
Interview mit Eisbären-Manager Lee: "Geld ist nicht alles - der Umgang mit Menschen ist wichtiger"
Manager Lee spricht nach dem siebten Titel über den Zusammenhalt bei den Eisbären, neue Spieler und die anstehende Vertragsverlängerung mit Trainer Don Jackson. Und er erklärt, warum er bei den Spielen seines Teams lieber spazieren geht.
Herr Lee, wie haben Sie das entscheidende Finalspiel Ihrer Eisbären am Sonntag gegen die Kölner Haie erlebt?
Live nicht. Als das Spiel begann, habe ich die Arena verlassen und meinen Spaziergang durch Kreuzberg begonnen.
Wie bitte?
Ja, das habe ich die ganzen Play-offs so gemacht. Ich kenne die Gegenden um die Hallen in der Liga inzwischen sehr gut und ich kann Ihnen versichern, ich bin ziemlich fit wegen meiner ausgedehnten Spaziergänge.
Wie lange geht der Manager denn schon spazieren, wenn die Mannschaft spielt?
Das hat bei unser ersten Meisterschaft im Jahr 2005 angefangen. Die Emotionen gehen in den Play-offs hoch, es hängt sehr viel von Niederlage und Sieg ab. Ich kann das kaum noch ertragen. Als Spieler hast du es einfacher, da musst du nur spielen und bist für eine Sache verantwortlich. Als Manager bist du für alles verantwortlich, die ganze Saison. Das Einzige was ich nicht beeinflussen kann, sind die Spiele. Seitdem ich spazieren gehe, schone ich meine Nerven. Gut, ab und zu schaue ich auf dem Smartphone nach, wie es steht. Aber ich kann mit Niederlagen oder Siegen inzwischen sehr gut umgehen.
Was fällt denn außerhalb des Spazierengehens alles in Ihren Aufgabenbereich?
Ich sage immer: Ich bin nicht der Manager von einem Eishockeyteam, ich bin der Manager von Menschen, die Eishockey spielen. Der Glücksfall ist für einen Manager, wenn du einen guten Menschen bekommst, der gut Eishockey spielen kann. Oft bekommst du aber entweder gute Menschen oder gute Eishockeyspieler. Die Kunst ist beides zusammenzukriegen, da geht es um Leidenschaft. Die Spieler müssen Spaß an ihrer Arbeit haben, denn Profisport ist hart, da geht es an die höchste Schmerzgrenze. Wir spielen doch nicht immer besser als alle anderen, aber kulturell passt es bei uns. Ich muss sehen, dass sich die Ehefrauen und Kinder genauso wohlfühlen wie die Spieler und an vielen Komponenten arbeiten. Es geht darum, ein familiäres Gefühl zu kreieren, Zufriedenheit ist ein Schlüssel zum Erfolg.
Sieben Meisterschaften in neun Jahren belegen, dass Sie den richtigen Schlüssel haben.
Stimmt. Geld ist eben nicht alles. Der Umgang mit den Menschen ist wichtiger. Denken Sie doch nur an unseren Konflikt mit den Fans zu Beginn der Play-offs wegen der veränderten Eintrittspreise für die nächste Saison. Das lief doch fast wie bei einem Familienstreit ab. Ziemlich heftig, aber dann am Ende wurde es versöhnlich. Wir sind da eng zusammengerückt.
Die Familie ist seit dem Auszug aus dem Wellblechpalast in die Arena am Ostbahnhof sehr groß geworden. Und sie macht Minus. Von zwei Millionen Euro Verlust pro Saison ist bei den Eisbären die Rede ...
Nein. Wirtschaftlich funktioniert das bei uns, auch wenn wir Verlust machen in der Halle. Aber das ist anders zu sehen als im Wellblechpalast. Da hatten wir nur Kosten. Die O2 World verdient mit anderen Veranstaltungen und an unseren Spielen. Glauben Sie mir: Unser Eigentümer kann sehr gut rechnen.

Wie hat denn Hallen- und Klubeigner Philip Anschutz auf den siebten Titel der Eisbären reagiert?
Er ist großer Eisbären-Fan. Anschutz hat hat sofort gratuliert und gesagt, dass wir jetzt mit den Eisbären eine Dynastie haben. Wir sind glücklich, dass er sein Sportsegement nicht verkauft hat, wie zunächst angekündigt. Nun bleibt alles in der Familie.
Auch ein anderer Familienvater bleibt: Trainer Don Jackson. Wie groß ist die Freude darüber bei Ihnen?
Dons Entscheidung hat mich nicht überrascht. Er ist ein Mensch, der neue Herausforderungen sucht und die findet er auch bei uns: Hier kann er weiter etwas entwickeln. Das ist ihm wichtig. Andere Angebote hat er genug, aber es geht ihm nicht ums Geld.
Wie wird denn die Mannschaft aussehen, mit der Jackson zusammenarbeiten kann? Einige erfahrene Profis wie Tyson Mulock, Jamie Arniel, Corey Locke oder Ryan Caldwell werden die Eisbären ja verlassen ...
Wir werden jetzt erst mal schauen, welche jungen deutschen Spieler wir aufbauen können, bevor ich hektisch Ausländer verpflichte. Ich erinnere mich noch daran, als ich vor zehn Jahren Spieler wie Florian Busch und Frank Hördler lizenziert habe. Da hat mir ein Journalist gesagt: Schön. Aber die Jungs sind mir keine Meldung wert. Wo sind die neuen Spieler?
Hördler und Busch sind nun sieben Mal mit den Eisbären Meister geworden. Schade eigentlich, dass Sie ihre wichtigsten Auftritte nicht gesehen haben, oder?
Ich habe alles gesehen. Auch das letzte Finale. Als ich am Montagmorgen nach unserer Meisterparty nach Hause kam, habe ich sofort den Fernseher eingeschaltet, um vier Uhr morgens. Ich hatte viel Spaß beim Zuschauen. Ich wusste ja, dass wir gewinnen.