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Sport: Flügel für Hellas

Rehhagel träumt von großen griechischenTaten

Für Otto Rehhagel ist der Weg auf den Olymp, den heiligen Berg der griechischen Götter, nicht mehr weit. Eigentlich ist er schon dort oben angekommen. „Egal was kommt, wir danken dir für das, was du uns beigebracht hast“, schrieb die Athener Sportzeitung „Goal“ nach dem denkwürdigen Auftaktsieg bei der Fußball-Europameisterschaft über den Gastgeber Portugal.

Selten einmal, mit der Ausnahme seiner Zeit bei Werder Bremen, fühlte sich Rehhagel so akzeptiert. Wenn er da sitzt und redet, klingt vieles nach einem Märchen, in dem er sich in der Hauptrolle sieht. Und vielleicht ist es wirklich so, sie könnten nun alle weiteren Spiele verlieren, an ihm würde kaum einer zu rütteln wagen. „Ich habe dem griechischen Fußball neue Wege gezeigt, und die Leute folgen mir“, sagt er. „Wir haben hier über den Tellerrand hinaus geschaut. Nun sehen die Spieler, wie weit sie in Portugal kommen können.“

Deshalb schreiben auch die portugiesischen Blätter wie „Record“ und „A Bola“ erstaunt über den Wandel des Deutschen und widmen allein der guten Laune Rehhagels Mehrspalter auf ihren Euro-Sonderseiten. Wenn er sein Team zwischen Pinienbäumen am malerischen Rio Ave trainieren lässt, lächelt Rehhagel tatsächlich. Seine Gesten verraten: Der Mann ist entspannt. Nach dem Sieg über Portugal ließ der 65-Jährige sogar eine Trainingseinheit ausfallen – früher undenkbar.

Gerade sein intensiver Kontakt zu den Spielern kommt gut an. „Wenn wir seine taktischen Anweisungen erfüllen, können wir Erfolg haben“, sagt Panagiotis Fyssas. „Er spricht mit uns, jeden Tag, und er kümmert sich um die Sorgen jedes Einzelnen“, erzählt der Bremer Angelos Charisteas. Der Erfolg beschert nun immer mehr Spielern aus dem griechischen Kader einen Vertrag außerhalb des Landes. Fissas geht zu Benfica Lissabon, Georgios Seitaridis schließt sich dem FC Porto an.

Rehhagel lässt keine Gelegenheit aus, seine Spieler und ihre Disziplin zu loben. „Die Mannschaft hat sich selbst ins Scheinwerferlicht gestellt. Jetzt wissen wir, dass wir auch gegen Spanien gewinnen können“ – so beschreibt Rehhagel die Stimmungslage. Immer noch liebt er eine blumige Ausdrucksweise und spricht von Flügeln, die sein Team bekommen habe. „Wir sind nicht im siebten Himmel, wir stehen mit beiden Beinen auf dem Boden.“

Selbst beim Gegner Spanien wird registriert: Die Griechen sind deutsch geworden. „Sie haben einen deutschen Trainer, sie spielen mit deutschen Tugenden, sie haben vor gar nichts Angst und sie schießen aus der zweiten Reihe“, stellte Spaniens Star Raul fest. Das alles zusammen mache die Griechen zu einem unangenehmen Gegner.

Von derlei Lob lässt sich Rehhagel nicht blenden. Er schottet stattdessen seine Mannschaft ab. Nun liegen die Helden des Portugalspiels auf ihren Zimmern des Teamhotels in Vila do Conde und denken über das heutige Duell gegen Spanien nach. Freunde, Verwandte, Funktionäre und Journalisten haben außer bei Pressekonferenzen keinen Zutritt. „Ich habe da ein paar alte Zöpfe abgeschnitten“, sagt Rehhagel. Seitdem er den eigenwilligen Star Demis Nikolaidis zur Rückkehr ins Nationalteam überredete, was ihm als große Tat angerechnet wurde, sagt er: „Damit haben alle gesehen, dass ich mir viele Gedanken mache. Ich diskutiere mit den Spielern, aber letztlich bleibt die Verantwortung an mir hängen. Weil das alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, habe ich auch meinen Vertrag bis zur WM 2006 verlängert.“ Es könnte also weitergehen mit dem Märchen, in dem Otto Rehhagel die Hauptrolle spielt.

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