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Ständig unter Beschuss: Silvio Heinevetter (l.) baut sich hier vor Tschechiens Filip Jicha auf.

© dapd

Auftaktniederlage gegen Tschechien: Fehlstart für deutsche Handballer bei EM

Die deutsche Handballnationalmannschaft läuft gegen Tschechien fast 60 Minuten einem Rückstand hinterher und verliert am Ende ihr erstes Spiel bei der EM in Serbien verdient mit 24:27.

Neun Minuten vor Schluss versuchte der neue Bundestrainer Martin Heuberger, das Unheil zu stoppen. Er nahm eine Auszeit. Aber beim Stand von 19:24 war eigentlich schon alles verloren für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die vor allem mental überfordert wirkte. Trotz des Zwischenspurtes nach der Pause war wieder alles Selbstvertrauen dahin, und so verlor das Team ihr erstes Vorrundenspiel bei der 10. Handball-EM in Serbien mit 24:27 gegen Tschechien. Damit sind die Chancen, noch ein Ticket für das olympische Handballturnier 2012 in London zu ergattern, schon nach der ersten Begegnung auf ein Minimum gesunken. Die weiteren Vorrundenpartien bestreitet die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Dienstag gegen Mazedonien und am Donnerstag gegen Schweden.

Sie hatten Optimismus ausgestrahlt, Selbstvertrauen, Lässigkeit, aber nach Anpfiff war alles dahin. Bis zum 2:2 in der fünften Minute, als Uwe Gensheimer einen Strafwurf verwandelte, hielt die DHB-Auswahl noch mit, aber dann kollabierte das Team förmlich. Im Angriff ging – nichts. Kapitän Pascal Hens (HSV Hamburg) unterliefen unfassbare technische Fehler, und als er selbst einmal durchbrach, warf er den Ball einen halben Meter über das Tor. Den Angriffskonzepten fehlte jegliches Timing, den Rückraumspielern jeglicher Mut in das eigene Vermögen, es machte sich Panik breit bei den deutschen Handballern. Auch Gensheimer, der sonst so sichere Schütze, scheiterte zweimal an Petr Stochl (Füchse Berlin), dem ausgezeichneten tschechischen Keeper.

Die Tschechen hingegen, angeführt vom Welthandballer Filip Jicha (THW Kiel), wirkten cool und abgeklärt, sie nutzten die Fehler der deutschen Offensive zu erfolgreichen Tempogegenstößen, und sie waren auch geduldiger im Angriff. "Enger stellen, enger stellen", schrie der deutsche Chef der 6:0-Deckung, Oliver Roggisch (Rhein Neckar-Löwen), nach zehn Minuten, aber die Formation wurde eher noch poröser, und so war nach zwölf Minuten beim Stand von 3:9 schon eine Vorentscheidung gefallen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Deutschen gerade ein Tor aus dem Feld zustande gebracht.

Heuberger immerhin versuchte es nun mit Wechseln. Er tauschte Hens, der überfordert mit der Situation wirkte, gegen den Flensburger Lars Kaufmann, und kurz darauf bekam auch der Berliner Sven-Sören Christophersen auf der Spielmacherposition seine Chance, da Michael Haaß (Göppingen) erschöpft war. Und nun hielt zumindest die Abwehr dagegen, so dass der Gegner nicht noch weiter davon zog. Und auch Torhüter Silvio Heinevetter (Füchse), der zunächst blass blieb, zeigte nun manchmal sein Können. Als Holger Glandorf (Flensburg) drei Sekunden vor der Halbzeitsirene zum 10:14 traf, schöpften der Weltmeister von 2007 wieder Hoffnung.

Glandorf war es auch, der nach der Pause mit einem Durchbruch die Aufholjagd einläutete. Nun zeigten sie die Entschlossenheit und Kaltblütigkeit, die nötig ist beim schwersten Turnier der Welt, und sie erkämpften endlich Bälle in der Abwehr, die zu leichten Toren führte. Als Haaß per Tempogegenstoß traf, betrug der Abstand beim 13:15 (35.) nur noch zwei Treffern, und kurz darauf verkürzte Dominik Klein auf 16:17 (39.), scheiterte aber danach bei einem Tempogegenstoß an Stochl. Nun stimmte auch wieder die Körpersprache bei den deutschen Profis.

Die Tschechen konterten, nachdem Roggisch seine zweite Zeitstrafe absaß, zum 16:19 (41.). Doch die Deutschen blieben dran und hatten in Überzahl erneut die Chance, den Ausgleich zu erzielen. Aber Kaufmann spielte nicht, sondern versuchte es allein – und hämmerte den Ball vorbei. Im Gegenzug traf Jicha aus zehn Metern zum 19:21 (46.), und so nahm die Niederlage ihren Lauf. Nun kollabierte das deutsche Positionsspiel schon wieder, während die Tschechen ihre Möglichkeiten nutzten. Die Deutschen fanden keine Lösungen mehr, nicht gegen die tschechische Deckung, und nicht gegen Jicha, dem Ausnahmehandballer vom THW Kiel.

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