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Durchgesetzt. Dainis Kristopans (m.) und die Füchse gewannen gegen Magdeburg.

© dpa

Sprung auf Platz drei: Füchse Berlin gewinnen hitziges Derby gegen Magdeburg

Die Füchse Berlin gewinnen knapp gegen Magdeburg. Der Sieg ist nicht nur wichtig für das Prestige, sondern auch für den Kampf um die Champions League.

Dass es keine Vorwarnung gegeben hätte, konnte man wirklich niemandem vorwerfen. „Achtung!“, stand auf den Schildern, die am Sonntag in der Reporterreihe der Max-Schmeling-Halle aufgestellt worden waren. „Bei der Einlaufshow werden neue Flammensäulen eingesetzt“, hieß es weiter. Und dass es warm werden könne, sehr warm sogar.

Es war eine grandiose Untertreibung. Heiß hätte es besser getroffen. Oder hitzig. Im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga zwischen den Füchsen Berlin und dem SC Magdeburg ging es also zu wie immer, wenn beide Abordnungen aufeinandertreffen, das übliche Drehbuch. Nach 60 umkämpften Minuten durften die Berliner im neuerlichen Duell einen 25:24 (12:13)-Sieg bejubeln, der sie auf Tabellenplatz drei katapultiert und von erheblicher Relevanz für die Champions-League-Plätze sein könnte.

„Ich bin stolz auf meine Mannschaft, sie hat nie aufgegeben“, lobte Velimir Petkovic. „Wenn Magdeburg hier mit einem Tor gewinnt, können wir uns auch nicht beschweren“, ergänzte der Füchse-Trainer, „es war ein Riesenspiel von beiden.“ SCM-Coach Bennet pflichtete bei: „Wir haben viel investiert, viel geleistet, die Intensität hochgehalten“, sagte er, „aber der Punkt, den wir verdient gehabt hätten, war uns leider nicht vergönnt.“

Das Spiel wogte hin und her, es kippte x-mal

Wie groß die Motivation im Duell mit dem Lieblingsrivalen aus Sachsen-Anhalt ist, verdeutlichte allein die Personalie Paul Drux. Beim Nationalspieler hatte kurzfristig eine Art Wunderheilung eingesetzt. Am Donnerstag, im EHF-Cup gegen den stärksten Gruppengegner aus Tatabanya, saß Drux noch auf der Tribüne.

Neben dem Rückkehrer durfte Petkovic auch Dainis Kristopans im Kader begrüßen, den 2,15 Meter großen Letten, den die Berliner unter der Woche für ein halbes Jahr von Champions-League-Sieger Vardar Skopje unter Vertrag genommen hatten. Kristopans landete direkt in der Startformation: Hinten mischte er im Epizentrum des Geschehens mit, im Mittelblock, und ließ seine ebenfalls um die zwei Meter großen Nebenleute, die Kroaten Jakov Gojun und Marko Kopljar, beinahe wie Otto-Normal-Bürger erscheinen. Vorn fehlte dem wuchtigen Linkshänder allerdings noch sichtlich die Bindung zum Spiel, das Feingefühl für die Situation. Aber das war angesichts seiner kurzen Eingewöhnungsphase von vier Tagen nicht wirklich überraschend.

9000 Besucher in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle erlebten einen wilden Start. Dass auf beiden Seiten die planmäßigen Spielmacher und ihre Ersatzleute mit Verletzungen fehlten, war nicht zu übersehen. Die Gäste erwischten den besseren Auftakt und hatten sich schnell ein kleines Polster erspielt (3:5). Dann drehten die Berliner das Spiel, Kristopans traf zum 8:6. Die Schlussphase gehörte wieder Magdeburg. Die Gäste spielten ihre Überzahlsituationen gut aus und gingen mit einer knappen Führung in die Kabine (12:13). „Kein Spiel der letzten Jahre hat mich je so aufgewühlt wie das heutige“, berichtete der Ex-Magdeburger und heutige Füchse-Sportvorstand, Stefan Kretzschmar. „Am liebsten wäre ich zur Pause aus der Halle geflüchtet.“ Selbstverständlich blieb er.

Kristopans erzielte bei seinem Debüt vier Tore

Auch im zweiten Durchgang wogte die Partie hin und her: Der SCM setzte sich zunächst auf 15:12 ab, keine drei Minuten später stand es schon wieder unentschieden. Jeder Ballgewinn, jede noch so kleine Aktion, jedes Tor und jede Zeitstrafe konnte nun den Unterschied in der Endabrechnung ausmachen. Entsprechend hektisch und emotional gestaltete sich die Gemengelage. Berlins Abwehrchef Jakov Gojun stand bei Ballbesitz seines Teams ununterbrochen vor der Bank und motivierte, ruderte mit den Armen, riss die Zuschauer mit. Dabei hätte es gar keine zusätzliche Motivation gebraucht. Das Match hatte alles, was ein ordnungsgemäßes Derby ausmacht.

Natürlich auch einen Helden, der sich von allen anderen abhob, er hieß am Sonntagnachmittag: Silvio Heinevetter, der gerade in Halbzeit zwei richtig auftaute. Zwölf Paraden standen am Ende in seinem Arbeitsnachweis, ein solider, aber kein absolut herausragender Wert. Dafür bestätigte Heinevetter eine alte Binse: Es ist egal, wie viele Würfe Handball-Torhüter halten – solange es die entscheidenden sind.

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