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Jaron Siewert hat schöne Erinnerungen an Essen.

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Füchse-Trainer Siewert trifft auf Ex-Klub Essen: Für ein Spiel müssen die Herzlichkeiten warten

Füchse-Trainer Jaron Siewert hat beruflich wie privat nur beste Erinnerungen an Essen. Nun will er seinen Ex-Klub Tusem bezwingen.

Ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Verein ist immer so eine Sache. Die Motivation ist noch einmal etwas größer, das Kribbeln vor dem Spiel verstärkt und der ohnehin schon bestehende Wille zum Sieg wird zusätzlich herausgefordert. Wenn die Füchse an diesem Wochenende die Tusem Essen empfangen, ist die Begegnung für Jaron Siewert aber nicht nur deshalb eine besondere. Seine Zeit im Ruhrgebiet war für ihn prägend. Hier machte sich der gebürtige Berliner einerseits als jüngster Trainer im professionellen Handball einen Namen, lernte andererseits seine Lebensgefährtin kennen und gründete eine Familie.

„Ich habe viele Verbindungen nicht nur sportlich, sondern auch privat. Es ist ein sehr schöner und wichtiger Lebensabschnitt von mir“, erzählt Siewert, der während seiner drei Jahre bei den Rot-Weißen aus jungen Nachwuchstalenten eine schlagkräftige Truppe formte und so den Traditionsverein nach zwei Insolvenzen und dem schmerzhaften Zwangsabstieg zurück in die Bundesliga führen konnte. Obwohl er in dieser Saison in die Hauptstadt wechselte, schaut der 27-Jährige wenn möglich noch immer die Spiele des Aufsteigers und drückt seiner alten Mannschaft die Daumen. Der Kontakt blieb, Freundschaften, auf und abseits des Feldes, bestehen weiter und verbandeln ebenso wie verwandtschaftliche Beziehungen.

Zurück in seiner Heimatstadt muss all das in den Hintergrund rücken, wenn am Sonntag um 16 Uhr in der Max-Schmeling-Halle die erste Partie der Füchse nach der WM angepfiffen wird. Dann will Siewert den fulminanten Lauf der Berliner fortsetzen, der im vorigen Jahr in acht Bundesliga-Siegen in Folge gipfelte.

„Wir wollen schnellstmöglich den Rhythmus und die Freude der Spiele vor Weihnachten wieder auf die Platte bringen. Der Sieg ist für uns natürlich Pflicht, aber es wird kein Selbstläufer“, sagt der Trainer, der davor warnt, sich von dem Tabellenbild täuschen zu lassen. Gegen den aktuell Vorletzten müsse man fokussiert und motiviert an die Sache herangehen, um nicht zu stolpern.

Jaron Siewert spricht voller Respekt über Tusem Essen

Voller Respekt spricht er über seinen alten Klub: „Ich muss sagen, es sieht attraktiv aus, wie Essen spielt. Sehr mutig für einen Aufsteiger, konsequentes Tempospiel. Sie schaffen es sehr gut, den einen oder anderen vielleicht körperlichen Nachteil zu kompensieren und etablierte Erstligisten vor Aufgaben zu stellen.“

Für die Berliner sollte es dennoch eine zu bewältigende Herausforderung sein. Aktuell auf Platz vier könnten Siewert und sein Team mit einem Erfolg sogar die oberen Ränge angreifen und Kiel und den Rhein-Neckar-Löwen gefährlich werden. Einen Ausrutscher will sich der ambitionierte Trainer nicht erlauben – erst recht nicht gegen seiner einstigen Verein.

Deshalb lief die Vorbereitung weiter auf Hochtouren, während sich die Handballwelt in Ägypten profilierte und Siewert in Berlin zeitweise nur acht etatmäßige Spieler zur Verfügung standen und der Kader mit A-Jugendlichen aufgestockt werden musste. Die Option der Spielverlegung, die aufgrund der drei WM-Finalisten Jacob Holm, Lasse Andersson und Valter Chrintz bestanden hätte, zogen die Füchse nicht. Der Terminkalender sei durch Nachholspiele und Europapokalansetzungen ohnehin schon voll genug.

Ob die WM-Spieler auflaufen, ist allerdings noch nicht gewiss. Trotz überstandener Quarantäne und Corona-Tests will der Trainer ihnen wenn möglich etwas Ruhezeit verschaffen und so die Belastung steuern. „Ich plane sie fest im Kader ein“, berichtet Siewert, „inwieweit sie dann eingesetzt werden, wird der Spielverlauf zeigen. Aber es ist wohl verständlich, dass keiner von denen in der Startaufstellung stehen wird.“ Mit einer ansonsten unversehrten Mannschaft ist der Pool an Spielern schließlich groß genug, um bei der ersten Sieben zu variieren.

Siewert ist auf jeden Fall gewappnet. Er, dem Sportvorstand Stefan Kretzschmar einen beeindruckend hohen Handball-IQ zuspricht, hat sich seinen Plan zurechtgelegt. Auf dem Feld zählen für ihn gegen Essen nur zwei Punkte – Herzlichkeiten und Freundschaftsbekundungen müssen bis nach dem Spiel warten.

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