es diesmal sogar für Gold reichen würde. Es ist das erklärte Ziel von Anna-Maria Wagner für Paris und wäre eine neuerliche Heldentat.
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