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Sport: Flaute im Zoo

Alinghi-Chef Bertarelli wirft Cupverteidiger Verzögerung vor

Auckland (dpa). Gewöhnlich pflegt Ernesto Bertarelli einen sehr sachlichen Umgangston, er ist von ruhigem Gemüt, Wutausbrüche liegen ihm fern. Als sich der 38 Jahre alte Milliardär und Chef der Schweizer Yacht Alinghi nun aber zum vierten Mal in Serie daran gehindert fühlte, mit seiner Crew die Vorentscheidung bei der wichtigsten Segelregatta der Welt herbeizuführen, da sah er sich zu recht deutlichen Tönen genötigt. „Das ist hier wie im Zoo“, fluchte der Navigator der Alinghi nach den Rennabsagen in Serie beim America’s Cup. Bertarelli sieht mangelnde Startbereitschaft und Verzögerungstaktik des Titelverteidigers Neuseeland und nicht eine anhaltende Flaute als Ursache für die seit Donnerstag vergangener Woche immer wieder verschobene vierte Wettfahrt. Einen plausiblen Grund gab es dann für die Absage des fünften Versuches in der vergangenen Nacht: Meterologen hatten Starkwinde mit bis zu 40 Knoten angekündigt.

Da die Schweizer im Kampf um die älteste Sporttrophäe der Welt bereits mit 3:0 führen und ihnen nur noch zwei Siege fehlen, um in der 152jährigen Geschichte des Rennens als erstes europäisches Team den Cup zu gewinnen, greift der Titelverteidiger zu jedem rettenden Mittel. Bertarelli fordert eine deshalb unabhängige Wettfahrtleitung. Laut derzeit gültigem Cup-Reglement aus dem Jahr 1857 stellt der Titelverteidiger und damit der Gastgeber die Jury. Die Schweizer haben dieses Problem zum Top-Thema auf ihrer Wunschliste für Veränderungen erklärt, falls sie den America’s Cup gewinnen sollten.

Während sich die neuseeländischen Medien weiter „auf dem Kriegspfad“ gegen das Team Allinghi Challenge und dessen neuseeländischen Skipper Russel Coutts befinden, haben Aucklands Stadtväter den Eidgenossen ein symbolisches Friedensangebot unterbreitet: Am Wochenende hissten sie erstmals neben der „Loyal“-Flagge des Teams New Zealand die Schweizer Nationalfahne auf der imposanten Harbour Bridge, die Auckland City mit der Nordküste verbindet. „Wir regen uns schon lange nicht mehr über die Anfeindungen auf, die Russell und andere im Team über sich ergehen lassen müssen. Ich denke, der Großteil der Öffentlichkeit hat inzwischen einen gemäßigten Kurs eingeschlagen“, sagte der deutsche Alinghi-Sportdirektor Jochen Schümann.

Unterdessen hat ein Trainingsunfall im Schweizer Team für Schrecksekunden gesorgt. Beim Fußballspielen nahe dem Basislager brach sich Physiotherapeut Xavier Jolie ein Bein. Alinghi-Boss Bertarelli rannte in ein benachbartes Café, um kühlendes Eis zu besorgen. „Ein schmerzlicher Unfall“, bedauerte Schümann das Missgeschick. „Aber wenigstens hat es keinen unserer Segler getroffen.“

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