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Sport: Fanatisch zum Sieg

Kiels Handballer triumphieren im Finale der Champions League über Flensburg

Es ist 19.19 Uhr, als Stefan Lövgren, der schwedische Kapitän des THW Kiel, den Silberpokal stolz in die Höhe streckt und die 10 500 Zuschauer in der Kieler Ostseehalle einen akustischen Orkan entfachen. Es ist 19.19 Uhr, als eine tiefe Sehnsucht der Kieler Handballer, auch den wichtigsten Klubwettbewerb der Welt, die Champions League, zu gewinnen, in Erfüllung geht. Auf den Tag sieben Jahre zuvor war der Klub im Finale beim FC Barcelona knapp unterlegen, nun haben sie das Endspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt nach dramatischen 60 Minuten mit 29:27 (15:10) gewonnen. Es ist 19.19 Uhr, als die Flensburger mit hängenden Köpfen die Halle des Erzrivalen verlassen.

„Es ist unglaublich, unglaublich, unglaublich“, freute sich Lövgren, da die Kieler in den beiden Finalspielen nur auf acht gesunde Feldspieler zurückgreifen konnten. „Das ist der größte Moment in meinem Leben“, sagte der 41-jährige Andrej Tschepkin, den der THW Kiel erst vor einem Monat verpflichtete, und der (nach sechs Siegen mit dem FC Barcelona) seinen siebten Triumph in der Königsklasse feierte.

Wie sehr die 9000 Kieler Fans nach einer Tilgung der historischen Niederlage von Barcelona schmachteten, zeigte der atmosphärisch dichte Einlauf der Teams: Flensburgs Kreisläufer Johnny Jensen wurde noch energischer ausgepfiffen als sonst, Lövgren noch enthusiastischer gefeiert als bei den ohnehin stimmungsvollen Derbys. Lövgren nahm indes nur auf der Bank Platz, und wie im Hinspiel übernahm Linkshänder Christian Zeitz den Part des THW-Regisseurs – mit Erfolg: Gegen die Stemmwürfe des Weltmeisters war der starke SG-Keeper Jan Holpert oft machtlos, so dass der Gastgeber schon nach sechs Minuten mit 4:1 in Front lag. Die Halle tobte, immer wieder rissen die spektakulären Paraden des französischen Internationalen Thierry Omeyer, der fast alle Bälle von Außen parierte, die fanatischen Kieler Fans von den Sitzen.

Doch Flensburg erholte sich; mit hohen Sprungwürfen brachte nun der polnische Vize-Weltmeister Marcin Lijewski den Gast mit dem 5:4 wieder zurück. Ein offener Schlagabtausch kündigte sich nun an, doch beim Stand von 9:7 für Kiel schickten die polnischen Referees Baum/Goralcyk den wichtigen Flensburger Rückraumspieler Joachim Boldsen nach einem Foul an Zeitz mit Rot vom Platz – unter wütendem Protest der Flensburger Bank. Danach zog Kiel, angeführt nun vom französischen Weltstar Nikola Karabatic davon. „Die ganze Mannschaft war sensationell“, lobte Lövgren. Als Kim Andersson mit der Pausensirene einen Strafwurf zum 15:10 über Holpert hinweg hob, schien eine Vorentscheidung gefallen.

Doch die Gäste bäumten sich auf, und als der kroatische Olympiasieger Blazenko Lackovic zum 17:17 einwarf, war alles wieder offen. Kiel zog zwar wieder davon auf 22:17, doch Flensburg verkürzte durch die trickreichen Strafwürfe Anders Eggerts und die rasanten Tempogegenstöße des Torge Johannsen. Der große Handballkampf wurde erst in den Schlussekunden entschieden.

Als der THW auf Dominik Klein (Zeitstrafe) und Zeitz (Rote Karte) verzichten musste, benötigte Flensburg beim 28:27 nur noch einen Treffer, um das Siebenmeter-Werfen zu erreichen. Aber bei 4:6- Unterzahl bediente Kiels Hendrik Lundström den freistehenden Kim Andersson, der warf ein zum entscheidenden 29:27. Der Rest war schwarz-weißer Jubel.

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